Fehler passieren: Unternehmer Stojanovic zur mangelnden Fehlerkultur

Autor und Unternehmer: Dejan Stojanovic. 2014 brachte er die „Fuck Up Nights“ nach Österreich, um eine positive Fehlerkultur zu etablieren.
Warum Scheitern nicht immer schlecht ist, erklärt der selbst ernannte Failure Enthusiast und Unternehmer Dejan Stojanovic.
KURIER: Warum haben Österreicherinnen und Österreicher Angst vor Fehlern?

Dejan Stojanovic: In Österreich haben wir die Kultur der Fehlerprävention. Wir fragen uns meist schon vorab, was alles schief gehen könnte und versuchen im Vorhinein Fehler zu finden und zu beseitigen. Das ist in einer schnelllebigen, digitalen Welt kaum mehr möglich. Es passiert immer etwas, was man nicht vorhersehen konnte. Heutzutage ist Mut zum Scheitern gefragt.

Welche Einstellung sollte man zu Fehlern haben?

Wir müssen als Gesellschaft lernen, offen und ehrlich über unser Misslingen zu reden. So können wir Fehler rechtzeitig beseitigen und auf lange Sicht auch Geld sparen. Fehler sind nämlich nichts Schlechtes. Durch Fehler lernt man, wie etwas nicht geht. Auf diesem neu gewonnenen Wissen kann man aufbauen.

Wie oft darf man denselben Fehler machen?

In einer positiven Fehlerkultur sollte man nur einmal denselben Fehler machen. Die Welt geht bei einem zweiten Mal zwar nicht unter, aber die Frage ist, ob es notwendig war. Oder greift man da zweimal auf eine heiße Platte? Fehler sind jedoch meist nicht dieselben. Es kommen neue Elemente hinzu.

Wie könnte man in der Gesellschaft eine positive Fehlerkultur etablieren? Wo müsste man ansetzen?

In der Schule werden Fehler als etwas Schlimmes gesehen. Da kommt die Angst vor dem Scheitern vielleicht auch her und das nehmen wir mit ins Berufsleben. Das Verständnis, dass Fehler nicht schlecht sind, muss wieder in Erinnerung gerufen werden. Dass man sich wieder hochrappeln kann, wenn man fällt.

Sie beschäftigen sich viel mit Fehlern. Wieso machen Sie das?

Mit einem Kollegen habe ich ein Start-up gegründet, das leider grandios gescheitert ist. Ich habe mich lange nach dem Grund gefragt und bemerkt, dass es an unserer Angst uns zu blamieren lag. Denn ironischerweise hat genau diese Angst unser Scheitern beschleunigt. Als Failure Enthusiast lasse ich mich jetzt nicht mehr von meiner Angst zu Versagen bremsen.

Wie kam es zu den „Fuck Up Nights“?

Parallel zu diesem Start-up habe ich auch die „Fuck Up Nights“ nach Österreich geholt, um das Thema Versagen offen anzusprechen. Unternehmer können da von ihren Erfahrungen berichten und zeigen, dass wir alle Fehler machen.

Aus Ihrem Scheitern ist sozusagen ein Business entstanden: Liegt in jedem Scheitern etwas Gutes?

Fehler sind Teil des Erfolges. Auf Basis dieser neuen Erkenntnisse kann man etwas Neues schaffen. Es gibt kein einziges Projekt, das auf Anhieb perfekt läuft.

Was sollte man tun, damit man nach dem Scheitern nicht aus der Bahn geworfen wird?

Man muss sich selbst den Druck nehmen und sich Spielraum lassen. Es wird nicht alles von Anfang an perfekt sein. Eine Beobachtung, die ich gemacht habe ist jedoch, dass viele Unternehmerinnen und Unternehmer eher Angst vor der Reaktion der Gesellschaft haben. Diese kann sehr vernichtend sein. Deswegen ist es wichtig, dass wir alle erkennen, wie groß unsere Macht eigentlich ist. Ein guter Zuspruch gibt unglaublich viel Energie. Er macht Mut. Und wer nichts Konstruktives zu sagen hat, sollte es besser lassen.

Wie können Führungskräfte in den Unternehmen eine gute Fehlerkultur ermöglichen?

Eine Veränderung der Fehlerkultur in Unternehmen kommt eben nicht nur von den Mitarbeitenden, sondern auch vom Management. Die Chefetage lebt es vor und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter lernen mit Fehlern offener umzugehen. Neue Managementformen basieren darauf, dass man Fehlern offen gegenüber steht, dafür muss die Schuldfrage in den Hintergrund rutschen. Mit Agilität und ständigen Innovationen kommen nämlich Fehler.

So gelingt Ihr Start-up

Die meisten Ideen scheitern schon daran, dass sie nicht ausprobiert werden. Als Unternehmer sollte man sich für den Mut, etwas Neues zu versuchen, öfter auf die Schulter klopfen. Egal, wie das Ergebnis ausfällt.

Klein beginnen: „Man verliebt sich schnell in die Lösung und will etwas Riesiges aufbauen,“  sagt Stojanovic. Besser ist es, zunächst klein und günstig zu experimentieren, um zu testen, ob die Idee überhaupt angenommen wird. Und zu guter Letzt:

„Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl!“, dabei sind sich viele Unternehmerinnen und Unternehmer einig.

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