Bedürfnisforscherin über Arbeitsplätze: „Es wird subtil diskriminiert“

Bedürfnisforscherin über Arbeitsplätze: „Es wird subtil diskriminiert“
Toleranzstudie: Wie tolerant ist die österreichische Arbeitswelt wirklich, Frau Hager?

Marketagent veröffentlichte im Auftrag von Nivea Österreich eine Toleranz-Studie. Wie tolerant Österreich tatsächlich ist und wie sich das in der Arbeitswelt spiegelt, erklärt Charlotte Hager, Bedürfnisforscherin, CEO comrecon brand navigation.

KURIER: Was ist aus Ihrer Sicht die wichtigste Erkenntnis aus den Studienergebnissen, Frau Hager?

Charlotte Hager: Toleranz ist nicht jedermanns Sache. Besonders, wenn es um die Toleranz der LGBTQIA+ Community beziehungsweise auch Kulturen und Religionen geht. In der Studie geben zwar 76 Prozent an, dass sie sehr tolerant sind. Aber nur etwas über 20 Prozent sehen auch ihre Mitmenschen als tolerant an. Zwei Drittel der Befragten sagen außerdem, dass sie bereits Diskriminierung erlebt haben. Hier gibt es eine erhebliche Verständnis-Lücke.

Bedürfnisforscherin über Arbeitsplätze: „Es wird subtil diskriminiert“

Robert Steiner, Charlotte Hager, Astrid Weinwum-Wilhelm, Alvaro Alonso, Katharina Kacerovsky-Strobl, Thomas Schwabl

Wie äußert sich diese Diskriminierung am Arbeitsplatz?

Vorrangig im subtilen, kommunikativen Bereich und weniger in handfesten Benachteiligungen, die leicht zu erkennen sind, wie etwa in einer schlechteren Bezahlung. Die Diskriminierung findet in der zwischenmenschlichen Kommunikation statt und ist damit teilweise im Ton der Unternehmenskultur verankert.

Was muss sich verändern?

Führungskräfte haben eine Vorbildwirkung. Sie müssen sich den Spiegel vorhalten und schauen, ob sie sich unbewusst diskriminierend verhalten. Wie führt man Teams und wie schafft man Räume des Respekts? Da liegt eine ganz wesentliche Verantwortung. Wir müssen von der Toleranz hin zum Respekt und zur Wertschätzung. Dafür braucht es mehr Dialog. Denn Kommunikation kann entzweien, aber auch vereinen.

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