Mit Gleitzeit hat die Wiener Kreativagentur Tunnel23 schon vor zehn Jahren begonnen. Zuletzt erweiterte sie das flexible Angebot an Mitarbeitende um den "Freedom Friday". Warum dieser nicht automatisch eine Vier-Tage-Woche bedeutet und worin der Vorteil eines "freien Freitags" liegt, erklärt Geschäftsführer und Eigentümer Diego del Pozo.
KURIER: Ihre Agentur Tunnel23 setzt bei neuen Arbeitsmodellen auf den „Freedom Friday“. Was ist das?
Diego del Pozo: Er bedeutet, dass der Agentur egal ist, wie du dir deine Arbeitszeit am Freitag einteilst, aber den Kunden und Kollegen nicht – mit diesen muss man sich abstimmen. Damit das geht, schaffen wir die nötigen Voraussetzungen. Wir vermeiden Termine mit Anwesenheitspflicht und lassen Fristen, Abgaben und Kampagnenstarts nicht auf diesen Tag fallen.
Und die Kunden spielen mit?
Natürlich ist es so, dass unsere Branche einiges an Flexibilität einfordert. Der „Freedom Friday“ bedeutet daher nicht, dass am Freitag keiner was von einem brauchen darf. Aber die Frage ist, wie oft. 52 Freitage im Jahr werden es nicht sein, die man sich komplett frei einteilen kann. Sind es aber 40, ist es auch gut.
Was war der Anlass? Immerhin hat Ihre Agentur die Gleitzeit schon vor zehn Jahren eingeführt.
Immer, wenn wir Mitarbeiter nach Verbesserungsvorschlägen gefragt haben, war die Antwort: Ich brauche mehr Zeit. Jedoch braucht diese jeder für etwas Anderes. Die eine möchte gerne konzentriert an einer Präsentation arbeiten, ein anderer ungestört seine To-Dos abarbeiten oder einfach mal früher Schluss machen. Deswegen haben wir nach einer Lösung gesucht, wo wir genug Freiheiten einräumen, damit die Zeit dort genutzt werden kann, wo sie benötigt wird. Die herkömmliche Vier-Tage-Woche hätte bei uns kein Problem gelöst, außer dass die gleiche Arbeit in weniger Zeit erfüllt werden muss.
Zusätzlich bieten Sie Gleitzeit, gratis Öffi-Tickets und Mittagessen. Bekommt man sonst keine Talente mehr?
Ich gehe davon aus, dass man zumindest mittelfristig einen massiven Nachteil haben wird, wenn man sich mit all diesen Sachen nicht befasst. Was wir deshalb gemacht haben, war die Arbeitszeit bei gleichbleibender Bezahlung auf 36 Stunden zu verkürzen. Das funktioniert. Unsere primäre Motivation ist aber, wie wir unseren Mitarbeitern einen leiwanden Arbeitsplatz bieten können.
Wie rechnen sich diese Investments?
Was kostet es, einen Mitarbeiter zu besetzen? Pi mal Daumen sind es mindestens 10.000 Euro, viel billiger wird es nicht. Sucht man fünf Leute pro Jahr, hat man 50.000 Euro ausgegeben. Da stecken noch nicht einmal die Kosten für das Onboarding drinnen. Auf der einen Seite bin ich hier also effizienter unterwegs, aber auch die Performance des Teams verbessert sich. Unser Ziel ist nicht, zu wachsen, sondern unsere Mitarbeiter langfristig zu halten.
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