Mutige Karrierewege: Hier warten die Zukunft und das große Geld
„Die Zeiten verlangen Ambition – doch sie scheint aus der Mode gekommen zu sein.“ Das sind die klaren Worte von Unternehmer Philipp Maderthaner. Er ist Stargast beim vierten KURIER Female-Empowerment-Event diesen Montag im Hoxton Vienna und setzt mit seiner Keynote den Ton für den Abend.
Statt Leistungsbereitschaft und Aufbruchstimmung dominiere das Motto „Darf‘s ein bisschen weniger sein?“, beobachtet er. Trends wie der „Bare Minimum Monday“ (montags im Job nur das Mindeste leisten, Anm.) oder „Quiet Quitting“ (Dienst nach Vorschrift, Anm.) würden diese Haltung verdeutlichen. Dabei, so Maderthaner, verdanke die Welt ihren Fortschritt jenen Personen, die nicht bequem waren, sondern überzeugt davon, dass noch mehr geht. „Die Leute, die etwas möglich machen, sind die, an die wir uns erinnern werden“, ist Maderthaner überzeugt und startet einen Appell:
Ambition darf nicht schlechtgeredet werden, schließlich würden wir sie mehr denn je brauchen. „Veränderung ist unser Business. Sie ist permanent, wird nicht mehr aufhören, im Gegenteil. Sie wird schneller, intensiver.“ Der Mensch wäre anpassungsfähiger als jede andere Spezies, sagt Maderthaner. Doch er muss diese Anpassungsfähigkeit für sich zu nutzen wissen und ins Tun kommen. Genau da liegt das Problem.
Philipp Maderthaner eröffnete mit seiner Keynote den Abend und ermutigte dazu, herauszuragen statt sich anzupassen.
Wie es um Frauen in MINT-Feldern steht
Der Mensch hat das Bedürfnis nach Sicherheit. Erst wenn er sich sicher fühlt, das Risiko abschätzen kann, wagt er sich in neue Felder, so der Keynote-Speaker. Aber: „Die Sicherheit kommt nicht vor dem Tun. Wir tun und damit entsteht Sicherheit.“ Wo bei der Hälfte der Bevölkerung bis heute die Unsicherheit überwiegt und zu wenige ins Tun kommen? Im MINT-Bereich.
Arbeitsplätze in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik sind nach wie vor stark männlich dominiert. „Frauen sind die halbe Bevölkerung, aber nur zu zehn bis dreißig Prozent in MINT-Berufen vertreten“, mahnt Therese Niss von der MINTality Stiftung am Podium. „In diesem Bereich sind aber siebzig Prozent der Zukunftsjobs – es ist zutiefst unfair, dass Frauen da nicht teilhaben.“ Und auch Patricia Jamnig, Director Human Resources bei Palfinger, betont die Bedeutung von Frauen in diesem Sektor: „Das Thema MINT hat eine gesellschaftliche Relevanz, ohne MINT-Berufe könnten wir Innovation bei uns im Unternehmen nicht fördern. Dabei Frauen auszuklammern, geht natürlich überhaupt nicht.“
Female Empowerment Event (10. November 2025)
Gründe, warum Frauen in MINT-Jobs unterrepräsentiert sind, gibt es viele – das Fehlen von Vorbildern oder mangelndes Interesse. Einer der wichtigsten Faktoren sind aber die Eltern. Das verdeutlicht eine aktuelle Studie der MINTality Stiftung. 76 Prozent der befragten Eltern würden Burschen geeigneter für MINT-Berufe einstufen als Mädchen. Eltern, bei denen diese Stereotype besonders ausgeprägt sind, investieren entsprechend signifikant weniger Geld in MINT-Aktivitäten ihrer Tochter.
Der Salzburger Kranspezialist Palfinger hat das erkannt. Er weiß, dass viele Initiativen, Mädchen für den MINT-Bereich zu begeistern, von Eltern getrieben sind. Dennoch richtet sich das Unternehmen am liebsten direkt an die junge, weibliche Zielgruppe – mit einer Vielzahl an Programmen. Das Ziel ist, jungen Frauen die Möglichkeit zu bieten, sich in dem Berufsfeld auszuprobieren und aus erster Hand zu erleben. „Wir versuchen, die Berufsprofile so transparent wie möglich zu machen“, erklärt Patricia Jamnig. In der Hoffnung, dass sich künftig mehr Mädchen in das männerdominierte Feld trauen, wo der Wind nicht mehr ganz so rau weht, wie das früher einmal der Fall war.
Patricia Jamnig ist Director Human Resources beim Kranspezialisten Palfinger.
MINT-Jobs: Gut bezahltes Pflaster
„Ist es eine Männerdomäne? Ja, es ist Emotion und Testosteron pur“, sagt Petra Preining, CFO des Motorradherstellers KTM, und ergänzt: „Die Führungsgeneration war alt, weiß, männlich – das hat sich schon verändert, zwar nicht in der Geschwindigkeit, wie wir das gerne hätten, aber es ist positiv.“
Ihr persönlich falle es nicht schwer, in einem Industriefeld tätig zu sein. Geholfen habe ihr dabei Aufgeschlossenheit und echtes Interesse am Umfeld. „Das macht den Unterschied“, meint sie. „Als ich jung war, dachte ich, dass ich wie ein Mann agieren muss. Das ist komplett falsch. Wir sind so viel stärker, wenn wir uns nicht verstellen und authentisch sind.“
Am Podium: Petra Preining (KTM), Therese Niss (MINTality) und Conrad Pramböck (v. li.).
Alle Experten an diesem Abend sind der Auffassung, dass Frauen die intrinsische Motivation hätten, etwas beizutragen, die Welt zum Besseren zu wandeln. „Frauen geht es um Bedeutung, Sinn und gesellschaftlichen Mehrwert. Männern geht es um Status und Geld“, sagt Gehaltsexperte Conrad Pramböck.
Wenig überraschend, dass in männerdominierten Branchen auch mehr Geld rausspringt. „Gehälter sind 15 bis 20 Prozent höher im MINT-Bereich, vor allem in der Technik“, klärt Pramböck auf. Außerdem wären die Zukunftsaussichten vielversprechend, betont der Experte. Selbst der Fortschritt von künstlicher Intelligenz könnte daran nicht rütteln. Wer seinen Berufsweg in den MINT-Bereich einschlagen möchte, sollte jedoch früh damit beginnen. Denn Quereinsteiger sind wenig gefragt. „Man braucht schon Rüstzeug, eine Qualifikation und Fachwissen“, spricht Petra Preining von KTM aus Erfahrung. Dann aber sollten alle Weichen gestellt sein.
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