Der Kongress der Medienfrauen
„1998 gab es in Österreichs Medienlandschaft sehr wenige Frauen in einer Top-Position. Das war nur einer der Gründe für die Idee zum Journalistinnen-Kongress“, betonte Initiatorin Maria Rauch-Kallat bei der Eröffnung am Dienstag. Fünfzehn Jahre später war der Festsaal voll mit Medienfrauen in Führungspositionen. Der jährlich stattfindende Kongress wurde ein wichtiges Netzwerk-Tool für die Medienmacherinnen des Landes.
Social Media als Thema
Mit den Jahren haben sich die Herausforderungen verändert. Deshalb drehte sich im Haus der Industrie diesmal alles um Digitalisierung und neue Medien. Die Liste der geladenen Top-Medienfrauen war lang. Von Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek über die Chefredakteurinnen verschiedener Zeitungen und TV-Sender, versammelte sich die weibliche Elite der Branche.
Ein besonderes Highlight war die Rede der stellvertretenden Sprecherin der Deutschen Bundesregierung, Sabine Heimbach. „Angela Merkel ist ein Social-Media-Profi. Doch auch sie muss sich bewusst sein, dass jede Meldung weitere Meldungen generiert. Die neuen Medien zwingen uns, mit Vertraulichkeit anders umzugehen“, sagte die PR-Managerin in ihrem Vortrag und warf damit auch einen kritischen Blick auf die Digitalisierung.
Aus einem gänzlich anderen Blickwinkel betrachtete Tina Kulow die Thematik „Social Media“. Verständlich, denn Kulow leitet seit 2011 die Kommunikation von Facebook in Österreich, Deutschland und der Schweiz. Die neuen Medien seien eher eine Chance, als eine Herausforderung. Im Endeffekt geht es immer noch um die Inhalte. Fazit der Vorträge: Wer das Internet zu nutzen weiß, ist in Zeiten mobiler Vernetzung einen Schritt voraus. Im Vergleich zu den USA gibt es in Europa diesbezüglich noch Aufholbedarf.
Medienlöwinnen
Zwei der hochkarätigen Kongressteilnehmerinnen wurden im Rahmen der Veranstaltung mit der „Medienlöwin“ ausgezeichnet. Der Award ging an Karin Strobl, Chefredakteurin der Regionalmedien Austria. Eine Löwin für ihr Lebenswerk erhielt Barbara Coudenhove-Kalergi. Die 81-jährige Journalistin wurde durch ihre langjährige Arbeit ein Vorbild für viele Branchenvertreterinnen.
Ulrike Langer ist Medienjournalistin. Seit 2011 arbeitet sie als Auslandskorrespondentin in Seattle. Vor fünf Jahren dann das Schlüsselerlebnis: Ihr erster eigener Blog. Mittlerweile zählt sie zu den Social-Media-Pionieren der deutschsprachigen Medienwelt.
KURIER: Wie hat Ihr Blog Ihre Arbeitswelt verändert?
Ulrike Langer: Mein erster Eintrag war ein Paradigmenwechsel. Ich konnte direkt mitverfolgen, wie meine Inhalte gelesen wurden. Ich merkte, dass ich plötzlich ein Teil des Internets war. Seitdem arbeite ich komplett anders. Ich gestalte Inhalte aktiv mit und rege damit Debatten an. Wo es früher manchmal einen Leserbrief gab, bekomme ich jetzt direkt Kritik.
Hatten Sie anfangs Scheu, zu viel preiszugeben?
Ich habe damals nicht geahnt, wie das bloggen meine Arbeit verändern wird. Mittlerweile finde ich es besonders wichtig, die Anonymität zu verlassen. Man muss dazu stehen, was man schreibt. Ich versuche auch in meiner Wortwahl nicht zu drastisch zu sein. Wenn man das beachtet, dann ist Twitter die perfekte Plattform, um sich selbst zu einer Marke zu machen. Man kann dadurch eine eigene Nische besetzen.
Wie viel Zeit wenden Sie für Ihre Online-Präsenz auf?
Das ist situationsabhängig. Wenn ich arbeite, bin ich ständig im sozialen Netz. An machen Tagen gehe ich gar nicht online. Ich sehe das wie einen Strom, der dahinfließt. Man taucht so tief und so oft ein, wie man möchte.
Werden Sie für Ihre hohe Online-Aktivität kritisiert?
Lange Zeit galten wir als Pioniere und auch als Spinner. Aber Skeptiker gibt es überall. In den USA gibt es bei Nachrichtenagenturen mittlerweile Direktiven, die vorschreiben, Twitter zu nutzen. Wer nicht twittert, macht seinen Job nicht richtig.
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