Viele ungenützte Talente

honorarfrei - Verein für Wirtschaft
Der Verein Wirtschaft für Integration diskutierte über Lehre, deren Image und Karrierechancen.

Georg Kraft-Kinz stellte gleich zu Beginn klar: „Das ist keine Cocktailparty hier, wir wollen Veränderung schaffen für jene, die dieses Ambiente nie kennenlernen dürfen.“

Ort: Looshaus am Michaelerplatz. Anlass: Der Verein Wirtschaft für Integration brachte das Thema Lehre aufs Tapet – zahlreiche Experten und Firmenvertreter diskutierten zwei Stunden lang über die Chancen von Jugendlichen, die Lehre, die Aufgaben von Eltern, Kindergarten, Schule und Betrieben. „Wir brauchen mehr Schule statt weniger – es geht um die Pflicht zur Bildung für alle, statt um reine Schulpflicht – die Zukunft der Lehre wird in Kindergarten und Schule entschieden“, so Georg Kraft-Kinz und Ali Rahimi, Obleute des Vereins Wirtschaft für Integration. Man müsse die Qualität der Ausbildung schon ab dem Kindergartenalter verbessern, die Themen Elternbildung und Information stärker aufgreifen. Kein Kind soll ohne Abschluss aus der Schule gehen. Unternehmer sollten mit der Vielfalt der Lehrlinge zurechtkommen und diese auch nützen.

Die Fakten rund um das Thema Lehre und Migranten sprechen eine klare Sprache: 50 Prozent aller Lehr-Abbrecher haben Migrationshintergrund, insgesamt gäbe es eine niedrige Anzahl von Lehrlingen aus zugewanderten Familien. Aber: Von den 0 bis 20-Jährigen haben 70% aller in Wien lebenden Menschen Migrationshintergrund. Und: Die Lehre ist eine chancenreiche Ausbildung.

50 Prozent aller Jobausschreibungen richten sich an Lehrabsolventen, 39 Prozent aller Führungspositionen sind mit Lehrabsolventen besetzt. Firmen würden händeringend nach Lehrlingen suchen, aber: „Wir gehen fahrlässig mit den Talenten der Jugendlichen um. Insbesondere mit jenen jungen Menschen, die aufgrund ihrer Migrationsgeschichte besondere Fähigkeiten wie interkulturelle Kompetenzen und Mehrsprachigkeit mitbringen“, so Georg Kraft-Kinz und Ali Rahimi. Firmen, die Lehrlinge suchen und Migranten (und deren Eltern), die das System Lehre und seine Chancen noch nicht ganz verstanden hätten, müsste man zusammenbringen. „Zuwanderung und Integration bieten große Chancen für den Wirtschaftsstandort Österreich. Um diese auch zu nutzen, müssen wir alle an einem Strang ziehen“, ist Meri Disoski, Geschäftsführerin des Vereins Wirtschaft für Integration überzeugt.

Wirtschaft für Integration

Der Verein Wirtschaft für Integration wurde 2009 von Georg Kraft-Kinz (Stv. Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien) und dem in Teheran geborenen Wiener Unternehmer Ali Rahimi (ganz links) gegründet. Der Verein aus Managern und Unternehmern setzt Projekte für einen potenzialorientierten Umgang mit dem Thema Integration um. Das Motto: fordern und fördern.

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