Eine Reise mit viel Kosten

Clarissa Sorger lebt in England und isst sich durch die Londoner Schmankerln
Die Suche nach Bio erweist sich für unsere Stipendiaten im bitterkalten Winter als schwierig.

Es ist kalt geworden. In Seoul, München, London, Vancouver und Lahti ist der Winter eingekehrt. Zum gemütlichen Schlendern an heimischen Märkten fehlen die nötigen Grade am Thermometer. Der Fluss, an dessen Ufer man noch vor wenigen Wochen das mitgebrachte Bio-Essen genascht hat, ist zugefroren. Statt bunt und schrill tragen die Städte, in denen die Ja!Natürlich Stipendiaten ihr Auslandssemester verbringen, nun weiß und besinnlich.

Hana Oprešnik durchlebt den Winter in der Südkoreanischen Hauptstadt Seoul. Hier ist es so kalt, dass die Menschen erst gar nicht aus dem Haus gehen, um sich mit Nahrung zu versorgen – sie bestellen ihre Kochzutaten im Internet. Die Lieferungen sei gratis, die Ware – auch frisches Obst und Gemüse – im Netz sogar oft günstiger als im Geschäft. Aber: "Äpfel online zu kaufen kann auch nicht das Wahre sein – irgendwie kauft man da die Katze im Sack", so Oprešnik. Nach vier Monaten in Südkorea hat sie sich einen Überblick über die einheimischen Essgewohnheiten verschaffen können. Koreaner mögen es schnell, heiß, scharf und fettig. "Hier sind sie noch weit davon entfernt, ein Bio-Land zu sein". Bio gebe es nur in gewissen Vierteln und nur sehr teuer.

Ganz andere Eindrücke sammelt seit 84 Tagen die in London studierende Clarissa Sorger. Die Vegetarierin hat hier den Hotspot für gutes, nachhaltiges Essen gefunden. "Das Angebot ist überwältigend" berichtet sie. Sie trotzt der Kälte und wagt sich hinaus auf die malerischen Londoner Weihnachtsmärkte. Ihr Favorit: der Southbank Christmas Market, neben dem London Eye. Bei internationalen Bio-Spezialitäten pochen hier, am Ufer der Themse, die Hipster-Herzen im Gleichklang.

Einmal über den Ärmelkanal, in München, weilt zurzeit Bianca Pripfl. Sie schreibt, das sie hier einen Metzgerei-Boom erlebt, denn die Münchner hätten zunehmend eine "Du kaufst dein Fleisch doch wohl nicht im Supermarkt?"-Einstellung. Auch sonst sei die Stadt sehr bio gepolt: Es gibt ein eigenes, nachhaltiges Festival, das "Tollwood", eigene Food-and-Life-Messen und unzählige Öko-Läden.

Vom Winter gezeichnet

Aus Lahti in Finnland berichtet uns Magdalena Schwarzenlander. Seit 122 Tagen ist sie im Trendscouts-Auftrag auf Supermarkt-, Restaurant- und Wochenmarkt-Tour. Und allmählich entdeckt sie Finnlands Bio-Potenzial: Ihre Nachbarn etwa haben eine Eigenanbau-Genossenschaft gegründet und pflanzen ihr Gemüse selbst. Fotos von den Gärten konnte sie leider keine schicken, da zurzeit alles unter einer dicken Schneedecke begraben liegt. Allerdings ist sie den gut zugänglichen Waldbeeren auf den Geschmack gekommen, besonders den "Moltebeeren", die sogar die finnische Zwei-Euro-Münze schmücken. Nicht so gut kommen bei Schwarzenlander hingegen die Milchsorten des Landes an – besonders die "schleimige Sorte Viili sollte man weder gesehen noch gegessen haben", schreibt sie uns.

Dass Kanadier am liebsten Wildlachs essen, entkräftigt Martin Schauhuber in seinem Bericht. Entgegen den Erwartungen sei Poutine – Pommes Frites, Käse und Bratensauce – die Nationalspeise. Fisch angeln sie dennoch gerne. Doch die kanadische Fischerei sei im Wandel. Initiativen wie "Slow Fisch Canada" wollen auf den bewussten Konsum und den nachhaltigen Umgang mit der Natur aufmerksam machen. Welche Restaurants nachhaltig wirtschaften, erkennt man am "Ocean Wise"-Abzeichen an der Tür. Mittlerweile gibt es 500 solcher Lokale allein in Vancouver. Michael Schauhuber: "Das ist ein starkes Zeichen."

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