Fähigkeiten to go

Fähigkeiten to go
Vienna Skill Smiths bieten skurrile Crash-Kurse für Lernwillige an.

Feierabend. Es ist 18 Uhr und viele Menschen sind aus den Büros in den lauen, montäglichen Abend in der Stadt ausgeschwärmt. Während die meisten ihre Freizeit noch in der Sonne, beim Spritzer oder beim Eis auskosten, trudeln im Gemeinschafts-Büro "Co Space" Menschen ein. Hier findet heute eine Klasse statt. Doktorand Daniel Köhler will in den kommenden zwei Stunden sein Wissen zum Staatshaushalt und Staatsbankrott zum Besten geben. Eine Thematik, die an der Uni ganze Semester ausfüllt – Laien auf diesem Gebiet eine Übersicht zu verschaffen, scheint ein schier unmögliches Vorhaben. Köhler gibt sich am Podium aber Mühe. Es wird diskutiert, am Flipchart gezeichnet, zwischengefragt, weiter erklärt. Und siehe da: Nach zwei Stunden stellt sich der Lernerfolg ein. "Dieses Thema so einfach erklärt zu hören, war wirklich sehr hilfreich", sagt ein Student hinterher. Die Gastgeber der Klasse, Mirjam de Klepper, 27 und Stephan Kardos, 31, haben ihre Sache gut gemacht.

Die hipster Bildungs-Ära

Die zwei Freunde haben vor zwei Wochen die Vienna Skill Smiths gegründet – eine Art Wissensschmiede für Erwachsene. Das Konzept ist nach amerikanischem Vorbild und einfach: Hier soll jeder, der sich weiterbilden möchte, schnell, günstig und unbürokratisch Zugang zum Erlernen neuer Fähigkeiten erhalten. Die Lehrer – Menschen mit Fachwissen auf einem speziellem Gebiet – bieten hier anderthalb bis drei Stunden lange Vorträge zu den verschiedensten Themen an, ab fünf angemeldeten Interessierten finden der Vortrag statt. Im Gegensatz zu geläufigen mehrwöchigen Kursen kann man hier schnell in ein neues Thema schnuppern. In den kommenden Wochen wird etwa die "Ideologie und Ethik in Harry Potter"(26. Mai), "Longboarding für EinsteigerInnen" (27. Mai), oder "DJ-ing" (20. Juni) unterrichtet. Abhängig von der Klassenart liegt der Preis für den Besucher zwischen zwölf und 35 Euro, der Lehrer ist mit einem Drittel an den Einnahmen beteiligt.

Schule auf Augenhöhe

Kardos und de Klepper wollen mit ihrem Start-up, mit dem sie vor zwei Monaten den "Social Impact Start Award" gewonnen haben, Wissen in der Community wachsen lassen. "Schule soll Spaß machen und darf auf Augenhöhe sein", sagt Kardos. Ein essenzieller Punkt ist die Qualitätssicherung der gelehrten Inhalte. Jeder, der sich berufen fühlt, kann eine Klasse vorschlagen – ob diese aber ins Repertoire von Vienna Skill Smiths aufgenommen wird, beurteilen die Gründer in persönlichen Gesprächen mit den Lehrern selbst. "Die Klassen sollen Spaß machen, aber keine reinen Spaß-Klassen sein. Es soll ein Lernmoment stattfinden", so Kardos. Wie Weiterbildung funktioniert, hat das Gründer-Duo in seiner Ausbildung gelernt. De Klepper studierte Kultur Anthropologie and Development Studies in den Niederlanden und macht gerade ihren Master in Global Studies an der Uni Wien. Kardos absolvierte Entrepreneurship und Innovation an der WU Wien und studierte zudem verhaltenswissenschaftlich orientiertes Management. Berufserfahrung sammelte er im HR und Consulting Bereich. Weil Vienna Skill Smiths seriös sein will, wollen die Gründer keine Klassen mit Gesundheits- und Wellnessbackground, persönlicher Entwicklung oder Klassen mit Kindern anbieten.

Ihr Konzept überzeugte in kurzer Zeit namhafte Partner. Die Klassen werden etwa in Magdas Hotel (wo kürzlich etwa das Bierbrauen gelehrt wurde) oder dem Co Space Büro Cafe abgehalten. Mit an Bord ist auch das heimische Social-Start-up Ruffboards. Derzeit arbeiten die Gründer neben ihrem Start-up noch an anderen Projekte mit – schließlich kann man von der Wissensschmiede allein noch nicht leben. Im Juni wollen sie bereits zehn Klassen anbieten. Kardos: "Unser Ziel ist es aber, einmal 25 bis 30 Klassen pro Monat zu machen."

1. Hab keine Angst vor der Idee. Es kommen Hindernisse auf einen zu, aber man sollte auf jeden Fall versuchen, sie umzusetzen. Der Schritt zum „Ich mach das jetzt“ ist mit Abstand der schwierigste, aber auch der schönste.

2. Erzähle anderen von deiner Idee. Niemand wird sie dir stehlen – im Gegenteil. Man findet so gute Partner und bekommt nützliches Feedback.

3. Verabschiede dich von der Illusion, dass immer alles klappt. Es werden sich Hindernisse auftun und es werden Fehler passieren. Auch Misserfolge sind beim Gründen „part of the game“. Besser, man freundet sich damit an und lernt früh mit solchen Situationen umzugehen.

4. Sei vorbereitet. Trifft man sich mit einem Anwalt, dem Steuerberater oder einem Business Angel, sollte man thematisch gut vorbereitet und eingelesen sein. Es werden in diesen Gesprächen noch viele Dinge anfallen, die man nicht bedacht hat. Verlässt man sich dann nur auf seine Improvisationskünste, macht man sich selbst nur das Leben schwer.

5. Achte auf deine Grenzen. Gönn dir selber genug Regenerationsmöglichkeiten abseits von deiner Geschäftsidee. Auch, wenn deine Idee pure Leidenschaft ist, heißt es nicht, dass sie dich nicht erschöpfen kann. Was beim Runterkommen hilft, ist das Setzen von Prioritäten. Frage dich: Muss ich die Mails jetzt wirklich alle sofort beantworten? Wenn man nicht aufpasst, wird der Arbeitstag sonst 15 Stunden lang.

Kommentare