Branche im Wandel: Der Tourismus sucht nach Klimaschutz-Konzepten

Branche im Wandel: Der Tourismus sucht nach Klimaschutz-Konzepten
Fünf bis acht Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verursacht der Tourismus. Kompensationszahlungen für Flugreisen bringen laut Umweltschützern wenig. Die Branche sucht nach neuen Konzepten.

Der Klimawandel stellt die Reisebranche vor neue Herausforderungen. Aktuellen Studien zufolge verursacht der Tourismus fünf bis acht Prozent der globalen Treibhausgasemissionen. Der größte Knackpunkt ist dabei die Mobilität, vor allem das Fliegen.

Um dem entgegenzuwirken, setzen viele Veranstalter  auf einen Ausgleich der -Belastung über Atmosfair, Myclimate oder andere Anbieter, bei denen Reisende Flüge, Kreuzfahrten und Ähnliches kompensieren können, indem sie Geld spenden. Damit werden weltweit Projekte etwa zum Energiesparen oder zur Erzeugung von Ökostrom gefördert.  Bei manchen Veranstaltern ist der Beitrag im Reisepreis enthalten, andere bieten Urlaubern eine freiwillige Kompensation bei der Buchung an. 

Laut Antje Monshausen von Tourism Watch bei Brot für die Welt reicht das jedoch nicht aus. „Die Kompensation macht kein Gramm ungeschehen. Sinnvoll ist sie trotzdem, aber nur bei unvermeidbaren Emissionen.“ Im Fernreisesegment, wo sich Flüge kaum verhindern lassen, sollten Urlaube seltener, dafür länger stattfinden, um so zumindest die Zahl der Flüge zu reduzieren. „Und innerhalb Europas sind  Zug und Bus natürlich die klimafreundlichste Alternative.“

Zurückhaltung bei den Kunden

Wie man das Klima schützt, ist also klar. Doch wie sieht es überhaupt aus mit der Bereitschaft der Reisenden, den Klima-Aspekt im Urlaub stärker zu berücksichtigen? „Das Bewusstsein kommt zwar schön langsam. Sobald Kunden aber merken, dass der Umstieg auf ein klimafreundlicheres Verkehrsmittel mit Aufwand oder eine -Kompensation mit einer zusätzlichen Zahlung verbunden ist, nimmt die Nachfrage schnell ab“, sagt Heinrich Hochegger, Geschäftsführer des Grazer Reisebüros Cooltours, das sich vor allem auf Sprachaufenthalte und Projektwochen für Gruppen spezialisiert hat.

Hochegger möchte trotzdem einen Beitrag leisten und verlässt sich deshalb nicht ausschließlich auf das Umweltbewusstsein der Kunden. Er habe schon vor einigen Jahren beispielsweise mit der Entwicklung von Projekttagen für Schulgruppen in Österreich und ins angrenzende Ausland begonnen, die den Fokus auf Nachhaltigkeit legen und mit kleinen, familiär geführten Betrieben kooperieren. Und auch eine eigens ins Leben gerufene Produktlinie fördert seit 2016 bewusst Zug- und Busreisen. „Zwar haben wir damit noch nicht völlig neue Kundensegmente lukriert, die Kundenbindung fördert es aber allemal.“ 

Umfassendes Konzept

Ähnliche Erfahrungen hat auch Josef Peterleithner, Nachhaltigkeitsbeauftragter der TUI Österreich. „Derzeit ist es in unseren Reisebüros noch ein relativ geringer Anteil an Kunden, die das Thema Nachhaltigkeit beim Buchen direkt ansprechen“, erzählt er.

Trotzdem, dem Thema verschließen könne und wolle man sich nicht. Eine neue Nachhaltigkeitsagenda sei bereits in Vorbereitung, sie soll die nachhaltige Transformation in den kommenden zehn Jahren beschleunigen. So will man etwa in Zusammenarbeit mit der Regierung der südlichen Ägäis den ökologischen Fußabdruck des Tourismus  auf Rhodos durch neue Konzepte für das Energie-, Wasser- oder Müllmanagement deutlich verringern – „ein Leuchtturm für nachhaltige Destinationen“, wie es Peterleithner nennt.   

Dass es solche Leuchttürme gemeinsam mit dem technologischen Fortschritt hinsichtlich nachhaltiger Kraftstoffe künftig brauchen wird, weiß auch Monshausen. „Klar ist aber auch: Das Klimaproblem wird sich ohne Reduktion des globalen Flugverkehrs nicht lösen lassen.“  

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