Bloggen als Business?

Die Food-Blogger Antonia Kögl und Bene Steinle
Ein paar hübsche Bilder schießen, einen kleinen Text dazu verfassen und ins Internet stellen. So stellen sich die meisten Menschen den Alltag eines Bloggers vor. Dass das nicht immer der Wahrheit entspricht, erzählen drei Blogger aus Österreich.

Für viele, gerade junge Menschen, scheint es ein Traumjob zu sein. Man tut das, was man gerne macht, schreibt darüber im Internet und verdient dadurch seinen Lebensunterhalt. Ein scheinbar einfacher Business-Plan, der gerade in den USA vielen jungen Menschen Geld und eine gewisse Berühmtheit bringt. In Österreich ist die Situation eine andere: Der Trend Bloggen hat sich hierzulande erst viel später entwickelt und steckt im Vergleich zu den Staaten noch in den Kinderschuhen. Wohlgleich sich die Bloggerszene auch in Österreich in den letzten Jahren um ein Vielfaches vergrößert hat. Sieht man sich aktuelle Zahlen einer Studie der RTR an, haben österreichische YouTuber proportional mehr Abonnenten und mehr Klicks als ihre Kollegen in Deutschland.

Die Beuaty-Bloggerin

Bloggen als Business?
Beauty-Bloggerin Carmen Helmreich

Carmen Helmreich aus der Nähe von Wien war in Österreich eine der Ersten, die sich traute, dem Trend aus Amerika zu folgen und selbst einen Blog zu starten. Bereits mit 14 Jahren begann sie erste Blogger-Erfahrungen zu sammeln. Seit Mai 2009 ist der Blog "Chamy – Beauty, Fashion, Travel" online, seit zwei Jahren betreibt sie zusätzlich ihren eigenen Reise-Blog "Chamy Travels". Die heute 27-Jährige verdient mit ihrem Blog Geld. Sie sucht sich ganz gezielt aus, welche Inhalte und Produkte von Unternehmen in ihrem Blog präsentiert werden. Dabei erhält sie pro Auftrag laut eigenen Angaben meist einen höheren dreistelligen Betrag (exklusive jeglicher Abgaben). Mehr als ein bezahlter Beitrag pro Monat ist aber eher selten. Carmen kann von ihrer Blogging-Arbeit alleine nicht leben. Will sie mittlerweile auch gar nicht mehr. Zu unsicher ist ihr die Zukunft des Bloggens. Auch die Tatsache, dass man finanziell von der Auftragslage abhängig ist und nicht auf regelmäßige Einkünfte zurückgreifen kann, schreckt sie eher ab.

Die Foodies

Bloggen als Business?
Die Food-Blogger Antonia Kögl und Bene Steinle

Toni Kögl und Bene Steinle haben ihren Food-Blog "Because You Are Hungry‘‘ dafür genutzt, eine eigene Agentur für Food- und Gastro-Consulting in Wien aufzubauen. Mit "Kitchen Konsulting‘‘ entwickeln die gebürtigen Augsburger Food Content in Form von Rezeptentwicklungen oder Video Produktionen für Restaurants und andere Unternehmen, beraten sie in Gastronomieprojekten, kümmern sich um ein neues Branding, die Website oder das Packaging Design. Der Food-Blog war dabei der Stein, der alles ins Rollen gebracht hat. Er ist die Grundlage für den Erfolg und das Weiterbestehen ihrer Agentur.

Die Lifestyle-Bloggerin

Bloggen als Business?
Jasmin Fichtinger schreibt den Blog „Viennalicious‘‘

Die 26-jährige Jasmin Fichtinger betreibt seit drei Jahren den Wiener Food- und Lifestyle Blog "Viennalicious‘‘. Bloggerin zu werden war eigentlich nicht ihr Plan. Freunden, unter denen sie schon immer als Ansprechperson für Lokaltipps in Wien galt, haben sie dazu ermutigt, über ihre Leidenschaft, Essen und Reisen, zu schreiben. Authentizität ist ihr in ihrem Blog ein besonderes Anliegen. Genau aus diesem Grund verzichtet Jasmin meistens auf bezahlte Kooperationen mit Unternehmen. Damit stellt sie für sich selbst sicher, dass sie nichts weiterempfehlen muss, was ihr nicht wirklich gefällt. Manchmal springt bei einer Zusammenarbeit mit verschiedenen Firmen ein kleines Honorar heraus oder andere Goodies, wie Gutscheine oder Einladungen in Restaurants, Hotels oder auf Events.

Kooperationen?

Unternehmen und Firmen, wie ARGE Heumilch oder Billa, erkennen auch in Österreich langsam das Potenzial hinter der Trenderscheinung "Bloggen‘‘. Durch bezahlte Kooperationen oder Empfehlungsmarketing können Blogger zu wichtigen Partnern werden. Entscheidend ist dabei die Reichweite, also wie viele Menschen den Blog und damit auch die Werbung sehen. Genau hier liegt allerdings das Problem in Österreich: Die Reichweiten sind meistens zu niedrig, damit es für heimische Firmen rentabel ist, Geld in Blogger zu investieren.

Eine weiter Frage bleibt offen: Wie lange kann sich der Beruf Blogger und das Konzept des Bloggens in Österreich halten? Den größten Erfolg wird man haben, wenn man sich seine eigene Nische sucht. Die Konkurrenz wird immer größer und arbeitet professioneller. Man muss sich seine Individualität bewahren und kreativ bleiben, um am Blogger-Markt bestehen zu können. Dabei sind sich alle Befragten einig. Grundsätzlich ist der Blogger-Markt in Österreich aber noch nicht ganz ausgereift und lässt noch Chancen und Potenziale.

- Barbara Heiss

Bloggen als Business?
Beauty-Bloggerin Carmen Helmreich
Bloggen als Business?
Jasmin Fichtinger schreibt den Blog „Viennalicious‘‘

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