Die Lage der Kinos: Lichter aus im Lichtspielhaus?
Es sollte das Jahr der Blockbuster und das der filmischen Wiederbelebung der 80er-Jahre werden. Ein Kinojahr voll mit vielversprechenden Kassenschlagern. Von "Top Gun Maverick“ über Marvel’s "Black Widow“ bis "James Bond“. Doch dann kam die Pandemie – und die macht es auch der Kino- und Filmbranche schwer.
Plötzlich ist keine Zeit für Blockbuster.
Nach "Black Widow“ und "Top Gun Maverick“ verschiebt der nächste Kassenschlager sein Erscheinen auf den Leinwänden dieser Welt. Der Kinostart des neue James Bond Films "No Time to Die – Keine Zeit zu sterben “ wurde nun zum vierten Mal verschoben. Nach all den Absagen für das Jahr 2020 legten zuletzt Lichtspielhäuser weltweit große Hoffnungen in den Bond-Blockbuster. Dieser allerdings soll nun statt im November 2020 erst im April 2021 erscheinen.
Ein weiterer Tiefschlag für die Kinobranche.
Und eine Entscheidung mit wirtschaftlichen Folgen. Die große Kinokette Cineworld kündigte diese Woche an, ihre mehr als 600 Kinos in Großbritannien (127) und den USA (536) vorübergehend zu schließen. Damit werden mit einem Schlag rund 45.000 Menschen arbeitslos. Auch in Österreich sind rund 4.500 Arbeitsplätze von der heimischen Kinobranche abhängig.
Der Wegfall der Hollywood-Blockbuster macht den großen kommerziellen Kinoketten mehr als finanziellen Kummer und lässt auch die heimische Kinobranche zittern. Zu Beginn der Corona-Krise wurden die meisten Kinos weltweit geschlossen, so auch die rund 140 Kinos hierzulande.
Im Jahr 2019 noch zählten die heimischen Kinos, laut Statista, 14,55 Millionen Besucher. Dieser Wert zeigt zwar, dass seit dem Jahr 2009 etwa 4 Millionen Menschen weniger in die Kinos gingen, "die vergangenen Jahre haben sich die Besucherzahlen aber stabilisiert“, so Christian Dörfler, Haydn-Kino-Direktor und Obmann-Stellvertreter des Fachverbands der Kino-, Kultur- und Vergnügungsbetriebe in der Wirtschaftskammer Österreich.
"Seit 5. August konnten wir dann öffnen und die Leute kamen wieder gerne“, erklärt er. Auch wenn es unter den Hygienevorgaben schwierig bis unmöglich sei, kostendeckend zu operieren, was den Kinos wirklich wehtut, ist das Ausbleiben der großen Filme, die die Menschen normalerweise ins Kino locken. "Vor drei Wochen war ich noch zuversichtlich gestimmt. Aber die vergangenen zwei Wochen waren dramatisch. Mit James Bond hat jetzt auch der letzte der insgesamt fünf Blockbuster für dieses Jahr abgesagt“, bedauert Dörfler.
Finanzielle Misere
Im Jahr 2018 beliefen sich die Nettoeinnahmen der heimischen Kinos auf 108,42 Millionen Euro. Seit Mitte März müssen sie 85-prozentige Umsatzrückgänge verkraften. Mit Kurzarbeit und Fixkostenzuschuss sei man bisher noch ausgekommen. Dörfler: „Aber das wird nicht reichen. Wir brauchen zusätzlich einen Lohnnebenkostenzuschuss. Sonst ist es für die Kinos günstiger, vorübergehend zu schließen.“
Die Kinos sind abhängig von Hollywood
Der österreichische Film könne den Ausfall nicht kompensieren und "das Problem der Kinos nicht lösen“, so Dörfler. Im Jahr 2019 machte der Anteil österreichischer Produktionen lediglich 4,5 Prozent der Kinofilme aus. "In Frankreich liege der Anteil zumindest bei knapp 30 Prozent“, so der Kino-Direktor. Damit gehe es der französischen Kinobranche zwar nicht gut aber zumindest besser – wenn Kinobesuche möglich sind.
Ein Paradigmenwechsel zeichnet sich während der Krise auch bei der Zweiteilung zwischen kommerziellen Kinos und Programmkinos ab. Letzteren gehe es in der Krise etwas besser, so der Kinobetreiber. Sie sind nicht auf Blockbuster angewiesen, zeichnen sich durch ihr Arthouse-Programm aus und werden von öffentlicher Stelle zwecks Kulturförderung teilfinanziert.
Wie und ob das Gros der heimischen Kinos überleben wird, lasse sich pauschal nicht sagen. "Es ist eine Frage des individuellen Haushaltens“, erklärt Dörfler. Das Haydn-Kino hat alle seine 15 Mitarbeiter in Kurzarbeit und versucht, sich mit einem Alternativprogramm aus älteren Filmen. Derzeit wird ein "Harry Potter Special“ gezeigt, das sehr gut angenommen wird.
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