Change - aber mit Strategie und Gefühl
Diesmal hat es die Baumarktkette Baumax getroffen. Man müsse das Ostgeschäft redimensionieren, heißt es. Die roten Zahlen zwingen dazu. Restrukturierung, Redimensionierung, Reorganisation. Begriffe, die seit der Wirtschaftskrise täglich in den Schlagzeilen sind.
Change Management soll Veränderung im Betrieb gezielt vorantreiben – damit die Krise gar nicht erst aufkommt. „Change Management ist ein großes Thema in Österreich“, sagt Helmut Kasper, Leiter des Instituts für Change Management an der WU Wien. Bei KMU ist das Wachstum oft der Grund für einen Umbau. Bei Großunternehmen sind es häufig Restrukturierung und strategische Neuorientierung.
Die Unternehmen müssen sich immer stärker an neue Rahmenbedingungen anpassen, auf sich wandelnde Märkte reagieren. „Veränderungen in Unternehmen gab es schon immer“, sagt Change-Management-Koryphäe und Buchautor Klaus Doppler, „aber in den letzten Jahren hat ihre Brutalität, Schnelligkeit und Turbulenz zugenommen.“ Einige Unternehmen setzen eigens ausgebildete Change Agents ein oder ziehen externe Berater bei. Sich auf sie zu verlassen, davon rät der Deutsche aber ab: „Change Management ist eine klare Aufgabe der Führungskräfte.“ Auf allen Ebenen. „Ein guter Change Manager muss Ruhe bewahren, darf sich nicht von der Chefetage instrumentalisieren lassen, muss die Situation ganzheitlich betrachten.“ Am leichtesten könnten neue Führungskräfte etwas verändern, meint Kasper – und zwar in den ersten hundert Tagen. „Wenn man Change Management nicht rasch einleitet, verliert es an Kraft.“
Angst geht um
Ruft die Topetage zum Aufbruch, löst das bei den Mitarbeitern Misstrauen und Angst aus. Denn wo Umbau auf der Agenda steht, rollen in der Regel Köpfe. „Kurzfristiger Personalabbau ist eine der häufigsten Maßnahmen bei einer Reorganisation. Er ist aber keine Strategie, sondern eine Panikreaktion“, sagt Kasper. „Manche Unternehmen bauen so viele Mitarbeiter ab, dass sie magersüchtig sind.“ Der Nachteil: Mit jedem Personalabbau gehe Wissen verloren, es fehle Personal, wenn es dem Unternehmen besser geht. Kasper rät zu längerfristiger Planung.
Dass die Skepsis vor Veränderung in Unternehmen wächst, zeigt auch eine aktuelle Studie der Organisationsberatung osb unter 1500 Mitarbeitern und 600 Führungskräften in Österreich und Deutschland: Rund 60 Prozent der Befragten meinen, dass die Abwehr gegenüber Veränderungen zugenommen hat. Wenig überraschend nehmen mehr österreichische Manager (52 Prozent) als Mitarbeiter (37 Prozent) bisherige Change-Prozesse positiv wahr. Und mehr als die Hälfte der Befragten meint, viele Mitarbeiter seien dabei in die innere Kündigung gegangen. Umso wichtiger sei laut den Experten Doppler, Kasper und Consulter Alois Czipin frühzeitige offene Kommunikation gegenüber den Mitarbeitern. „Man muss den Mitarbeitern die Chance und Zeit geben, die Veränderung mitzuvollziehen, sie zu verstehen“, so Doppler. Seine Theorie lautet: Ein Drittel der Belegschaft ist sofort dabei, den neuen Weg mitzugehen. Ein Drittel holt man mit der Zeit ins Boot. Und ein Drittel bleibt vermutlich veränderungsresistent. Solchen Mitarbeitern muss laut Doppler klar sein: „Wer dann noch immer keinen Bock hat und stets in den Rückspiegel blickt, gefährdet seinen Job.“ Kasper erklärt: „Mitarbeiter sind resistent, weil sie glauben, die Verlierer zu sein, oder weil sie es tatsächlich sind. Die Gefahr besteht,dass die Verlierer die Gewinner demotivieren.“
Nicht nur die Mitarbeiter, auch die Führungskräfte fürchten Veränderung. „Die Manager haben oft Angst vor der Auseinandersetzung mit der Belegschaft“, meint Doppler. „Sie haben das Bedürfnis, alles im Griff zu haben“, sagt er. Dass sie das in turbulenten Zeiten einfach nicht könnten, trauten sich viele nicht zuzugeben.
Fehler eins: Blitzkrieg führen
Kommunikation
Ein Change-Prozess ist nicht basisdemokratisch, kann er nicht sein. Aber ebenso wenig ist, sagt Change-Management-Koryphäe Klaus Doppler, ein Blitzkrieg die Lösung. „Wer mit der Veränderung überfällt, wer sagt ,Friss Vogel oder stirb‘, verliert Mitarbeiter“. Kommunizieren, diskutieren, nicht verstecken, ist Klaus Dopplers Vorschlag. Und erklären, wieso die Veränderungen in dieser Form notwendig sind, sich mit den Ängsten, Hoffnungen, den Emotionen der Mitarbeiter auseinandersetzen. „Kommunikation heißt: Ich sage dir etwas und warte, wie es bei dir angekommen ist“, sagt er. Realität ist das in den wenigsten Unternehmen. Der Grund dafür ist auch nur menschlich: Angst. „Führungskräfte wollen alles im Griff haben – no surprises. Und Emotionen und Reaktionen sind nicht beherrschbar“, sagt Doppler.
Empathie
Das heißt nicht, dass der Manager emotional sein soll – aber auch kein Monster. „Empathie ist nie fehl am Platz. Es liegen Welten dazwischen, wie man mit Mitarbeitern sprechen kann“, sagt Consulter Alois Czipin.
Fehler zwei: Wahrheit auf Raten
Glaubwürdigkeit
„Dann heißt es: ,Wir müssen insgesamt flexibler werden. Jetzt machen wir mal eine Prozessanalyse.‘ Und jeder weiß, es soll eigentlich abgebaut werden. Dann sollen sie es doch gleich sagen. Dann ist das Ding auf dem Tisch“, sagt Klaus Doppler. Denn das Problem ist, dass Wahrheit und Wahrhaftigkeit eng beisammen hängen: Wird das eine nur in Häppchen serviert, ist die Wahrhaftigkeit dahin. „Wenn immer wieder etwas kommt, fühlt man sich am Ende wirklich verarscht. So verliert die Führungskraft an Glaubwürdigkeit“. Und nicht nur die, denn die guten Leute seien dann schnell weg.
Vorbild
Führungskräfte haben Vorbildwirkung. Aber: „Es wird erwartet, dass sich alle anderen ändern, aber bei sich selbst will niemand sparen. Viele denken, ,Mir steht es ja zu, es steht in meinem Vertrag‘“, sagt Alois Czipin. Die Veränderung müsse auch im täglichen Leben sichtbar sein.
Fehler drei: Change ohne Verbesserung
Strukturen
Oft werden in Firmen nur Strukturen geändert, dabei braucht es zum Change viel mehr: Die Veränderung der Grundeinstellung. „Es reicht nicht, wenn sich die Geschäftsführung darauf einigt, etwas ändern zu wollen. Die Menschen im Unternehmen müssen die Notwendigkeit erkennen“, sagt Alois Czipin. Und Ziele könne man nicht in Zahlen kommunizieren. Die Ziele, der Fortschritt, die Verbesserungen, müssten kontinuierlich kommuniziert werden. Wenn sich nichts ändert, wenn es keine Erfolge gibt, ist Change misslungen.
Organisation
Der Ablauf sollte, laut Klaus Doppler, so vonstattengehen: „Überlegen, was das Umfeld verlangt, wie muss dann die Strategie sein, welche Prozesse braucht man, welche Personen? Dann muss ich eine Struktur schaffen.“ In Wahrheit würde aber mit der Struktur begonnen werden, „weil hier die Macht liegt und man manche Menschen zuerst versorgen will.“
1979 scheiterte er daran, das Amt des Bundeskanzlers zu erlangen. Er wurde Unternehmer, baute den Mischkonzern MTH Gruppe auf, kaufte 2003 Libro, nachdem dieser in Konkurs ging. In kurzer Zeit erfand Josef Taus das Unternehmen komplett neu.
KURIER: Sie haben Libro aus der Konkursmasse heraus gekauft. Was waren die Herausforderungen damals?
Josef Taus: Ich hatte immer die Absicht, ins Retailgeschäft einzusteigen. Libro war in Konkurs, das war eine Chance. Es war eine renommierte Firma, die Drehung sollte möglich sein. Herausforderungen gab es keine.
Mussten Sie viele Mitarbeiter kündigen?
Nein. Schauen Sie, in solchen Situationen muss man in den Spitzenfunktionen manches ändern. Aber man kann unseres Erachtens nicht alle wichtigen Positionen mit Frischlingen besetzen.
Wie hat die Belegschaft reagiert?
Sie war nicht gegen uns. Die Mitarbeiter wussten, dass wir in unserer Gruppe, wie ich selbst, viele Jahre Angestellte waren. Wir sind daher fast immer gut mit den Belegschaften und deren Vertretern ausgekommen.
Welche Fehler kann man in solchen Situationen begehen?
Das sind sicher zahllose. Man macht immer etwas falsch. Einer, der sagt, dass er alles richtig macht, hat nie viel gearbeitet, hat selten etwas entschieden.
Welche Fehler haben Sie gemacht?
Man hätte manche Sachen schneller machen können. Wir sind sicher nicht fehlerfrei.
Wie wichtig ist Kommunikation?
Sehr wichtig. Man muss mit den Mitarbeitern reden, die wissen ja viel.
Wird das oft verabsäumt?
Jeder hat seinen Stil, wie er etwas löst. Wichtig ist, dass man hinreichend bei den Leuten ist. Jemand der meint, er sitzt da oben,kann alles, die sich als große alleinige Sanierer aufspielen, können Sie vergessen. Keiner kann alles. Unternehmen sind gemeinschaftliche Veranstaltungen, jeder muss mithelfen. Ein Unternehmen ist eine menschliche Gemeinschaft. So sehe ich das. Es gibt sicher auch andere Meinungen.
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