Der beseelte Harley-Papst
Im Fischer’s American Restaurant dröhnen AC/DC aus den Boxen. Die Kellner schenken „kleine Menüs“ – Bier und Espressi – aus und servieren Steaks mit Pommes. Ihr Chef sieht ihnen dabei zu. Ferdinand Fischer sitzt auf einer gepolsterten Lederbank, seinem „Büro“, wie er es nennt, mitten im Lokal, er beobachtet das Kommen und Gehen von Lederkluft- und Anzugträgern. Im Geschäft nebenan ruhen die polierten Harleys.
„Eintausend Bikes haben wir vergangenes Jahr verkauft“, sagt er.
Eigentlich will sich der „Harley-Papst“ nach 20 Jahren als Chef von Österreichs ältestem und größtem Harley-Davidson- Geschäft langsam zurückziehen, das Zepter an seinen Sohn Johannes weitergeben. So ganz kauft man es ihm aber nicht ab. Denn Ferdinand Fischer lebt, was er verkauft. Mit dem Schlüssel zum Bike übergibt er dem Kunden „Freiheit und ein wahrhaftiges Leben“, sagt er mit rauer Stimme und kneift die Augen zusammen. Er erinnert sich an seine Anfänge.
Jung, aber noch nicht wild
Mit 22 Jahren wird er durch die Krankheit seines Vaters aus seinem Studentenleben gerissen und übernimmt dessen Motorradzubehör-Geschäft im vierten Bezirk in Wien. „Meine Wohnung war in der gleichen Gasse, wie das Geschäft. Ich bin nur hin- und hergegangen, jahrelang“, erzählt er. Erst mit 33 Jahren trifft er auf die Kultmarke und entschließt sich, ab jetzt nur noch Harleys zu vertreiben. Dieser Entschluss ändert sein Leben: Er identifiziert sich mit dem Produkt, sein Charisma lockt Tausende Kunden, sein Geschäft boomt.
Heute genießt er, was er geschafft hat. Ganz dem Harley-Spirit folgend, teilt er es mit anderen. 1996 ruft er die Harley Charity Tour ins Leben, mit der er Geld für muskelkranke Kinder sammelt. Mit Prominenten und bis zu 3000 Bikern pilgert er jährlich eine Woche lang durch Österreich und macht sich „Laut für die Leisen, stark für die Schwachen“ – so das Motto der Tour. „Vergangenes Jahr haben wir 330.000 Euro gesammelt. Einmalig in Österreich“, sagt er mit Demut. Er sieht unter seinem Hut hervor. „Harley-Fahrer haben ein gutes Herz.“
KURIER: Sie führen Österreichs ältestes und größtes Harley-Davidson-Geschäft, haben Tausende Kunden und werden als „Harley- Papst“ gefeiert. Gibt es Neider bei so viel Erfolg?
Ferdinand Fischer: Natürlich. Viele. Manche Menschen glauben, sie hätten mein Geschäft genauso oder noch besser aus dem Boden stampfen können wie ich. Wenn ich das höre, sage ich nur: „Bitte, tu. Wir haben einen freien Markt. Mach dein eigenes Motorrad-Geschäft auf. Dann sehen wir schon.“
Sie sagen, Sie dealen mit der einzigen legalen Droge der Welt: Harley Davidson. Wie rebellisch sind Sie?
Heute mehr als früher. Ich würde es so sagen: Nietzsche lebte exzessiv, dafür nicht unbedingt lange. Ich halte es eher wie Goethe und bin lange ruhig, erst mit dem Alter rebellisch.
Was sagt die Familie dazu?
(Fischer schmunzelt) Die gewöhnt sich langsam daran.
Welchen Führungsstil haben Sie?
Man muss den Mitarbeitern zuhören. Erkläre ich ihnen etwas und sie tun es hinterher nicht, stimmt etwas am Kommunikationskanal nicht – und ich muss mir was überlegen. Ich pflege ein „Management by Listening“.
Wenn Sie nicht den Betrieb von Ihrem Vater übernommen hätten, wären Sie heute ...?
Musik- oder Geschichtslehrer wäre schön gewesen.
Ihr Sohn Johannes ist bereits Eigentümer, soll den Betrieb sukzessive übernehmen. Welche Pläne gibt es für Fischer’s Harley-Davidson noch?
Ich habe großes Vertrauen in meinen Sohn. Ich möchte mich zunehmend auf die Charity Tour konzentrieren. Es gibt allerdings einen unbewussten Sieben-Jahre-Rhythmus bei unseren Projekten. So viel verrate ich also hiermit: Für 2014 ist bereits etwas geplant.
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