Ein Start-up verkleinert die Welt

Fabberloung-Gründer Andreas Schwirtz, 45, mit seinen drei Töchtern aus Gips. In echt sind sie 19, 13 und neun Jahre alt
Andreas Schwirtz druckt sich mit seinem Start-up Fabberlounge die Welt, wie sie ihm gefällt.

Zuerst war es der Buchdruck. Später die Fotografie. Sie ermöglichten das Festhalten von Momenten, sie haben die Geschichte für immer verändert. Nun kommt eine neue Technologie hinzu. Andreas Schwirtz beherrscht sie. 3-D-Drucke, Statuen, die Abbilder der Wirklichkeit sind. Bis jetzt formt er damit Kopien von Menschen.

Seine Lieblings-Abbilder – seine Töchter – stehen in einer Glasvitrine in seinem Fotostudio, das zwischen Wien-Neubau und der Josefstadt liegt. Sie sind zwölffach verkleinert und es hat den Anschein, gleich erwachen sie zum Leben. Sie tun es nicht. Sie sind aus Gips. "Es ist komisch. Durch die Realistik ist das auch ein bisschen gruselig", grinst Schwirtz. Der 45-Jährige lehnt mit Dreitagebart und Kappe in einem weißen Ledersofa. Er ist entspannt. Dazu hat er allen Grund, denn sein Start-up "Fabberlounge" ist das erste und einzige Fotostudio in Österreich, das 3-D-Druck-Porträts herstellt. Er sitzt somit an der Quelle, alles nur Erdenkliche mit dieser Technologie auszudrucken. Doch bis zum innovativen Foto-Macher war der Weg des 45-jährigen Gründers wild durchwachsen.

Leben, wie’s Spaß macht

Andreas Schwirtz mag die Menschen. Immer schon. "Ich mag es, sie zu malen, sie darzustellen", erzählt er. Deshalb beschäftigte er sich nach seiner Lehre im Werkzeugbau lieber wieder mit etwas Lebendigem – meistens zumindest. Er inskribierte Medizin, ihn faszinierte die menschliche Anatomie und er lernte sie an Leichen bis in jede Faser kennen.

Nach zwei Jahren Studium schmiss er es wieder, es verschlug ihn – weil als Nebenjob stets erprobt – in die Gastronomie. Er gründete 1995 die "1. Österreichische Barkeeperschule". Doch in diesem Beruf fehlte etwas. Er suchte es abermals in der Werkzeugmacherei und später in der Medizintechnik. "Ab dann hatte ich immer einen fixen Job und nebenbei Projekte." Darunter fällt etwa eine Weinbar, das "Schwirtz" im neunten Bezirk, mit seiner Frau. Oder die Gründung eines Tournee-Theaters mit Klappmaul-Puppen, die bis heute bei Vorträgen für gesunde Ernährung in Schulen im Einsatz sind. "Ich bin ein leichter Hyperaktivler. Ich habe dieses Unternehmer-Gen und brauche die Projekte", erklärt Schwirtz seine berufliche Umtriebigkeit.

Vor zweieinhalb Jahren stieß er auf einer Messe auf eine 3-D-Figur. "Ich hab’ gedacht: das ist der Wahnsinn." Er recherchierte, er entwickelte, er netzwerkte, bloggte und kooperierte, bis er sich seiner Sache sicher war. Das war vor einem halben Jahr. Seine Geschäftsidee wollte er von einer Förderstelle einschätzen lassen. Das Feedback auf seinen Businessplan war gewaltig. "Ich war zur richtigen Zeit mit der richtigen Idee auf dem Markt." Vergangenen Dezember gewann er sogar den i2b-Businessplan-Wettbewerb im Bereich EPU.

Schwirtz rutscht am Sofa hin und her, seine Gesten werden klarer, sein Blick konzentrierter. Er erklärt das Verfahren. Er spricht von Trigonometrie, Winkeln und additiven Technologien: 80 Kameras sind im Studio in einem 360 Grad Radius um die fotografierte Person postiert – "das Datenmaterial für den Druck muss perfekt sein." Sein Know-how gibt er gern weiter. Vier Studios richtete er mittlerweile für andere ein, er fungiert zudem als Berater.

"Ich will den Leuten ein Denkmal setzen", sagt er. Er richtet sich seine Kappe zurecht und sieht zu den Figuren in der Vitrine hoch. Ihm ist bewusst, wie viel mehr das Verfahren kann. Es ist der Beginn einer neuen Ära. "Ich vermische hier die virtuelle Realität mit der echten." Hat er die Scan-Daten, kann er alles, was es gibt, einfach ausdrucken. Er lächelt. Die Maschine, die diese Daten exakt abnehmen kann, steht in seinem Fotostudio.

Was jeder Entrepreneur wissen muss

  1. Schaffe dir einen soliden sozialen Background. Wenn du keine Freunde oder Familie hast, die mit dir das Geschäft ausmalen, ist das Selbstständigsein nur halb so lustig.
  2. Mache keine Schulden. 50.000 Euro wurden für das Business aus eigener Tasche vorfinanziert – aus Rücklagen. Ich empfehle Förderungen: wenn die Idee stimmt, gibt’s das Geld. Auch Crowdfunding macht den Start möglich.
  3. Glaube an das, was du machst. Du brauchst Begeisterung, aber auch Fachwissen.
  4. Der Standort ist nicht unwichtig. Gerade bei Laufkundschaft muss man präsent sein, nahe am Kunden. Deshalb: Nicht im hintersten Land verstecken.
  5. Mach dir klar, wohin die Reise geht. Stecke dir hohe Ziele und halte dich an sie. Der Businessplan ist eine gute Stütze, um zu sehen, ob das klappt. Oberstes Ziel: wirtschaftlich Überleben.

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