„ESG allein wird die Welt nicht retten“, sagt Armand Colard, Gründer und Geschäftsführer von der Beratung ESG Plus. Aber es ist ein erster Schritt in Richtung nachhaltiges Wirtschaften. Seitens der Kunden, Investoren und – wenn man an New Work denkt – auch der Bewerber ist es ohnehin nicht mehr wegzudenken. Aber was versteht man unter ESG und was müssen Unternehmen jetzt und in Zukunft anders machen?
ESG-Vorgaben sind Ziele, die Unternehmen in den Bereichen „Environment“, „Social“ und „Governance“ realisieren müssen. Weil der Markt, die Gesetze und die Gesellschaft es fordern.
E für Environment (Umwelt)
„Es gibt einen starken Umweltfokus“, sagt Colard, „und man fragt sich, wie klimafreundlich die Wirtschaftsziele der Unternehmen sind.“ Beispiele dafür nennt Harald Hagenauer, Prokurist der Österreichischen Post AG. Als „größter Fuhrpark Österreichs“ setzen sie Maßnahmen zur Verringerung ihres CO2-Fußabdrucks: PV-Anlagen auf Gebäuden, Elektroautos, Grünstrom und auch die Abwendung vom Gas.
Andrea Edelmann, Innovation, Nachhaltigkeit und Umweltschutz bei der EVN, berichtet, dass die EVN Klimaschutzpotenziale ermittelt hat: „Wir verfolgen das Ziel, die Windkraftkapazität zu steigern.“ Auch das Schonen der Wasserressourcen, Reduzieren der Umweltverschmutzung und die Biodiversität stehen bei Firmen auf dem Plan.
S für Soziales
Harald Hagenauer listet unter diesem Stichwort Bereiche auf, die bei der Post thematisiert werden: „Gender, Alter, Ethnien, Religionen und Weltanschauung. Das sind alles Themen, die uns beschäftigen, um ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das ein gutes Miteinander ermöglicht.“ Darunter fallen auch Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz der Mitarbeiter.
Colard zieht das S in ESG weiter: „Das sind nicht nur Abläufe innerhalb der Unternehmen. Man muss über den Tellerrand hinausblicken.“ So sollen etwa Menschenrechte bei den Produktionspartnern und in den Lieferketten bedacht werden.
G für Governance (Führung)
Alles steht und fällt mit der Unternehmensführung: Wie funktioniert die Organisation? Wie die Prozesse und wie ist alles verknüpft? Governance habe eine Vorbildfunktion, deswegen ist in diesem Zusammenhang häufig von einer verantwortungsvollen Unternehmensführung (und Bezahlung) die Rede.
Was ist ESG-Reporting?
All diese Punkte sollen laut neuer EU-Regelung im ESG Reporting festgehalten werden. Das Ziel: Transparenz schaffen. Armand Colard erklärt: „Unternehmen sind dazu verpflichtet, Kennzahlen zu reporten. Sie müssen also offenlegen, was ihre wirtschaftlichen Tätigkeiten sind und wie sich diese auf Umwelt, Gesellschaft und das Team auswirken.“ Wobei die ESG-Kriterien nicht festgelegt sind, sondern je nach Unternehmen definiert werden.
„Man sucht heraus, welche Punkte besonders wichtig sind. Wir können nicht immer alles gleichzeitig tun“, sagt Hagenauer. Die Kriterien werden also an die Firmen angepasst. Meist basieren sie auf den 17 Zielen der UN oder auf den EU-Leitworten des „Green Deals“ von 2019.
Wer macht mit?
Große Unternehmen und börsennotierte KMU sollen über Nachhaltigkeitsaspekte wie Umweltrechte, soziale Rechte, Menschenrechte und Governance-Faktoren Bericht erstatten, heißt es in einer Aussendung des Europäischen Rates.
Wo ist das Problem?
„All das ist ein großer Aufwand“, sagt Harald Hagenauer. Für das Messen, Herleiten der Zahlen und Fakten benötige es mehr Ressourcen und bessere Strukturen. Außerdem gehe es laut Andrea Edelmann beim Umbau des Energiesystems oft nicht nur um technische, sondern auch um wirtschaftliche und soziale Fragen. Aber der Aufwand lohnt sich: Unternehmen, die dem ESG-Faden folgen, sind beliebter. Sowohl bei Kunden als auch bei Investoren und Mitarbeitern. Armand Colard: „Es wird das New Normal. Daran wird keiner mehr vorbeikommen.“
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