Family-Business: Nein, danke
Queen Elizabeth II. ist die wohl am längsten im Amt verweilende Chefin der Welt. Das Business der rüstigen 89-Jährigen seit 63 Jahren: Das Managen des Vereinigten Königreichs. Geplant (?) ist es, die Geschäfte irgendwann an ihren Sohn Charles (schon 67), weiterzugeben. Seine Zukunft, inklusive Ausbildung und Berufswahl, war von Geburt an schon skizziert. Dass er einmal den Job seiner Eltern übernehmen wird, scheint zumindest eine sichere Perspektive zu sein.
Junior? Nein, danke
Das Kind, das in einen elterlichen Betrieb hineingeboren wird und diesen später einmal fortführen soll, geht aber nie eigene Wege, sucht (und findet vielleicht) nie das eigene Glück. Man ist und bleibt der Junior. Und obwohl der Chefsessel samt Gehalt im Familienunternehmen gesichert scheint, entscheiden sich immer weniger Kinder dafür. Eine aktuelle Studie der Universität St.Gallen und dem Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen Ernst & Young zeigt, dass ihr Nachfolger-Wille sogar extrem niedrig ist. Für die Studie wurden 34.000 Unternehmerkinder aus 34 Ländern nach ihren Berufs-Absichten gefragt. Lediglich 3,6 Prozent der Studierenden in Österreich haben Interesse daran, in fünf Jahren nach ihrem Abschluss den Betrieb ihrer Eltern fortzuführen, nur etwa zwölf Prozent können sich grundsätzlich vorstellen, irgendwann einmal die Nachfolge anzutreten. Die Zahlen für Deutschland und die Schweiz sehen ähnlich aus. Die Übernahme-Bereitschaft liegt bei Studierenden in der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) somit unter dem EU-Schnitt, der bei 4,9 Prozent (Nachfolge in fünf Jahren nach der Uni vorstellbar) und 19,8 Prozent (Nachfolge grundsätzlich vorstellbar) liegt. Töchter weisen sogar um 25 Prozent geringere Nachfolge-Absichten aus als Söhne. Auch, wenn ihnen die Mütter als Vorbild dienen und den Betrieb führen. "Töchter erachten eine unternehmerische Laufbahn als riskant, sind von ihren Fähigkeiten weniger überzeugt, als Söhne", erklärt Studien-Mitautor Thomas Zellweger.
Sackgasse Nachfolge
Dass die Chef-Kinder flügge werden, liegt aber nicht einzig daran, dass sie keinen Unternehmerwillen hätten. Im Gegenteil, sie wollen nur lieber auf eigene Faust und nicht unter den Fittichen der Eltern unternehmerisch tätig sein. Zudem entpuppen sich die attraktiven Job-Alternativen am Arbeitsmarkt als Grund (ganze 60 % arbeiten etwa auf eine Festanstellung hin). "Familienunternehmen stehen vor einem Nachfolgeproblem", resümiert Zellweger. Entscheidend für die Nachfolge kann der Übernahme-Zeitpunkt sein. "Wird jemandem die Nachfolge zu lange verwehrt, kann das als fehlendes Vertrauen interpretiert werden – was andere Karriere-Optionen wiederum attraktiver erscheinen lässt."
Ob Charles da überhaupt noch König werden mag?
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