Frauen wollen flexibler arbeiten
Neben "angenehmen Kollegen", einem sicheren Arbeitsplatz und einer guten Beziehung zu den Chefs wollen die Österreicher die Möglichkeit haben, Familie und Beruf zu vereinbaren. Das geht aus einer aktuellen market-Umfrage im Auftrag von "Frau in der Wirtschaft", der Unternehmerinnenvertretung der Wirtschaftskammer Österreich hervor. 64 Prozent der Frauen ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wichtig - im Gegensatz zu 36 Prozent der Männer. 87 Prozent aller Befragten würden gern mehr oder weniger Stunden pro Tag arbeiten, drei Viertel würden die Arbeistzeit auf wenige Tage pro Woche aufteilen. Zwei Dritte halten das Arbeiten von zuhause aus als interessante Möglichkeit, um Beruf und Familie zu vereinbaren. Tendenziell würden die befragten Frauen und Männer gern ihre Arbeitszeiten von Montag bis Donnerstag auf mehr als acht Stunden ausweiten und dafür Freitag nicht oder kaum arbeiten.
"Wir sehen in der betrieblichen Praxis immer wieder, dass der Wunsch nach flexibleren Arbeitszeiten berade bei Frauen starkt vohranden ist", sagte Adelheid Fürntrath-Moretti, Bundesvorsitzende von Frau in der Wirtschaft, auf der Pressekonferenz am Montag. Die gesetzlichen und kollektivvertraglichen Rahmenbedingungen würden mehr Flexibilisierung aber derzeit nicht erlauben.
"Frau in der Wirtschaft" fordert fünf gesetzliche Änderungen für mehr Flexibilisierung der Arbeitszeit. Die gewünschten Maßnahmen sollten dann in Einzelvereinbarungen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer individuell getroffen werden können.
Arbeitszeiten durchrechnen
Zum einen sollten die Arbeitszeiten durchgerechnet werden. Beispielsweise solle es möglich sein, in den Sommermonaten weniger Wochenstunden zu arbeiten - wegen der Sommerferien der Kinder - und dafür im Winter die fehlenden Stunden einzuarbeiten.
Die neunte und zehnte Überstunde ist derzeit noch zuschlagspflichtig, Frau in der Wirtschaft will die Normalarbeitsgrenze auf zehn Stunden täglich wie in Deutschland erhöhen (die politische Diskussion dazu wurde bereits im Wahlkampf geführt).
Außerdem will Frau in der Wirtschaft die Höchstarbeitszeit von zehn Stunden in bestimmten Fällen erhöhen, solange es um Reisezeiten oder Gleitzeiten oder kurzfristige Projekte geht.
Auch die Ruhezeiten im Homeoffice will die Organisation abschaffen. Frauen sollte es möglich sein, abends von zuhause aus zu arbeiten, wenn es der Job erfordert, und den nächsten Arbeitstag um acht Uhr zu beginnen. Derzeit gilt eine Ruhearbeitszeit von elf Stunden zwischen zwei Arbeitstagen. Auch das Beschäftigungsverbot am Wochenende - samstags ab 13 Uhr und sonntags von 0 bis 24 Uhr. Es müsse auch möglich sein, in bestimmten Fällen legal am Wochenende zu arbeiten, meint Fürnthrat-Moretti. Die erhöhten Überstundenzuschläge meist ab 20 Uhr will Frau in der Wirtschaft ebenso abschaffen.
Gewerkschaft befürchtet Lohnkürzungen
„Mit der Wirtschaftskammer-Befragung der Arbeitnehmerinnen soll nur mehr Flexibilität zugunsten der Unternehmen argumentiert werden“, kritisierte AK-Vizedirektorin Alice Kundtner in einer Aussendung. „Längere Durchrechnungszeiträume, weniger Zuschläge für Mehr- und Überstunden sowie die Aushebelung von Schutzvorschriften etwa bei Heimarbeit bringen nur eines: weniger Geld für noch mehr Arbeit“, meinte ÖGB-Vizepräsidentin und Frauenvorsitzende Sabine Oberhauser. Der ÖGB fordere dagegen höhere Gehälter für Teilzeitarbeit und mehr Kinderbetreuungsplätze. Zentrale Forderungen des ÖGB seien auch das kollektivvertragliche Mindestgehalt von 1500 Euro brutto, eine Verkürzung der Normalarbeitszeit und der Tages- und Wochenarbeitszeit.
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