Die Suche nach Lehrlingen und was man dabei beachten sollte

Eigentlich wollte Martin Winkler Kinderarzt werden. Das Verkehrsbüro war nur ein Zwischenstopp. Jetzt, 20 Jahre später, ist er der Verkehrsbüro-Chef. Auch Christian Artner, Sicherheitsfachkraft bei Porr, hat es am selben Standort gehalten. 42 Jahre, um konkret zu sein. Von klein auf hat es ihn in die Baubranche gezogen. Zwar landete über die Jahre in unterschiedlichen Bereichen, dem Unternehmen blieb er jedoch treu.
Was hat sie im Unternehmen gehalten?
Diese Frage stellen sich Arbeitgeber angesichts des Arbeitskräftemangels immer wieder. Gesucht wird überall: bei Schülern, Maturanten, Quereinsteigern und so weiter. Marion Glantschnig, Leiterin der Interspar Personalentwicklung, beobachtet, dass die Lehrlingsbewerbungen laufend weniger werden.
Der Kampf um Talente hat begonnen und neue Maßnahmen, um potenzielle Lehrlinge anzulocken, werden gesetzt. Bei Interspar sind es etwa Prämien, Führerschein-Förderungen und iPads. Viele Vorteile, doch sie reichen nicht.

Marion Glantschnig (Interspar) setzt auf viele Werbe-Standbeine, um Lehrlinge zu erreichen
Man konkurriert um die Aufmerksamkeit der Lehrlinge
sagt Glantschnig. Das bedeutet für Unternehmen: Präsenz ausbauen. Interspar setzt auf Werbung: in den Märkten, bei Schulbesuchen, Karrieremessen und neuerdings in den sozialen Medien. Dort ist auch die Porr Group unterwegs.
HR-Chefin Martina Auer-Klass berichtet, dass sie junge Menschen dort abholen, wo sie sich aufhalten. Auf TikTok zum Beispiel. Dort starteten sie zum Beispiel eine Kooperation mit den TikTok-Influencern Class Ninjas.
Präsenz ist das eine ...
... aber Interesse schafft man durch die richtigen Inhalte. „Das Vorabwissen, also worauf man sich einlässt, wenn man für das Unternehmen arbeitet, ist viel wichtiger geworden“, sagt Verkehrsbüro-Chef Winkler. Welche Perspektiven hat man, welche Aufstiegschancen? (Letzteres hat Winkler übrigens dazu bewogen, im Unternehmen zu bleiben).

Verkehrsbüro-Chef Martin Winkler, spricht über Lehrlinge und was es braucht, um sie im Unternehmen zu halten
Auch die Frage nach dem Unternehmen und wofür es steht, gehört dazu. Junge Leute würden nach Vorbildern suchen, um sich zu orientieren. „Gerade heute ist es für viele schwierig herauszufinden, welcher Weg der richtige ist. Deswegen wollen wir den Community-Gedanken fördern.“
So sieht es auch Petra Karacs, Leiterin des Porr-Lehrlingsmanagements:
Der Erfahrungsaustausch ist unentbehrlich. So fühlt man sich als Teil des Teams

Petra Karacs, Leiterin Lehrlingsmanagement bei Porr sieht Kommunikation als Schlüssel bei der Lehrlingssuche
Nicht nur im beruflichen Umfeld, sondern auch im privaten, etwa am dortigen Campus durch gemeinsames Kochen.
Flexibilität ist keine Einbahnstraße
Das Vorurteil, dass die Jugend nicht arbeiten will, lehnen alle Gesprächspartner ab. Es müsse nur das Richtige geboten werden. Winkler: „Job Rotation ist ein großes Thema. Die Möglichkeit, in unterschiedlichen Bereichen zu arbeiten. Flexibilität ist nämlich keine Einbahnstraße. Sie muss von Arbeitgeber und Arbeitnehmer kommen.“
Die Anzahl an Lehrlingen, die das Unternehmen wieder verlassen, ist hoch. Bei Porr sind es –bis zu drei Jahre nach Absolvierung der Lehre– etwa 38 Prozent. Dabei ist so eine Lehrlingsausbildung nicht billig. Beim Verkehrsbüro wird ihr Wert auf 40.000 Euro geschätzt (ihre Ausstiegsquote ist gering – fast 90 Prozent aller Lehrlinge machen dort ihre Lehre fertig).
Was die Jugend sich wünscht, das wünschen wir uns alle. Einen guten Arbeitgeber, einen guten Arbeitsplatz und eine sinnstiftende Tätigkeit
, sagt Leiterin des Porr-Lehrlingsmanagements Petra Karacs. Sie sieht den Sinn der Baubranche ganz klar in dem: „Erschaffen von etwas, wovon man noch seinen Enkelkindern erzählen wird.“
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