Dieser Milliardär gibt alles her
Von Energydrinks kann man gut leben, nicht nur in Fuschl am See, auch in den Vereinigten Staaten. Manoj Bhargava machte mit seinem hochkonzentrierten Energie-Getränk "5-Hour Energy" ein Milliardenvermögen. Mit der Brause-Cashcow im Rücken versucht der Amerikaner mit den indischen Wurzeln nun, damit die Welt ein Stück besser zu machen. Er lässt es sogar regnen – aber dazu später.
Dieser Woche war Manoj Bhargava in Wien. Dienstag, 10.45 Uhr, Pioneers Festival in der Hofburg: Er geht auf die überdimensioniert große Bühne, spricht amerikanisches Englisch, ist lässig, überzeugend, nahbar. Mehr Amerikaner als Inder. Er steht da, lehnt mit beiden Armen am Pult, ist angenehm unaufgeregt. Manoj, wie er von allen genannt wird, spricht in seiner Keynote über nichts Kleines, sondern über "Changing the world as we know it". Dafür ist er angetreten hier in Wien, um darüber zu reden, obwohl er reden hasst. Vor allem aber, um zu tun.
Kloster statt Jet-Set
Laut Forbes-Liste der Superreichen ist der 1953 in Indien geborene Unternehmer milliardenschwer. Verantwortlich dafür ist seine Idee für den "5-Hour Energy"-Drink. Die kam ihm erst spät im Leben. Mit seinen Eltern übersiedelte er als Kind nach Philadelphia (USA). Talent hat Manoj zwar immer wieder bewiesen, sein Studium an der Princeton Universität brach er aber ab. Er reiste um die Welt, lebte zwölf Jahre in Klöstern in Indien, jobbte hier und da. Und kehrte in die USA zurück. 2003 erfand er schließlich den Energydrink. Innerhalb von nur zwei Monaten brachte er das Produkt in die Geschäfte. Seither verkauft sich das Zeug wie verrückt. Die kleinen Fläschchen wurden zu einem der größten Konsumprodukte der Welt. Parallel dazu wuchs sein Nettovermögen – auf über vier Milliarden Dollar. "Ich dachte: was mache ich bloß mit dem Geld?", erzählt Manoj. Behalten und ein reiches Milliardärsleben führen war keine Option. Lieber steckt er 99 Prozent seines Vermögens in sein Herzensprojekt "Billions in Change".
Damit verschreibt sich der Selfmade-Milliardär den aus seiner Sicht wichtigsten und dringlichsten Themen der Welt: Wasser, Elektrizität und Gesundheit für jene zu schaffen, die auf dieser Erde nicht das Glück hatten, in einem reichen Land geboren zu sein. Er will tun, verändern, anpacken. Und geht mit Rednern hart ins Gericht, attackiert in seinen Auftritten immer wieder die Quassler. "Die Zeit des Redens ist vorbei. Die Lösungen gibt es bereits, sie sind da. Jetzt müssen wir sie umsetzen", sagt er.
Brauchbare Erfindungen
Mit den Milliarden im Rücken gibt er einen schnellen Takt vor. Er will Dinge tun, die andere nicht tun können, weil ihnen die Mittel fehlen. Eines seiner zehn Firmengebäude ist deshalb ein Erfinder-Haus namens "Stage 2". Dort wird getüftelt. Mit dem Ziel: große Erfindungen zu kreieren, die das Leben der Armen besser machen. Er heuert Erfinder an. Mit Manojs Infrastruktur und Geld können sie ihre Idee bis zum fertigen Produkt bringen. Oberste Prämisse: Es muss einen Impact auf die Welt haben. "Ein Produkt, das cool ist, aber unbrauchbar, mache ich nicht. Ich will nicht cool sein." Was nicht brauchbar ist, ist in seinen Augen Schrott. Beispiele für Erfindungen aus Stage 2: Das Fahrrad "Free Electric", auf dem man eine Stunde radelt und damit Strom für 24 Stunden gewinnt. Oder ein Graphit-Kabel, das Energie aus der Erde holt, ohne jegliche Verschmutzung. Oder ein Regenmacher, der Salzwasser zu purem Trinkwasser aufbereitet.
Manoj liebt die Einfachheit. Er sagt, er selbst sei das Gegenteil eines Unternehmensberaters, der das Einfache immer kompliziert macht. "Ich möchte das Komplizierte einfach machen." Und gegen Experten hat er auch etwas. "Das sind doch alles Leute, die gut in dem sind, was einmal war. Und wenn man sie fragt, was einmal sein wird, dann haben sie keine Ahnung, weil sie in der Vergangenheit leben. Wofür brauche ich diese Experten also? Ich brauche sie nicht, es wäre dumm, würde ich mich auf sie verlassen."
Verlassen solle man sich als Unternehmer lieber auf den eigenen Hausverstand und die Dringlichkeit einer Sache. Und das wiederum lernt man von der eigenen Mutter: "Weil glauben Sie mir: Mütter haben mehr Management-Erfahrung gemacht als der MBA-Professor, der ihnen das beibringen will."
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