Der Terminator der Auto-Branche
Eine dunkle Bühne, grelle Scheinwerfer, eine Leinwand die eine Auto-Silhouette zeigt. Elon Musk steht davor, stottert, als er vergangene Woche am Podium des Tesla Design Studio das neue E-Auto vorstellt. Es soll mit 35.000 Dollar für jeden leistbar sein und eine Reichweite von 346 Kilometer haben. „Model 3 ist die Vollendung meines geheimen Masterplans“, sagt er leise und lächelt verschmitzt. Das Publikum im Saal reißt sich von ihren mitfilmenden Smartphones los. Jubel, Beifall, Euphorie.
Elon Musk ist ein Visionär. Er denkt nicht in Quartalszahlen, er denkt in Jahrzehnten. Seine Ideen formen die Zukunft, seine Spielwiese sind die Straßen, die Lüfte und sogar das All. Mit 45 Jahren stampfte er einige der innovativsten Firmen der Welt aus dem Boden. Seine Geschichte beginnt in Südafrika, wo er als Kind eines südafrikanischen Maschinenbauingenieurs und eines kanadischen Models geboren wird.
Kindheits-Terror
Über seine Kindheit hat er in seiner Biografie nichts Gutes zu erzählen. Er wird gemobbt, weil er ein Nerd ist, wird am Schulhof verprügelt, zu Hause gebe es auch „ Terror“. Er schottet sich ab, flüchtet sich in Literatur. Wenn er nicht liest, mischt er Treibstoff für seine Modell-Rakete zusammen, mit zwölf Jahren entwickelt er einen Code, den er an ein Computermagazin verkauft. Er macht seine ersten 500 Dollar. Und leckt Blut. Mit 17 wandert er nach Kanada aus, wo er später sein Physikstudium beginnt. Seinen Bachelor macht er in Pennsylvania, den USA, fertig. In den Semesterferien fährt er mit seinem Bruder ins Silicon Valley um nach Geschäftsideen zu suchen – die Idee für sein erstes Softwareunternehmen Zip2 wird gelegt.
Musks unternehmerische Reise soll mit vielen Höhen und Tiefen weitergehen. Sie beginnt in 1995 mit der Gründung von Zip2 – vier Jahre später verkauft er es um 307 Millionen US-Dollar. Das ist bis dahin der höchste Preis, der für ein Internetunternehmen bezahlt wurde. Im gleichen Jahr gründet er wieder: X.com spezialisiert sich auf Online-Bezahlsysteme. Über Fusionen gelingt 2002 der Exit an eBay. Der Verkaufserlös: 1,5 Milliarden. Musk denkt noch größer: Im selben Jahr ruft er SpaceX ins Leben, eine Raumfahrtfirma, die Flüge – zuerst unbemannt, später bemannt – ins All ermöglichen soll. Seine Vision damals: „Die Kosten von Raumfahrten zu senken, so dass auf anderen Planeten Leben ermöglicht werden kann.“ Tatsächlich fliegt 2008 der Falcon 1 als erste privat finanzierte Rakete ins All. Es folgen die Gründungen des Solaranlagenunternehmens SolarCity und Hyperloop, einem Transportsystem, das Menschen mit 1120 Kilometern pro Stunde in Kapseln durch Röhren um die Welt schießt. In der Zwischenzeit, 2003, wird er vom Investor zum CEO von Tesla Motors, einem US-Elektro-Fahrzeughersteller. Und wer Musk bis dahin nicht am Radar hatte, kannte ihn jetzt.
Despot
Iron Man-Regisseur Jon Favreau sagte im Interview mit dem Time Magazine, die Action-Figur auf der Leinwand, der lässige Tony Stark, sei von Elon Musk inspiriert. Doch Musk ist in natura ein harter Typ. Aufbrausend, fordernd, gar vulgär sei er, liest man in Geschichten über ihn. Sein Biograf beschreibt in „Elon Musk: Tesla, SpaceX and the Quest for a Fantastic Future“ eine Szene aus seinem Alltag: Zuerst verflucht er, dass an diesem Samstagmorgen so wenige Mitarbeiter zur Arbeit erschienen sind, anschließend spuckt er angewidert über den Arbeitsstil der Anwesenden Kaffee über den Konferenztisch. Seinen Einsatz – er arbeitet 100 Stunden die Woche, Essen und Urlaub hält er für überschätzt – verlangt er von seinen Mitarbeitern auch. Er fordert völlige Hingabe für seine Vision. Wer schwächelt, verliert den Job. Kein sympathischer Iron Man. Seine Ex-Frau nannte ihn „Terminator“.
Mit April 2016 wird das Vermögen des stählernen Vordenkers auf 14,6 Milliarden geschätzt. Mit dem Auto „Model 3“ bewegt er sich aber auf Glatteis. Die Mittel für die Produktion – 276.000 Modelle wurden innerhalb der ersten drei Tage vorbestellt – seien nicht gesichert. Eine Milliarde brauche Tesla, um Ende 2017 überhaupt ausliefern zu können. Musk selbst gab diese Woche zu, die Zahlen unterschätzt zu haben. Man werde die Produktionspläne überdenken. Musk müsse nun einmal mehr beweisen, so Experten, dass er seine Visionen auf den Boden bringen kann.
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