Data Dealer: Online-Spiel mit Sinn
Was könnte man nicht alles machen, würde man die Daten von Millionen von Menschen kontrollieren - hätte Infos zu ihren Einkaufsgewohnheiten, Freizeitbeschäftigungen, Urlaubsvorlieben, Bank- und Kontaktdaten? Es muss nicht beim Gedankenexperiment bleiben: Die Wiener Games-Schmiede Cuteacute hat ein Spiel entwickelt, wo eben das getestet werden kann. Thema des Spiels sind die persönlichen Daten im Zeitalter von Internet und Smartphones. Die Spieler schlüpfen in die Rolle von skrupellosen Daten-Händlern und betreiben Gewinnspiele, Partnerbörsen oder Online-Plattformen wie "Tracebook" oder "Smoogle" und verkaufen die gesammelten Daten an Versicherungen, Personalabteilungen oder staatliche Behörden. Mit "Data Dealer" können Daten ganz hemmungslos gesammelt werden.
Das inzwischen 15-köpfige cuteacute-Team sitzt zum Teil in einem Büro hinter dem Wiener Museumsquartier und teilweise in den USA. Einer der Entwickler ist Wolfie Christl: viel beschäftigt, sehr offen und mit satirischem Humor gesegnet. Der Datenskandal rund um die NSA und Edward Snowden haben Data Dealer in den vergangenen Wochen zu großer Bekanntheit verholfen. Sogar der New Yorker und Mashable.com haben Christl zum Interview gebeten.
Um Geld geht es dem jungen Team nicht, das Unternehmen ist als Social Enterprise nicht gewinnorientiert. "Es ist prekär, aber es geht", sagt Christl. Das Motiv ist ein edleres: Aufklärung. "Wir wollen Awarness schaffen und auf Datenklau hinweisen."
Crowdfunding
Momentan ist eine Demo-Version online. Um die Vollversion von „Data Dealer“ fertigzustellen, haben die Entwickler vor drei Wochen eine Spendenkampagne auf der US-Plattform „Kickstarter“ gestartet und die Internet-Community um Hilfe gebeten. Bisher haben fast 300 Unterstützer über 30.000 Dollar an Spenden zugesagt. Die Kampagne läuft noch bis Donnerstag Abend und wenn die Spiele-Macher bis dahin nicht die angestrebten 50.000 Dollar geschafft haben, gehen sie leer aus. „Das wird verdammt knapp, die nächsten Tage sind entscheidend“, so Christl.
Das Team von Cuteacute hat im Jahr 2012 den Content Award der Technologieagentur der Stadt Wien (ZIT) gewonnen, ein Award mit dem die innovative Produzentenszene in Wien gefördert wird. In den unterschiedlichsten Kategorien, wie Games, Apps, animierter Kurzfilm, Visuals oder der Open Category werden Geldpreise zu je 5000 Euro vergeben.
Teilnehmen können Einzelpersonen und Firmen mit Sitz in Wien, aber es werden auch Produktionen akzeptiert, die überwiegend in Wien entwickelt oder hergestellt wurden oder die Wien als inhaltlich relevanten Faktor aufweisen. Die Teilnahme ist kostenfrei. Die Einrichfrist hat Anfang Juni begonnen und läuft noch bis 10. September 2013. Alle Infos auf www.contentaward.at
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