EuroSkills 2025: So erlebte Team Austria das Finale in Dänemark

Stuckateur Misal Omerovic
Durch die Messehallen des MCH Messecenter Herning in Dänemark, ziehen rot-weiß-rote Gruppen – Akkordeon, Maskottchen, Trachten und dem Rainhard-Fendrich-Hit inklusive. Der Auftritt sorgt selbst bei Fans anderer Länder für Aufsehen, die den Moment gleich mit ihren Handys festhalten wollen. Die Berufseuropameisterschaften „EuroSkills“ neigen sich dem Ende zu – und beim großen Finale werden die Leistungen der jungen Fachkräfte noch einmal lautstark gefeiert.
600 Teilnehmende aus 33 Nationen haben drei Tage lang Höchstleistungen vollbracht: geschliffen, abgemessen, gekocht, organisiert, gefärbt, gemalt, gesägt, geplant bis zur letzten Sekunde – und das vor 100.000 Zuschauern, mehr als 1.000 davon aus Österreich. Wie man es schafft, trotzdem fokussiert zu bleiben, beantworten Josef Auer und Jonas Embacher, das Entrepreneurship-Duo. „Das passiert eigentlich von selbst“, so Embacher. „Sobald man drin ist, kommt man in den Tunnel, blendet alles aus, die Zeit vergeht extrem schnell.“

Das ist Team Austria
In zwölf Hallen waren die Fachkräfte von Team Austria verteilt. In Halle H konnte man IT- und Technik-Experten treffen, wie Sandro Flatz im Maschinenbau-CAD, Elektroniker Jakob Schaumberger, Webdeveloper Markus Wizany sowie die beiden IT-Netzwerk- und Systemadministratoren Stefan Tomp und Tarik Begeta.
Vier Hallen und ein kleines Labyrinth an Ständen weiter sind die Service- und Gastro-Berufe mit Koch Hannes Sortsch, Maria Gesselbauer im Restaurant Service und Hotel-Rezeptionistin Elena Mathis vertreten. Nach einen zehnminütigen Spaziergang durch Menschenmassen findet man einige Bau- und Handwerksberufe. Mit dabei sind u. a. Fliesenlegerin Sara Sinhuber, Maurer Stefan Lanzl und Zimmerer Johannes Rieger.
In insgesamt 38 Disziplinen wird bei den EuroSkills 2025 um Medaillen gekämpft. Österreich ist in 36 Berufen vertreten – in „Beauty Therapy“ und „Health and Social Care“ gab es etwa keine Teilnehmer. Leonie Tieber startete heuer in der Kfz-Technik – die einzige Frau in ihrer Disziplin. „Ich bin es gewohnt“, scherzt sie.
„Am wichtigsten in den nächsten drei Tagen ist für mich, dass ich Spaß habe und etwas lerne, das ich daheim mitnehmen kann. Es ist sicher eine richtig coole Erfahrung.“ Ihr großes Ziel: ein Medallion for Excellence. „Wenn ich das erreiche, bin ich zufrieden. Natürlich wären Gold, Silber oder Bronze ein Traum, aber auch das Medallion wäre schon ein Erfolg.“

Mit 44 Teilnehmern stellt Österreich das größte Team Europas. Die Experten (allesamt Freiwillige) begleiten die jungen Fachkräfte im Training und Wettbewerb. Keine leichte Aufgabe, denn die Konkurrenz ist stark. Immerhin ist Europa laut SkillsAustria-Präsident Josef Herk (bekannt als „Mister Skills“) auch der Kontinent der Talente. Und die Anforderungen steigen von Jahr zu Jahr: komplexere Aufgaben, mehr Überraschungsmomente. Das mache eine richtige Fachkraft aus, meint Wolfgang Eder, Bundesinnungsmeister der Friseure (WKO): „Dass sie auf alles vorbereitet ist und ein breites Wissen mitbringt.“
Wie hoch das Niveau ist, zeigen auch kleine Details: So wird etwa darauf geachtet, wie viel Material verbraucht wurde. Wie oft wurde verschliffen, verbogen, wie präzise gearbeitet? Für die Jury zählt jeder Handgriff. Umso bemerkenswerter ist das Engagement der Teilnehmerinnen und Teilnehmer: Selbst Verletzungen vor dem Bewerb hielten einige nicht von der Teilnahme ab. Trotz Hürden blieben sie dran.
Austragungsort: Das dänische Herning
Im Vergleich zu den Austragungsorten der vergangenen Jahre wirkt die Umgebung in Herning, Dänemark, ruhig. Statt Großstadttrubel prägen Kühe und Schafe die Landschaft. Umso stärker fällt der Kontrast auf, wenn man die Messehallen und Hotels betritt – dort herrscht Hochbetrieb, der ein bisschen an die Olympischen Spiele erinnert.
Die Teilnehmer wohnen im „Skills-Village“ im Ferienpark Lalandia in Billund. Hunderte Hütten reihen sich dort aneinander, und wer frühstücken will, legt schon einmal einen Kilometer zu Fuß zurück, erfährt der KURIER.
Angesichts der hohen Teilnehmerzahl zählen die EuroSkills 2025 zu den größten Austragungen aller Zeiten. In den Messehallen wird gearbeitet, und auf den „Try-a-Skill“-Flächen können Besucher Werkzeuge austesten und Berufe kennenlernen.
Der Andrang ist enorm, besonders bei den jungen Leuten. Schülerinnen und Schüler bewegen sich von Stand zu Stand. „Viele stellen interessierte Fragen, nicht nur oberflächliche“, erzählt der ehemalige Teilnehmer und Skills-Hero Lukas Frühwirth. „Man merkt, dass Begeisterung da ist.“
Durch die Hallen zogen nicht nur Schulklassen – auch Dänemarks König Frederik X. war zu Besuch und beobachtete die jungen Talente bei der Arbeit, unter anderem die österreichischen Mechatroniker Noah Scheriau und Leon Korak. Von dem royalen Besuch ließen sie sich jedoch nicht ablenken. „Ich hab das gar nicht richtig mitbekommen“, sagt Korak. „Maximal hab ich kurz wahrgenommen, dass uns besonders viele Menschen zuschauen“, bestätigt Scheriau.

Das große Finale
Am Freitag war der Bewerbsteil der Europameisterschaften auch schon wieder vorbei. Am Österreich-Stand versammelten sich Freunde, Familie und Unterstützer von Team Austria, um gemeinsam die finalen Momente mitzuerleben. Am Vortag wurde noch gewarnt: „Wer schon einmal dabei war, weiß, wie emotional dieser Tag ist.“
Im Viertelstundentakt zog die rot-weiß-rote Gruppe singend und jubelnd kurz vor dem Schlusspfiff durch die Hallen – um den Teilnehmenden auf den letzten Metern noch einmal Motivation mitzugeben. Das Lied „I Am from Austria“ konnte man an diesem Tag über 40 Mal in den Messehallen hören. Dann war es so weit: Die Zeit war um, durch die Hallen hallte tosender Applaus. Man fiel sich in die Arme, Tränen ließen sich nicht zurückhalten. Vor allem zwei Gefühle überwogen: erleichtert, dass es vorbei ist – und stolz, es geschafft zu haben.
Die heimischen Berufs-Experten zeigen sich zufrieden: Die jungen Fachkräfte hätten solide Arbeit abgeliefert. „Hannes Sortsch hat trotz Nervosität Professionalität und Handwerk bewiesen. Wir können stolz sein – er hat gezeigt, was Österreich kann“, lobt Mike Pansi, Fachgruppenobmann Gastronomie der WK Vorarlberg, den Koch. Auch Friseurin Carina Kern arbeite „total souverän, ruhig und konzentriert. Sie ist sehr gut dabei“, so Wolfgang Eder.
Wie die Ergebnisse ausfallen, entscheidet sich heute Abend – dann werden die Medaillen vergeben. Der KURIER berichtet live vor Ort.
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