Fraglicher Eignungstest für künftige Lehrer

Fraglicher Eignungstest für künftige Lehrer
Die Eignungstests an den Pädagogischen Hochschulen muten seltsam an. Die geplante Reform ist dringend nötig.

Lena hat lustige Kinderlieder gesungen, den vorgegebenen Rhythmus nachgeklatscht, hat mit verbundenen Augen Türme gebaut und ist zur Musik durch den Turnsaal gehüpft.

Lena Reicherstorfer (Name von der Redaktion geändert) könnte eine Fünfjährige sein, die sich für einen Platz in einer Elite-Vorschule bewirbt. Ist sie aber nicht. Reicherstorfer ist 34, Akademikerin, und hat sich im Frühjahr an zwei Pädagogischen Hochschulen (PH) in Österreich beworben - weil der drohende Lehrermangel den künftigen Job garantiert. Ihr Resümee: "Ich hätte Bedenken, mein Kind ruhigen Gewissens einem Lehrer zu übergeben, wenn es nur darum geht, solche Voraussetzungen zu erfüllen."

Der "Nachweis der sportmotorischen bzw. musikalischen Grundeigenschaften" für angehende Volks- und Hauptschullehrer muss laut Gesetz in Eignungs-Workshops erbracht werden. Da kann es passieren, dass Absolventen von Hochschul-Studien abgelehnt werden, weil sie die Tonleitern nicht singen können oder zu unsportlich sind. "Für Volksschullehrer ist es wichtig, die motorische und musikalische Eignung zu haben. Sie sind Allrounder", verteidigt Dagmar Hackl, Rektorin der PH Wien, die Eignungstests, "sie sind aber nur ein kleiner Teil unserer vierwöchigen Eignungsphase." Denn an der PH Wien müssen Bewerber bereits in der Eignungsphase ein Praktikum an einer Schule absolvieren - andere PH bieten das erst im Studium an. "Da erkennen wir sehr gut, wer für den Beruf geeignet ist", sagt Hackl. Die Vorphase würde viel in Sachen Selbsteinschätzung bewirken: "30 Prozent der Bewerber fallen freiwillig weg."

Ansturm

Über mangelnde Nachfrage können sich die PH jedenfalls nicht beklagen: Seit 2007 hat sich die Zahl der Studierenden um 65 Prozent auf 11.210 im Studienjahr 2010/11 erhöht. Das künftig auch die "richtigen" Lehrer werden, dafür soll die "PädagogInnenbildung Neu" sorgen. Denn für Andreas Schnider, Leiter der Vorbereitungsgruppe, sind die derzeitigen Eignungstests im Elementarbereich "schon etwas überholt. Es reicht nicht, die Eignung an einem Nachmittag abzutesten. Da braucht es schon eine längere Phase." Im Zuge dessen will das Unterrichtsministerium ab 2013 die Aufnahme- und Eignungsverfahren für alle Lehrer-Anwärter neu gestalten. Die Eignung der Studenten soll in den ersten beiden Semestern unter anderem durch Praxismodule an den Schulen und in Selbstreflexionsphasen getestet werden. Wie das konkret passieren soll, ist noch unklar. Verhindert wird damit, dass an den PH abgelehnte Bewerber ein Lehramts-Studium an einer Universität beginnen. Rektorin Hackl begrüßt die Reform: "Diese Form der Eignungsfeststellung ist sicher sehr wichtig."

Im Zuge der Reform sollen PH und Universitäten gemeinsame Institutionen für die Ausbildung aller Pädagogen betreiben. "Schon 2013 könnten die ersten Studierenden in der neuen Organisationsform aufgenommen werden", glaubt Schnider. Vorausgesetzt, die Regierung hält sich an den Stufenplan: "Es braucht eine klare Ansage. Im September müsste das neue Gesetz vorbereitet werden."

Wer noch vor 2013 Volksschullehrer werden möchte, dem sei jedenfalls ein Video auf der Webseite der PH Wien ans Herz gelegt: Es zeigt, wie man richtig Seil springt.

Neue Hochschule: Ein Modul für alle

Eckpunkte Ab 2013 soll die „PädagogInnenbildung Neu“ für alle Pädagogen vom Kindergarten bis zur AHS angeboten werden: „Education Schools“ oder „Pädagogische Unis“ werden an acht bis neun Standorten gemeinsam von Pädagogischen Hochschulen und Universitäten betrieben. Die Ausbildung umfasst ein Basis-Modul für alle Pädagogen. Das Bachelor-Studium soll von drei auf vier Jahre ausgeweitet werden, das Master-Studium bereits einjährig möglich sein.

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