Der stille Weg des Olympiasiegers
Felix Gottwald kommt lautlos aufs Podium. Er stellt sich in die Mitte und blickt schweigend in die vollen Reihen. Er lehnt sich an den Sessel, sagt noch immer nichts. Es vergeht eine Minute in absoluter Stille. Das Publikum blickt verlegen um sich. "Hat er den Text vergessen?", flüstert eine Dame.
Im Gegenteil. Felix Gottwald, unter anderem dreifacher Olympiasieger und dreifacher Weltmeister in Nordischer Kombination, nimmt sich gern die Zeit, Ruhe zu genießen. Zu atmen, im Moment zu sein. Achtsam mit der Aufgabe umzugehen. So auch hier im UNIQA-Tower am Mittwochabend, wo er mit seiner Keynote die KURIER Impuls Gespräche zum Thema "Was bin ich – Warum Karriere heute nicht mehr planbar ist und man sich immer wieder neu erfinden muss", eröffnete. Denn "der inspirierende Weg, auf dem man wieder zu sich findet, offenbart sich erst in der Stille", so eine seiner Botschaften.
Die Antwort ist in uns
2011 beendete Gottwald seine Profi-Karriere. Und stand nach langer Zeit im Spitzensport vor einer herausfordernden Frage: "Wohin soll’s jetzt gehen?" In seinem Inneren, in der Stille, fand er Antworten. Heute inspiriert er als Mentaltrainer volle Hallen mit Motivationsmethoden aus dem Spitzensport und zeigt, wie man seinen Geist auf große Aufgaben fokussiert. Manchmal reichen scheinbar simple Fragen: "Bin ich der Mittelpunkt der Welt? Oder ein Staubkorn im Weltall?" Möchte man seine Kräfte mobilisieren, tue einem die Einstellung, der Mittelpunkt zu sein, gut. Will man sich zurücknehmen, helfe die zweite Anschauung. "Das ganze Leben bereitet uns darauf vor, gut im Jetzt zu sein", sagt Gottwald. Auch ein herzhaftes Lachen und das Wecken kindlicher Neugier machten das Meistern herausfordernder Situationen einfacher.
Herausfordernde Situationen stünden auch oft im Arbeitsleben an. Veränderung und Neuorientierung seien dort zunehmend Thema, war sich das Podium bei der anschließenden Diskussion einig. Denn: "Karriere ist heute nicht mehr planbar, Globalisierung und Digitalisierung verändern Berufswege. Berufsbilder lösen sich auf", sagte Karriere-Expertin Johanna Zugmann. "Forscher prognostizieren uns schon lange, dass wir uns in Zukunft, mitten im Berufsleben, auf etwas völlig anderes umschulen lassen werden." Besonders die Älteren, die immer länger arbeiten müssen und die Jungen, die sich gute Jobs erwarten, hätten es schwer. Sandra Baierl, Leiterin der KURIER Karrieren: "Die Jungen sollen immer mehr können, studieren, ins Ausland gehen. Dann kommen sie auf einen Arbeitsmarkt, der ihnen nicht viel zu bieten hat. Hier seinen Weg zu finden, ist enorm schwierig. Sie werden desillusioniert." Felix Gottwalds Ansatz, eine positive Veränderung herbeizuführen: "Vorbild durch Vorleben: Wir müssen den Jungen zeigen, dass man gern arbeiten geht und dabei auch seinen eigenen Weg gehen sollte. Denn nicht die Gleichschaltung ist die Zukunft, der Individualismus ist es."
Hier das Video zum Abend:
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