Dreierbeziehung in der Chefetage

Dreierbeziehung in der Chefetage
Ménage à trois mit spannenden Details: Zum ersten Mal wurde das Verhältnis Chef – Assistentin – Ehefrau untersucht.

Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau. Falsch. Hinter jedem erfolgreichen Mann stehen zwei starke Frauen – seine Assistentin und seine Ehefrau. Das Verhältnis Chef – Ehefrau – Assistentin wurde nun erstmals im Rahmen einer Dissertation untersucht. Wer spielt welche Rolle? Wer ist von wem abhängig? Wie ticken die einzelnen Personen und warum sind sie in dieser Position?

Monika Spiegel, Doktorin der Psychotherapiewissenschaft, untersuchte bereits in ihrer Diplomarbeit die Persönlichkeitsstrukturen von über 30 Top-Managern. Jetzt hat sie ihre darauf aufbauende Doktorarbeit fertiggestellt. In „Ménage à trois“ wurden 55 Personen in tiefenpsychologischen Interviews befragt. Zum Vorschein kommt eine Dreiecksbeziehung zwischen dem Manager, seiner Partnerin und seiner Assistentin. Besonders klar kommen die Themen Arbeitssucht, Beziehungssucht und Co-Abhängigkeit zum Vorschein. Die Details sind hier erstmals zu lesen.

Kaum Einzelkinder

Bei der Analyse zeigt sich, dass die Befragten eher „aus ärmlichen Verhältnissen“ stammen. Ein Großteil wünscht sich, diese Verhältnisse hinter sich zu lassen. Zitat eines Probanden: „Ich wollte aus den einfachen dörflichen Verhältnissen immer raus“. Alle drei, Chef, Assistentin und Ehefrau treibt der Wunsch nach Besserstellung. Das „Sich-Behaupten“ im Erwachsenenleben hat seinen Ursprung oft schon in der Familie.

Interessantes Detail: Einzelkinder sind unter den Befragten kaum vertreten, der Großteil ist erst- oder letztgeboren. „Sie haben mehr Drive, das bestätigt die Wissenschaft der vergangenen hundert Jahre, weil sie sich im Familienverband stärker durchsetzen müssen“, erklärt Spiegel. Die Persönlichkeitsstrukturen von Chef, Assistentin, Ehefrau und deren Abhängigkeit im Detail:

Der Chef

Dreierbeziehung in der Chefetage

Starke Chefs sind fast immer Narzissten. Als Führungskräfte haben sie eine Machtposition. Diese Stellung gelten sie mit ihrem Privatleben ab. Der Weg an die Spitze ist verbunden mit hohem persönlichem Einsatz, starkem Drang zur Perfektion und einer Vernachlässigung des Privatlebens. Sie denken: „Je mehr ich arbeite, desto erfolgreicher bin ich.“ Zwar beteuern viele Führungskräfte, dass sie ihre Freizeit am liebsten mit der Familie verbringen würden, die Realität ist aber anders. Führungskräfte weisen alle Faktoren von Arbeitssucht auf. Als Narzissten suchen sie Partnerinnen und Mitarbeiterinnen, die ihre Grandiosität bestätigen. Sie suchen nach Anerkennung, sind süchtig nach Lob.

Die Assistentin

Sie ist ähnlich narzisstisch wie ihr Chef, hat ähnliche Antwortmuster bei Perfektionismus, Eigensinnigkeit und Sturheit wie er. „Sie will mit dem Chef mithalten, ist mit ihm erfolgreich, lebt in einer Co-Abhängigkeit“, so Spiegel. Ihr Berufsleben wird zum Inhalt ihres Selbstwertes, das meist nicht funktionierende Privatleben wird mit dem Arbeitsleben kompensiert: Lediglich ein Drittel ist verheiratet und hat Kinder, zwei Drittel leben alleine. Sie ist oft die Erstgeborene im Geschwister-Duo (die starke Kämpferin). Ihr Einfluss ist groß: Sie konzipiert seine berufliche Welt mit. Der Chef sucht in der Assistentin nach der Mutter, die ihn versorgt. Sie ist die Tagfrau, die sich um ihn kümmert. Sie führt mit dem Chef eine Arbeitsbeziehung, die im Antwortverhalten eher auf eine Liebesbeziehung hindeutet, „was bitte nicht heißt, dass es eine ist“, hält Spiegel fest.

Die Ehefrau

Ehefrauen erfolgreicher Manager definieren ihre Identität häufig durch die ihres Mannes, etwa die Frau Doktor, die selbst keinen Titel hat. „Zugegeben: Das ist auch eine Generationensache und ändert sich jetzt“, so Spiegel. Das kann zu einer falschen Selbsteinschätzung und zur Co-Abhängigkeit führen. Co-Abhängige sind stark mit einer Person verbunden, von ihr und ihrem Erfolg abhängig. Spannend ist auch: Die Ehefrau ist oft die Zweitgeborene, im Geschwister-Duo also die jüngere Schwester.

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