Die Jungen von Alpbach
Der Morgen in Alpbach ist kühl. Die Sonne ist noch nicht zur kurvigen Hauptstraße zwischen den Bergen durchgedrungen, das Dorf scheint im Tiefschlaf zu sein. Nur zwei Frauen sind unterwegs, sie tratschen mit dem Bäcker. In wenigen Stunden spazieren hier Hunderte Kongressbesucher in polierten Schuhen und Anzügen durch. Doch um 8.30 Uhr, da gehört das Dorf noch Jungen in Jeans und Turnschuhen.
739 Studierende und sogenannte Young Professionals konnten sich heuer für ein Stipendium für das Forum bewerben. Rund 180 von ihnen haben sich auch entschieden, in Alpbach eine der sieben Sommerschulen zu besuchen. Sie sind hier, weil sie sich Gedanken über die Zukunft machen wollen. Sie sind hier, weil sie lernen wollen, wie man die Welt zu einer besseren machen könnte.
Für eine bessere Zukunft
Heuer veranstaltete erstmals auch die heimische Bildungsinitiative Teach for Austria eine fünftägige Summer School in Alpbach. Das Motto: "Changemaker Lab – from Vision to Action". Die Besucher: "Menschen, die Veränderung bewirken wollen und eine NGO oder ein Start-up gründen möchten. Sie lernen hier auch, sich richtig zu verkaufen", fasst Julian Richter, 28, Teach for Austria-Fellow und einer der Lektoren der Summer School, zusammen. "Hier lernen sie, Leadership-Konzepte für ihre Visionen anzuwenden – zu sehen, verstehen und zu handeln. "
Noch schlendern die meisten Studis verschlafen mit Kaffee in der Hand die geschwungene Straße zur Hauptschule hinunter, viele versammeln sich auf der großen Terrasse zum morgendlichen Netzwerken. Für die Teach for Austria Summer School haben sich zwölf Studierende angemeldet, pünktlich schafft es aber nur die Hälfte in die Klasse. Die Teilnehmer sprechen Englisch, sie kommen aus Österreich, Serbien, Ghana, Rumänien, Italien oder Mazedonien. Die Wände sind mit Flipcharts ihrer bereits erarbeiteten Konzepte für ein besseres Bildungssystem tapeziert, heute wollen sie ihre Vision formulieren. Und miteinander ihre vor drei Tagen auf Video aufgenommen Pitches analysieren.
"I can hear your brain work", lacht Richter, als die Studierenden über ihren Konzepten brüten. Für sie ist der Kurs harte Arbeit. "Aber es ist toll, in so einem Rahmen mit Menschen zusammenzukommen, die die gleichen Interessen haben", sagt Alexander, Musikstudent aus Wien. Er und seine Summer-School-Kollegen fühlten sich zu gestalterischen Themen hingezogen. Therese etwa studiert Sustainability Management an der FH Krems und sagt, sie wäre schon im Studium beim Thema Bildung hängen geblieben. Die Vision, an der sie hier arbeitet: "Wie können Mitarbeiter einen positiven Einfluss auf die Umwelt und die Bildung haben?" Aus ihren Ferien in Alpbach will sie vor allem neue Kontakte, schöne Eindrücke und wichtige Learnings zu ihren eigenen Projekten mitnehmen. Denn was in Alpbach passiert, soll nicht in Alpbach bleiben.
Einer der Teilnehmer der Teach For Austria Summer School war auch der 23-jährige Isaac aus Ghana. Isaac, der zuletzt in Südkorea studierte, verstarb während seines Stipendiums nach einem Sprung in den Reither See. Vergangene Woche veranstalteten seine Kollegen beim Europäischen Forum Alpbach eine Gedenkfeier, bei der sie 1500 Luftballons mit Wünschen für Isaac in den Himmel steigen ließen.
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