Disney entlässt Marvel-Vorsitzenden Ike Perlmutter

Isaac („Ike“) Perlmutter, der Vorsitzender von Marvel Entertainment, wurde per Telefonat von Disney entlassen. Auch Perlmutters Co-Präsident Rob Steffens und Chief Counsel John Turitzin wurden entlassen. Offiziell sei dieser Schritt Teil der Kostensenkungsstrategie Disneys, von der 7.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (das sind vier Prozent der weltweiten Anzahl an Mitarbeitenden) betroffen sind. Seit Montag werden die Kürzungen vorgenommen. Das Ziel: Eine Kosteneinsparung in Höhe von 5,5 Milliarden US-Dollar, um das Streaming-Geschäft rentabler zu machen.

Laut Robert Allen „Bob“ Iger (Disney CEO) soll es drei Kündigungswellen geben. Die erste startete diese Woche, die zweite ist für April angesetzt und die letzte soll „vor Beginn des Sommers“ stattfinden.

Marvel Entertainment (arbeitet unabhängig von Marvel Studios) soll nun soll als Teil der Einsparungen laut der New York Times mit größeren Disney-Einheiten zusammengelegt werden. Auch  Kabelfernsehproduktionen und der Erwerb von neuen Inhalten waren von den Kürzungen betroffen. Der Wall Street Journal berichtete etwa, dass Disney eine 50-köpfige Metaverse-Abteilung gekürzt hat. Diese Abteilung wurde vom vorhergehenden Disney CEO Bob Chapek ins Leben gerufen. Chapek wurde im November gekündigt, weswegen Bob Iger wieder seine alte Rolle als CEO übernahm.

Wer ist Ike Perlmutter?

Perlmutter ist ein 80-jähriger Milliardär, der seit den 90iger Jahren bereits im Vorstand von Marvel sitzt, zunächst noch als CEO von Marvel Entertainment. Außerdem ist er ein großer Disney-Shareholder, mit einem Anteil von fast einem Prozent im Wert von 2,4 Milliarden US-Dollar.

2009 verkaufte Perlmutter  Marvel für 4 Milliarden US-Dollar an Disney. Seit dieser Übernahme schrumpfte seine Rolle in Marvel stetig, vor allem nach Bob Igers Umstrukturierungen von Marvel Studios unter Walt Disney Studios. Ab 2015 hatte Perlmutter nämlich keinen Einfluss mehr über kreative Entscheidungen und Budgets im Filmsegment.

Ein Grund sollen laut der New York Times Streitigkeiten mit Marvel Studio CEO Kevin Feige um Casting-Entscheidungen gewesen sein. Perlmutter stimmte etwa mehrmals gegen Frauen und POC als Hauptdarsteller in Filmen. Schlussendlich beschränkte sich Perlmutters Einfluss auf den Comicverlag, der jährlich nur 40 bis 60 Millionen US-Dollar Umsatz generiert. Also ein Bruchteil von Disneys jährlichem Gewinn (2022 waren es 83 Milliarden US-Dollar).

Auch mit Disney CEO Bob Iger geriet Perlmutter mehrmals ins Fadenkreuz. Perlmutter sei nicht mit Igers politischen Einstellung einverstanden (Iger ist Demokrat und Perlmutter ein Unterstützter Donald Trumps). Ein weiterer Konflikt entstand, nachdem Perlmutter seinen Freund und "aktivistischen Investor" Nelson Peltz, der einen Sitz im Vorstand von Disney besetzen wollte, lautstark unterstützte. Bob Iger lehnte das ab.