Die Hörsaal-Connection

ARCHIV - ILLUSTRATION - Studenten sitzen am 26.10.2011 in einem großen Hörsaal der Technischen Universität (TUM) in München (Bayern). In Wiesbaden teilt das Statistische Bundesamt am 04.07.2013 die Zahlen zu Hochschulen in Deutschland von 2011 mit. Foto: Peter Kneffel/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
Zwei Generationen über veränderte Beziehungspflege, Geduld und virtuelle Freunde.

Früher machte man den Professor wie folgt auf sich aufmerksam: Man harrte vor seinem Kabinett aus und hoffte, ihn kurz persönlich anzutreffen, ihn von mit Ideen zu beeindrucken und ihm vielleicht auch noch die Hand schütteln zu können. Heute ist das anders. Man klickt auf: "Kontakt-Anfrage senden".

Die Methoden des Kontakte-Knüpfens unter Studierenden und Professoren haben sich verändert. Die neuen Tools heißen Facebook, LinkedIn und Xing und verdrängen sukzessive den guten alten Stammtisch und die Arbeitsgruppe von der Uni. Sie verdrängen das Persönliche.

Verlagerte Akquise

Worauf die Jungen heute schwören, kann die vorherige Studierenden-Generation nur belächeln. Als Sieglinde Martin, 49, Institutsleiterin des Studiengangs für Kommunikation, Werbung und Sales an der FH Wien, studierte, gab es nicht einmal Internet. Und doch kam man mit der face to face Beziehungspflege gut zurecht. Vielleicht sogar besser, als mancher Studierende heute. "Wir hatten damals mehr Geduld und die volle Konzentration. Das Studium war unser Vollzeitjob, die Uni das Zentrum unseres Lebens", erklärt Martin. Heute hätten Studierende Jobs, Familien, Projekte, viele verschiedene Hobbys. "Es gibt heute viel mehr Bereiche, wo Studierende gut performen wollen, als früher", sagt sie. "Und dazu brauchen sie die heute verfügbare, große Anzahl an Netzwerken."

Sind die Studierenden dieser Generation deshalb die besseren Networker? Mitnichten. Überall Teil eines Ganzen sein zu wollen macht das (Internet-)Profil schwammig. Quantität vor Qualität zu stellen, ist ein häufiger Fehler der heutigen Uni-Generation. "Was bedeutet es, wenn jemand 1000 Freunde oder Follower hat?", fragt Martin. "Kontakte sind nur so viel Wert, wie ihre Pflege. Keiner kann 1000 Kontakte pflegen."

Um herauszufinden, wer ein wertvoller Kontakt ist, empfiehlt Martin, sich die eigenen Ziele und die späteren Karrierewünsche vor Augen zu führen. Und die bestehenden Kontakte den Zielen entsprechend zu klassifizieren. Virtuell funktioniert das nur bedingt – die Methode macht die Musik. Erst die persönliche Note bindet Beziehungen.

Das sieht Michael Fellner, 23 und BWL Student an der WU, genauso. Neben seinem Studium arbeitet er ehrenamtlich als Vorstand der Studenten Unternehmensberatung icons. Netzwerken zwischen Unternehmen, Studierenden, Projekten und Privatleben ist sein täglich Brot. "Zielgerichtetes Kontakte-Knüpfen im Studium eröffnet heute Möglichkeiten für später. Wenn man gute Arbeit macht, verbreitet sich das leichter", so Fellner. Nachsatz: Unternehmen mögen außeruniversitäres Engagement und ein breites Interessengebiet. "Und hat man ein Problem, ist mit einem großen Netzwerk die Wahrscheinlichkeit größer, dass sich darin jemand findet, der mir bei der Lösung helfen kann."

Und die ruhigen Einzelgänger? Bleiben sie ohne virtuelle Freunde, Visitenkarten und Follower auf der Strecke? "Keiner geht ja ganz alleine durchs Leben. Jeder, mit dem man Zeit verbringt, zeigt einem neue Perspektiven", sagt Fellner. Auf den Hochschulen beobachte er jedenfalls einen starken Fokus aufs Netzwerken. "Es gibt künftig zwei Möglichkeiten. Entweder man ist drinnen, oder man ist draußen."

Unangefochtener Network-Anführer ist bei Studierenden Facebook. Sie organisieren virtuelle Lerngruppen, teilen untereinander Aufgaben und verabreden sich auf der Alleskönner-Plattform.

Wirtschaftlicher wird’s beim WU-Club Top League – die High Potentials unter den Bachelor Studierende netzwerken hier bei einschlägigen Veranstaltungen. Für die ÖH zahlt jeder Studierende einen Pflichtbeitrag und kann damit das österreichweite Netzwerk zu Themen wie Beihilfe, Wohnen und Hochschule nutzen. An österreichischen Hochschulen sprießen die Studentenverbindungen aus dem Boden. Alleine in und um Wien können sich Hochschüler 21 solcher Verbindungen jeder möglichen Ausrichtung anschließen. Nahezu alle Hochschulen haben zudem ihre eigenen Alumni-Clubs. Nicht nur Absolventen halten hier untereinander Kontakt, auch Noch-Studierende, Professoren und Wirtschaftstreibende vernetzen sich untereinander.

INFO: Das ZBP Career Center der WU und die Studenten Unternehmensberatung icons organisieren am 18. März ab 10.00 die Netzwerk-Messe Add on am WU Campus.

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