Erfinder: Beugsame Brille, eiserner Wille

Erfinder: Beugsame Brille, eiserner Wille
Erfinder brauchen für ihre Idee einen langen Atem. Christoph Egger brauchte zusätzlich zwei Millionen.

Christoph Egger zerrt an der Sonnenbrille, presst die Gläser zusammen, biegt den Rahmen. Andere fürchten bei diesem Anblick ein Knacken, was sie aber hören, ist nur das Lachen des Tirolers. Er weiß: seine Erfindung, die „gloryfy unbreakable“-Brille, hält Druck stand. 2004 schon hat er die Idee geboren, ein Exit seines damaligen Start-ups ermöglicht ihm Investitionen in die neue Idee. Einige Tests und Millionen später, schafft er 2010 die Serienreife. Heute kann man Gloryfy bei über 400 Optikern und Shops kaufen – das beschert Egger einen Umsatz von 3,4 Millionen Euro. Zufrieden ist er noch nicht: „Ich hätte gerne 34 Millionen.“

KURIER: Ist Ihnen schon mal eine Brille zerbrochen?

Christoph Egger: Man braucht keine Angst haben, wir sind schon „unbreakable“. Aber nicht „undestroyable“ – es kann immer was passieren. Die Menschen probieren ja auch, die Brille mit dem Auto zu überfahren. Mutwillig zerstören kann man alles, aber da muss man sich schon richtig bemühen.

Sie sind weltweit der erste, der unzerbrechliche Brillen entwickelt hat. Sind sie noch der Einzige?

Immer noch. Und ich hoffe, dass es noch lange so bleibt. Das Verfahren ist sehr komplex. Man muss viel Geduld haben, um die Herstellung jedes kleinen Teiles herauszufinden. Es gibt ja niemanden, der es vor uns gemacht hätte.

Was macht Gloryfy so anders?

Es gibt drei große Technologien in der Brillenherstellung: Acetat, Spritzguss und Metall. Die vierte Technologie ist unsere, unbreakable. Wir haben den Stoff NBFX – nonbreakable flex polymer – patentieren lassen, noch wichtiger ist aber das Produktionsverfahren.

Und das ist wahrscheinlich geheim?

Volle geheim.

Ihre Idee wurde schon 2004 geboren. Als Erfinder braucht man also langen Atem. Was noch?

Jeder Mensch hat verschiedene Fühler. Ich hab ein Faible dafür, zu schauen, was man auf den Markt bringen kann. Da habe ich schon ein paar verrückte Dinge gemacht.

Der breiten Öffentlichkeit wurde „Gloryfy“ wohl in 2016 durch die Sendung „Die Höhle der Löwen“ bekannt.

Das war extrem: Über drei Millionen haben die Sendung geschaut, wir waren drei Wochen mit Anfragen beschäftigt, der Server ist sogar zusammengekracht. Das war der extremste Tag meines Lebens, ich hab vor jedem Respekt, der da rein marschiert. Da ist alles zu 100 Prozent echt.

Ihnen wurden damals 750.000 Euro zugesagt, der Deal kam nie zustande.

Zwei Investoren wollten dabei sein, die 750.000 waren damals das höchste Investment in der Show ever. Letztlich konnten wir in der damaligen Phase wegen der Fülle an offenen Fragen aber keine Einigung finden. Mit Carsten Maschmeyer bin ich im Guten verblieben, habe da offene Türen.

Seit Mitte 2017 sammeln Sie lieber Geld über eine Crowdfunding-Kampagne. Läuft das besser?

Bombastisch. Der Brillenmarkt ist extrem monopolistisch, wir setzen dem als kleine independent brand was entgegen, jeder kann sich beteiligen. Wir stehen gerade bei knapp 700.000 Euro, eine Million sind unser Ziel bis Ende des Jahres.

Sie haben in Ihre Marke zwei Millionen investiert, zwischenzeitlich war es auch knapp mit dem Geld. Haben Sie je daran gedacht, alles hinzuschmeißen?

Nie. Klar, es gibt viele Tiefpunkte, manchmal ist mal verzweifelt. Mein Banker sagte in der schwierigen Zeit um 2010 herum: „Seit Jahren geht das Geld nur raus. Ich verstehe deine Leidenschaft, aber wir müssen da einen Weg finden, vielleicht auch über einen Exit nachdenken.“ Allein der Gedanke, das aufzugeben, hat mir aber körperliche Schmerzen bereitet. Ich wollte die Brille unbedingt zur Serienreife führen.

Heute läuft es gut. Können Sie sich dennoch vorstellen, einmal einen Exit zu machen?

(Denkt lange nach) Ich glaube grundsätzlich, dass jeder käuflich ist. Ich habe aber schon Investoren-Deals nicht gemacht – wegen einer Exit-Klausel. Momentan ist das für mich also kein Thema. Ich möchte aber nicht kategorisch sagen: Never.


Zur Person: Christoph Egger, 50, ist Erfinder und Gründer der unzerbrechlichen  Brillenmarke  „Gloryfy“. Der gelernte Sportartikel-Kaufmann studierte nach der Lehre BWL und arbeitete in der Werbung. 2002 ließ er seine Silikon-Handyhalterung „Bungee“ patentieren, die ihm durch den Exit Investitionen in seine neue Idee ermöglichte. Zuerst in die Sonnenbrille – 2019 kommt die dritte Kollektion –,  2016 auch in optische Brillen,  die erste airbag-sichere Brille. Er produziert mit einem 30-köpfigen Team in Tirol

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