Der Fall nach dem Hype
Woodero brach Rekorde. 2013 sammelte das Start-up 166.300 Euro von der Masse – und damit die bis dahin höchste Crowdfunding-Summe in Österreich. Auf der heimischen Plattform 1000x1000 spendeten 175 Investoren im Schnitt 950 Euro, damit die Vollholz-Hüllen für Smartphones und Tablets in Produktion gehen konnten. Das Holz-Case ist sexy und praktisch zugleich, bekam Sympathie, medialen Rückenwind und wurde groß.
Heute, knapp eineinhalb Jahre später, gibt es Woodero nicht mehr. Die Seite ist Offline, eine Fortführung nicht geplant. Das einst gehypte Start-up ging pleite, wie vergangene Woche bekannt wurde. Und schreibt damit wieder einen Rekord: Es ist das erste, heimische, über die Masse finanzierte Start-up, das scheitert.
Zu optimistisch geplant
Was zwischen Gründungs-Hype und Konkurs geschah? Dazu wollten sich die vier Gründer Florian Schupp, Alexander Krauser, Andreas Brandner und Christian Gerer dem KURIER gegenüber nicht äußern. Reinhard Willfort, Chef der Plattform 1000x1000, will die Ursachen aber kennen. Die Planzahlen seien zu gutgläubig angesetzt gewesen, das Produkt bei den Kunden doch nicht so begehrt, wie propagiert. Laut Plan-Kennzahlen auf der Crowdfundingplattform wollte Woodero heuer bereits einen Umsatz von 5,8 Millionen Euro und einen operativen Gewinn von 630.000 Euro erreicht haben. "Sie könnten für einen Einsatz von 1000 Euro einen Gewinn von 9000 Euro innerhalb von drei Jahren erhalten", rechneten die Gründer dort vor. Zu optimistisch. Stattdessen schauen die Investoren jetzt durch die Finger, die Gesamtverbindlichkeiten werden vom Kreditschutzverband auf satte 154.000 Euro beziffert.
Willfort sagt, fast alle Start-ups würden der eigenen Businessplan-Prognose hinterherhinken und die Planzahlen laufend anpassen. Mehr noch: "Wir müssen damit rechnen, dass 50 Prozent der Projekte die Ziellinie für die Verwirklichung gar nicht erreichen." Scheitern gehöre eben zum Gründen. Aus der Pleite von Woodero solle man deshalb lernen, realistisch statt optimistisch zu planen. Obwohl die Angabe von schwächeren Plan-Zahlen mehr Überzeugungsarbeit bei potenziellen Investoren erfordere.
Wertschöpfung kreiert
Start-ups werden in ihren Anfängen gehypt. Es vergeht keine Woche ohne Gründer-Events, die Medien wollen viel von den Neustartern wissen und die Kunden laufen ihnen zu. Nach einigen Monaten schleicht sich dann aber der Alltag ein, das öffentliche Interesse flaut ab und die rosigen Wachstumsraten am Papier können plötzlich nicht mehr erfüllt werden. "Was bleibt, sind hohe Fixkosten und geringere Einnahmen. Das Gute an der Sache: Beim Crowdfunding wird das Risiko des Scheiterns auf viele kleine Investoren verteilt", sagt Herbert Rohmair-Lewis, Vorsitzender der Jungen Wirtschaft. Die Öffentlichkeit solle an Woodero bitte kein Exempel statuieren, dass Crowdfunding nicht funktioniere. "Das ist noch ein zartes Pflänzchen, ein positives Glücksspiel, man kann noch nicht abschätzen, was die Gründe für das Scheitern solcher Projekte sind."
Die Investoren müssten sich über die Risiken im Klaren sein – man teile die Freude aber auch die Trauer mit dem Start-up. Niemand könne einem garantieren, dass eine Idee erfolgreich bleibt. Ein Blick auf die Statistik zeigt aber, dass Neugründungen eher überleben, als scheitern. Nach drei Jahren sind acht von zehn, nach sieben Jahren noch 60 Prozent der Unternehmen am Markt tätig. Jede Gründung bedeute jedenfalls neue Arbeitsplätze und Wertschöpfung. "Am Ende", so Rohmair-Lewis, "müssen die Woodero-Unternehmer stolz darauf sein, dass sie das Unternehmen gegründet haben."
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