Der Ego-Trip als Karrierehindernis

Bestens ausgebildet und trotzdem ohne fixe Arbeit: Warum die Ich-Sucht immer öfter zum echten Job-Problem wird.

Eigentlich hat Markus A.* alles, was man für eine erfolgreiche Karriere braucht: Er besuchte eine Privatschule, absolvierte ein Studium in den USA und eines in Österreich. Die gut betuchten Eltern scheuten keine Kosten, um dem einzigen Sohn die beste Ausbildung zu bieten. Er sollte beruflich das tun, was er wollte.

Heute ist Markus 39 Jahre alt. Und wieder einmal ist der zwischenzeitlich sehr erfolgreiche Manager ohne Arbeit. Nicht, weil ihn keine Firma will. Der Wiener hält es einfach nie lange in einem Job aus. Bei jedem Job-Neuanfang top motiviert, lässt die Begeisterung schnell nach. "Ich kann mich da einfach nicht entfalten" oder: "Das macht echt keinen Spaß"– klagt er, oft schon nach ein paar Monaten. Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber? Keine Spur. Es geht um ihn, nicht um das Unternehmen. Für ihn und seine Arbeitgeber nicht einfach. Und bei Weitem kein Einzelfall.

Bewundert mich!

"Me-Generation" nennt Manfred Prisching, Professor für Wirtschafts-Soziologie an der Universität Graz, jene Altersgruppe, die von heute Jugendlichen bis zu Personen in den späten Dreißigern reicht. "Ihr wurde von Anfang an das Credo des euphorischen Individualismus vorgebetet und eingebläut", diagnostiziert er in seinem aktuellen Buch Das Selbst, die Maske, der Bluff (erschienen im Molden Verlag). Die Folge: Die Vertreter der Me-Generation halten es für selbstverständlich, dass nur sie selbst zählen. Dass sie zu allem fähig und zu allem berechtigt sind, dass ihre Umwelt ihre Außerordentlichkeit akzeptiert und honoriert. Es "lustig zu haben" und ganz "individuell zu sein" wird zur Maxime. Für die Karriere kann der Ego-Trip positiv sein – "eine Managerkarriere macht man meistens nur, wenn man sich selbst überschätzt", sagt Prisching – aber es schadet auch. Denn narzisstische Persönlichkeiten schwanken zwischen einem grandiosen und einem armseligen Selbst. Prisching sagt dazu: "Da ist nichts im eigenen Innenleben, kaum etwas Vorzeigbares und Authentisches, denn die Konstruktion der eigenen Identität gelingt nicht."

Aus diesem Grund haben viele Angst, sich festzulegen. Sich für eine Karriere, einen Beruf, einen Wohnort zu entscheiden. Denn: "Wenn man eine Wahl trifft, dann hat man viele Möglichkeiten ausgeschlossen; und je mehr Optionen es gibt, auf desto mehr Möglichkeiten hat man verzichtet", konstatiert Prisching. In gewissem Sinne tun die Jobhopper auch, was die Arbeitswelt ihnen vorbetet: War Sesshaftigkeit früher ein Verlässlichkeitsmerkmal, so ist es heute ein Zeichen für zu wenig Elan. Aber: Die Gefahr, bei der ständigen Suche selbst auf der Strecke zu bleiben, ist groß.

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