Die Bio-Detektive schnüffeln wieder
Unsere Studentinnen schwärmen von gegrilltem Rinder-Dünndarm und veganen Zimtschnecken.
Unsere Trendscouts sind vor einigen Monaten in ihre Auslandsdestinationen geflogen. An fünf exotischen Plätzen der Welt haben die Studierenden seitdem neben dem Lernen noch etwas anderes zu tun: Essen. Denn nach der Uni schlendern sie im Ja!Natürlich- und KURIER-Auftrag durch enge Gässchen, grelle Supermärkte und weite Food-Markets um sich mit einem 2000-Euro-Stipendium durch dort heimische Köstlichkeiten durchzukosten und uns darüber zu berichten. Ein Einblick in einen nicht alltäglichen Studentinnen-Alltag:
Cosima Ferrarischickt süße Grüße aus Frankreich. In den vergangenen Wochen durchforstete sie auf der Suche nach Köstlichkeiten die Pariser Weihnachtsmärkte. Und da die Franzosen in der Adventszeit besonders viel Wert auf Qualität legen, wurde sie zwischen 4000 beleuchteten Bäumen unter Lichterbögen schnell fündig: Es gab frische Crêpes, Pâtes de fruits (Geleefrüchte), Austern, Foie Gras (Gänsestopfleber) und den traditionellen Weihnachtskuchen Bûche de Noël durch. Die Einheimischen wollten hier – überhaupt zu Weihnachten – "wie Gott in Frankreich" leben, berichtet sie.
Während in Europa in den vergangenen Wochen viel Fleisch kredenzt wurde, ernährt man sich in Mumbai, Indien, woOlivia Herzogstudiert, beinahe fleischlos. "Mit einem Anteil von 30 Prozent der Bevölkerung ist Indien Weltspitzenreiter im Vegetarismus", schreibt sie. Einerseits, weil Fleisch teuer ist. Andererseits, weil es ohne gesünder ist. Um Gesundheit dreht sich auch der Farmers Market im noblen Stadtteil Bandra. "Hier werden Bio-Köstlichkeiten auf Tellern aus getrockneten Blättern serviert – plastikfrei." Biologische Landwirtschaft sei Teil einer Entwicklungsstrategie und soll die schwierige Situation der Landwirte in Indien verbessern.
In Italien, schreibt Lisa Bardeck,die ihr Auslandssemester in Perugia verbringt, sei Bio – vor allem bei Fleisch – kaum zu finden. Große Firmen produzierten viel und billig, das ließe die Qualität leiden. Eine Umstellung auf Bio-Haltung würde sogar durch Behörden behindert – die Tiere könnten sich in Freilandhaltung schließlich infizieren. Dieser Umstand bringe immer mehr Italiener (aktuell neun Prozent) dazu, sich fleischlos zu ernähren. "Das italienische Hauptnahrungsmittel Nudel erleichtert die vegetarische Ernährung", schreibt sie. Ist Fleisch einmal tatsächlich bio, wird das "mit einem gewissen Hang zur Übertreibung präsentiert." Von der Decke hängende Prosciutto-Keulen und ausgestopfte Wildschwein-Köpfe machen kleine, regionalen Bio-Shops der Stadt unverkennbar.
Juliane Lacknerdurchreist auf der Suche nach Bio aktuell Ozeanien. Aus Australien berichtet sie: "Das Sortiment im Supermarkt ist riesig!" Ein bloßes Milch-Regal sei hier vier Meter breit. Das Land hätte zwar ein eigenes "Australien Made"-Logo auf Lebensmitteln, für die Bio-Zertifizierung gäbe es allerdings ganze sieben Stellen, die keine einheitlichen Kriterien hätten. Zwar besuche sie viele Food-Märkte, das Bio-Interesse seitens der Bevölkerung sei auch vorhanden – auf große Essens-Trends sei sie bisher aber leider nicht gestoßen.
Produkte aus kleinen Produktionen – die liegen in Buenos Aires, Argentinien, im Trend, schreibtKristina Pokornyaus der Ferne. Besonders angetan haben es ihr auf ihrer Bio-Suche handgemachte Pasta, kleine Bier-Brauereien und Mate Tee. Dieser sei "zwischen Projekt-Abgaben und Lernstress der passende Energie-Nachschub fürs hungrige Studentenhirn", so Pokorny. In Buenos Aires sei "Bio" als Zertifizierung nicht üblich, viel mehr produziere und verkaufe man unter dem Begriff "artesanal", also handgemacht. Solche Produkte werden in Restaurants, Supermärkten und auf Bio-Märkten liebevoll als Handwerk präsentiert, nicht als Massenware. "Bio essen und einkaufen ist hier definitiv möglich – die Produktauswahl ist atemberaubend", resümiert Pokorny nach ihren vier Monaten hier im Auslandssemester.
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