Erdbeer-Bäuerin Elfriede Wunderlich: "Sind nicht zum ersten Mal in dieser schwierigen Situation"

Erdbeer-Bäuerin Elfriede Wunderlich: "Sind nicht zum ersten Mal in dieser schwierigen Situation"
Der Erdbeerhof Wunderlich gehört zu den größten Erdbeerproduzenten Österreichs. Der Mangel an Erntehelfer gilt als eine der großen Herausforderung der Saison. Wie man damit umgeht.

Die ersten Erdbeeren im Land sind bereits gepflückt. Während sich 2021 die Saison in manchen Teilen Österreichs um einige Wochen verzögerte, gaben die  vergangenen warmen Tage Elfriede Wunderlich Zuversicht, in diesem Jahr pünktlich starten zu können. Gemeinsam mit ihrem Mann betreibt sie einen Erdbeerhof in Obergrünbach im Waldviertel und gehört damit zu den größten Erdbeerproduzenten des Landes. Der KURIER hat mit ihr über die Herausforderungen der diesjährigen Erdbeerernte gesprochen. 

KURIER: Frau Wunderlich, die diesjährige Erdbeersaison steht in den Startlöchern. Werfen Sie einen Blick in die Glaskugel: Wird sie gut werden?
Elfriede Wunderlich: Wir haben derzeit Grund, zuversichtlich zu sein. In den vergangenen zwei Wochen hat es aufgrund des Wetters noch so ausgesehen, als ob wir verspätet in die Saison starten müssen. Aber die Temperaturen haben in den vergangenen Tagen angezogen. Bleibt es so warm, können wir pünktlich loslegen.

Sie klingen sehr optimistisch und das, obwohl derzeit viele Bauern den Mangel an Erntehelfern beklagen. Allein aus der Ukraine waren im vergangenen Jahr rund 2.500 Saisonarbeiter in Österreich tätig. Aufgrund des Krieges können heuer viele nicht kommen. Fehlen diese bei Ihnen nicht?
Seit 20 Jahren kommen Erntehelfer aus der Ukraine zu uns auf den Hof. Wir haben deshalb eine enge Verbindung zum Land und den Menschen. Das war auch der Grund, warum wir kurz nach Kriegsausbruch über die sozialen Medien einen Aufruf an die Arbeiter gestartet haben: Jeder, der sich in Sicherheit bringen wollte, konnte zu uns kommen. Viele Frauen sind gekommen, die in diesem Jahr ohnehin zur Ernte angereist wären. Nun sind sie eben einfach schon früher da.

Und was ist mit den Männern, die die Ukraine nicht verlassen dürfen? Können Sie diese Arbeitskräfte einfach ersetzen?
Schwierig, aber wir geben unser Bestes. Einige Arbeiterinnen  haben mir ihre Ankunft in den kommenden Wochen noch zugesichert. Ob sie in der aktuellen Lage wirklich kommen, weiß ich nicht. Wir sind mit einer solche schwierigen Situation nicht zum ersten Mal konfrontiert. Schon in den vergangenen Corona-Jahren herrschte vor der Ernte große Unsicherheit, ob genügend Erntehelfer kommen können. Im Endeffekt ist damals alles gut ausgegangen, wir konnten die Ernte wie geplant durchführen. Und wir hoffen, dass das auch in diesem Jahr  mit der  zusätzlichen Hilfe von Freunden und Bekannten klappen wird.

Die Haupternte der Erdbeeren startet  in etwa drei Wochen. Seit einigen Tagen werden bei so manchen Verkaufsständen im Land schon Erdbeeren mit irreführenden Angaben wie „feldfrisch“ oder „regional“ angeboten. Sie sollen eine inländische Herkunft suggerieren, obwohl die Früchte aus dem Ausland kommen. Bräuchte es bei Erdbeeren eine geschützte Herkunftsbezeichnung wie etwa bei der Wachauer Marille?
Die falschen Herkunftsbezeichnungen, die Konsumenten in die Irre führen sollen, sind bei Erdbeeren schon lange ein Problem. Als österreichischer Produzent ist das natürlich besonders ärgerlich. Ich glaube aber, dass in diesem Zusammenhang auch die Konsumenten gefragt sind, es braucht ein noch bewussteres Einkaufen. 

Wenn Konsumenten österreichisches Obst kaufen, kann man doch eigentlich von einem bewussten Einkaufsverhalten ausgehen.
Ja, aber auch bei vermeintlich österreichischen Erdbeeren sollte der Käufer noch stärker nach- und hinterfragen. Ein Trick: Erkundigen Sie sich beim Händler, von welchem Bauern er konkret die Ware bezogen hat. Kommt diese wirklich von einem österreichischen Produzenten, kann er diesen mit Sicherheit nennen.  

Erdbeerland Österreich

In Österreich werden auf rund 1.200 Hektar Fläche Erdbeeren angebaut. Die Gesamterntemenge der roten Ananas, wie Erdbeeren auch gerne genannt werden, lag 2021 laut Statistik Austria bei rund 14.267 Tonnen. 

Die Hauptanbaugebiete für Erdbeeren liegen in Nieder- und Oberösterreich sowie der Steiermark. Gemeinsam kommen die Bundesländer auf eine Erdbeeranbaufläche von rund 990 Hektar.

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