Die Zukunft der Wissenschaft

Festsaal der Universität Wien: Uni und Forschung, wohin geht ihr?
Minister, Rektor und internationale Experten über das Wissenschaftsland Österreich.

Ein Wissenschafts- und Wirtschaftsminister, der die Autonomie der Universitäten hoch hält. Ein Rektor, der sich als praxisnaher Mathematiker sieht und die Grundlagenforschung als immens wichtig erachtet. Ein Präsident des European Research Councils, der den internationalen Wettbewerb in der Forschung unterstreicht und die Gefahr darin sieht, dass die besten Forscher Europas den Kontinent am ehesten verlassen. Eine Wissenschaftsforscherin, der die langfristigen Forschungsprogramme fehlen, und die die aktuelle Forschung als viel zu kurzsichtig einordnet.

Universität im Gespräch: Die Podiumsgäste lieferten den hundert Gästen im Festsaal der Universität Wien eine Diskussion zum Wissenschaftsstandort Österreich. Minister Reinhold Mitterlehner macht der wissenschaftliche Diskurs sichtlich Freude: "Dass das Wirtschaftsministerium das Wissenschaftsministerium geschluckt hätte, diese Sache mit der schlechten Symbolik, ist ausgeräumt", erklärt er. Da hätte nicht einmal mehr die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH) ein Problem damit, selbst sie hätten das Thema fallen gelassen. Mitterlehner verteidigt die Unabhängigkeit der Lehre und Forschung, wiewohl er gute Kooperationen mit der Wirtschaft und damit zusätzliches Forschungsbudget begrüßt. Jedoch: ohne Vorgaben und mit Autonomie.

Rektor Heinz W. Engl spricht das Problem der Nachwuchsförderung an. Die Chancen auf eine Dauerstelle seien gering, das System des Tenure-Track (eine vorgegebene akademische Laufbahn) nicht gut umgesetzt. "Die Kettenvertragsregelung ist zu starr. Entweder man ist auf sechs Jahre beschäftigt oder unbefristet. Die Dienstverhältnisse müssen viel flexibler werden." Engl erinnert an das Ziel, bis 2020 zwei Prozent des BIP für die Forschung zu verwenden. Derzeit sei Österreich bei 1,5 Prozent – die kontinuierliche Anhebung sei notwendig, will man im internationalen Wettbewerb bestehen.

ERC-Präsident Jean-Pierre Bourguignon sieht die Tendenz in Europa, die Dauerstellen an den Universitäten zu reduzieren. Er ortet mehr Unsicherheit an den europäischen Unis, was für den Wissenschaftsbetrieb in Europa Nachteile bringt. Ein Lob von seiner Seite: Österreich ist fantastisch erfolgreich bei Förderungen durch das ERC – 109 österreichische Projekte würden derzeit finanziell unterstützt.

Forscherin Ulrike Felt fand kritische Worte zu den Bedingungen an den Unis: "Wir ziehen keine Arbeitskräfte an. Wir müssen endlich attraktive Karriereformen schaffen und leistungsorientiert Chancen geben."

Kommentare