Corona an den Unis: Mehr StudienanfängerInnen und mehr Sorgen

Corona an den Unis: Mehr StudienanfängerInnen und mehr Sorgen
Es ist nicht neu: Die Pandemie trifft Junge hart. Ein Resümee über Leistung, Chancen und StudienanfängerInnen überrascht aber.

Noch hat er seinen Master-Abschluss nicht in der Tasche. Dafür aber zwei Bachelortitel. Außerdem einen Studentenjob, bei dem er Nachhilfe gibt und einen anwachsenden Stapel an abgeschickten Job-Bewerbungen – bei denen die meisten unbeantwortet blieben. Nach sechs Monaten der Jobsuche hat er endlich eine positive Nachricht zu verkünden: Er hat zwar keinen Job gefunden aber dafür einen Praktikumsplatz. Eigentlich war das Kapitel Praktikum für ihn bereits erledigt – aber ein weiteres Praktikum ist besser als eine Lücke im Lebenslauf. „Und wer weiß, am Ende könnte mich das Unternehmen ja doch übernehmen,“ hofft der 26-Jährige.

Die Unsicherheit unter den Studis und Uni-AbsolventInnen ist groß.

Viele spüren die Auswirkungen der Pandemie stark – das macht auch vor den besten Jungakademikern keinen Halt. Eine Umfrage von McKinsey & Company unter 5.000 Studierenden, AbsolventInnen und BerufseinsteigerInnen unterschiedlicher Fachrichtungen, die zu den besten zehn Prozent im deutschsprachigen Raum gehören, hat ergeben, dass jede/r zweite einen negativen Einfluss auf Studium, Praktika oder Jobstart spürt.

Jeder fünfte Top-Studierende beklagt eine verlängerte Studienzeit aufgrund der Krise. Und das, obwohl sich die Leistung der Studierenden während der Pandemie gesteigert hat. Wie die Universität Wien berichtet, gab es noch nie so viele positiv abgelegte Prüfungen, wie in den vergangenen Corona-Semestern.

Schuld an der Verzögerung sind vor allem praktische Übungen, die häufig aufgrund des Infektionsgeschehens über eine längere Zeit kaum stattfinden konnten und nun laufend nachgeholt werden müssen.

Starke Verzögerungen bei Praktika- und Jobeinstiegen

Rund 13 Prozent mussten den Start verschieben. Ebenfalls knapp 13 Prozent der Befragten geben an, dass ihr Einstieg in Praktikum oder Job durch den Arbeitgeber verschoben worden sei.

Der empfundene Einfluss ist gehörig: 60 Prozent der Befragten in der Umfrage von McKinsey & Partner geben an, dass sich die Pandemie negativ auf die Jobsuche ausgewirkt hat.

Das kann auch Florian Märzendorfer bestätigen. Er ist Geschäftsführer von Fips und berät Jungakademiker bei der Karriere- und Finanzplanung.

„In der Hochphase der Pandemie waren Praktikumsplätze und Jobs rar“, sagt Märzendorfer im KURIER-Gespräch. „Unternehmen waren nicht darauf fokussiert neue MitarbeiterInnen einzustellen oder Posten nachzubesetzen.“ Das trifft allerdings nicht auf alle Branchen zu. „In den Wirtschaftssektoren, die sogar von der Pandemie profitiert haben, also Technik, IT, E-Commerce gibt und gab es kaum ein großartiges Problem für Jobsuchende.“

Krise treibt Junge an die Unis

Dieses Phänomen zeigt sich auch bei den überraschenden Zahlen der StudienanfängerInnen. Während an den Unis insgesamt 12,5 Prozent mehr inländische StudienanfängerInnen in den Corona-Wintersemestern gezählt wurden als vor der Pandemie – das ist übrigens ein stärkeres Plus an Uni-EinsteigerInnen als zur Zeit der Finanzkrise – sind die AnfängerInnenzahlen in den Bereichen Ingenieurwissenschaften um fünf Prozent gesunken. Im Bereich der Informatik sogar um acht Prozent.

„Zeitgleich haben 26 Prozent mehr Junge begonnen Wirtschaft und Jus zu studieren und 22 Prozent mehr entschieden sich für ein Kunst- oder geisteswissenschaftliches Studium“, berichtet Martin Unger, Forscher vom Institut für Höhere Studien.

Wieso starten im sichereren IT-Sektor weniger?

Die genauen Beweggründe lassen sich im Einzelfall nicht eruieren. Es ist aber naheliegend, dass durch die schlechte Arbeitsmarktsituation, viele, die eigentlich nicht vorhatten zu studieren, sich nun doch für ein Studium entschieden haben. In der IT-und Technikbranche herrscht aber so großer Personalbedarf, dass viele EinsteigerInnen direkt nach der Matura von der HTL weg eingestellt wurden.

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