Bringt das Start-up-Paket allen was?

Ein Paket voller Neuerungen: was bringt's?
Das neue Start-up-Paket soll Gründern Rückenwind geben. Doch was sagen sie dazu?

Lange haben sie Verbesserungen gefordert, jetzt stehen Start-ups tatsächlich auf der Agenda der Politiker: Vergangene Woche präsentierte die heimische Regierung zwölf Maßnahmen, die die Szene beflügeln, 50.000 neue Gründungen bis 2020 ermöglichen und damit die Wirtschaft ankurbeln sollen. 185 Millionen Euro werden in den kommenden drei Jahren in Start-ups fließen. In Kraft treten soll das Paket mit 1. 1. 2017.

Die jungen, innovativen Unternehmen werden etwa bei den Lohnnebenkosten für ihre ersten drei Mitarbeiter in den ersten drei Jahren entlastet, Investoren sollen mit Risikokapitalprämien belohnt werden und überhaupt sollen mehr Gelder der staatlichen Förderbank aws für Firmen in Gründung zur Verfügung gestellt werden. Die einen jubeln, endlich würden die angeprangerten Barrieren abgebaut. Andere äußern sich verhaltener. Die ursprünglichen Forderungen würden abgespeckt und nun als der großer Wurf präsentiert. Es gab etwa den Wunsch, zehn Mitarbeiter für zehn Jahre von der Sozialversicherung zu befreien. Auch der Beteiligungsfreibetrag von 100.000 Euro bleibt aus.

Ist die Szene nun glücklich oder bleibt Handlungsbedarf? Thomas Primus, CEO des Start-ups Foodnotify, überrascht und freut das umfangreiche Paket. Es täte gut, dass sich an der Front etwas bewege: "Wir sind die Arbeitgeber von morgen, das darf man nicht unterschätzen." Vor allem die Senkung der Lohnnebenkosten sei eine "irrsinnige Erleichterung", aber auch die Prämien für Investoren begrüßt er. Besonders wertvoll findet der Foodnotify-Chef das neue Start-up-Visum, mit dem Start-ups aus dem Ausland in Österreich Arbeitsplätze schaffen können. Nachsatz: "Natürlich kann man immer darüber streiten, dass etwas zu wenig ist. Mehr geht immer. Das Wichtigste ist aber, dass etwas passiert."

Paket gibt Sicherheit

Arnim Wahls, CEO eines der aktuell erfolgreichsten Start-ups Österreichs, firstbird, findet, mit dem Paket habe man einer essenziellen Sache entgegengewirkt: "Bei der Gründung kämpft man vor allem mit Unsicherheit. Viele der neuen Maßnahmen zielen darauf ab, diese Unsicherheit zu minimieren", sagt er. Dem Team um Wahls ist es heuer gelungen, 1.250.000 Euro Risikokapital aufzustellen. Wahls sieht durch das Paket positive Effekte für firstbird: "Eine Entlastung bei kleineren Investitionsrunden und der Zusammenarbeit mit dem aws."

Gerade durch die Entlastungen bedingt durch die Risikokapitalprämie könnten auch mehr "family und friends" als Investoren gewonnen werden, findet Markus Inzinger, Gründer des Start-up Otago. Aber auch mittelständische Unternehmen könnten durch solche Anreize vermehrt in Start-ups investieren, sogar von den Jungen profitieren. "Sie könnten so zum Beispiel Technologiezulieferer für die Großen werden", denkt Inzinger weiter. Wichtig wäre es grundsätzlich, so der Otago-Chef, nicht nur Tech-Start-ups zu fördern, sondern Unternehmertum im Allgemeinen. "Wer Arbeitsplätze schafft, gehört unterstützt."

Und was sagt die Investorenseite zum Paket? "Es ist ein wirklich wichtiges Signal", sagt Lisa Fassl, Chefin der Austrian Angels Investor Assocciation (AAIA). Die AAIA vertritt die Interessen von Investoren und Business Angels in Österreich. Sie seien froh, dass auch auf ihrer Seite endlich Maßnahmen gesetzt würden, obwohl bei der Mobilisierung von Risikokapital noch Luft nach oben sei. Fassl: "Man muss auch ganz offen sagen: Der schwierige Teil kommt erst mit der Umsetzung des Pakets." Es brauche einen niederschwelligen und unbürokratischen Zugang zu den Unterstützungsangeboten. Und die Verwirklichung müsse effizient sein. "Sonst werden die Maßnahmen nicht bei den Leuten ankommen", so die AAIA-Chefin. "Es wäre deshalb wünschenswert, dass die Verantwortlichen noch einmal einen Schritt auf die Szene zugehen, um gemeinsam an der Umsetzung des Pakets zu arbeiten."

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