Blödeln für die Stimme: Sprechtraining fürs Jobgespräch
Die Stimme zittert, klingt hoch und gequetscht. Die Töne dringen brüchig zwischen bibbernden Lippen hervor, die Hände werden schwitzig, das Herz klopft so laut, dass man die Fragen des HR-Verantwortlichen kaum wahrnimmt. Das Bewerbungsgespräch kostet alle Nerven. Was kann man tun, um ruhiger, sicherer und entspannter in Vorstellungsgespräche zu gehen? Wie wirkt man selbstsicher? Arno Fischbacher erklärt und berät im KURIER-Gespräch, worauf es ankommt.
KURIER: Herr Fischbacher, was kann die Stimme beeinflussen und wie funktioniert das?
Arno Fischbacher: Die Stimme ist die Trägerin der Kommunikation. Wenn wir miteinander sprechen, hören Sie keine Wörter, sondern Laute. Unser Hirn braucht etwa eine viertel Sekunde, um zu verstehen, was die Worte bedeuten. Das Stammhirn aber versteht sofort, ob der Klang unsere Aufmerksamkeit erregt.
Was bedeutet das für die Kommunikation?
Unser Säugetierhirn, das limbische System, teilt den Klang in soziale Kategorien. Spricht mein Gegenüber dominierend, erzeugt es Sympathie? Diese Infos verstehen wir vor den Worten. Der Ton macht die Musik.
Wie läuft das bei einem Bewerbungsgespräch?
Jede Situation, in der man exponiert ist, erzeugt Stress. Und Stress ist hörbar, er wirkt über die Stimme. Die Stimme ist höher und klingt gepresst, weil die Muskeln, der Kehlkopf, die Atmung und damit wir selbst angespannt sind. Wie es einem körperlich und mental geht, so klingt die Stimme.
Und das ist negativ?
Je gestresster mein Gegenüber ist, desto anstrengender ist das Gespräch für den HR-Manager. Wenn man mal Einstellungsgespräche geführt hat, weiß man, dass man nach einem halben Tag einen Schnaps braucht. Bewerber sollten versucht sein, das Gespräch so angenehm und locker wie möglich zu gestalten. Die Erfahrung ist in der Stimme hörbar, das gilt auch für Junge. Sie klingen durch Gelassenheit in der Stimme stressresilienter, selbstsicherer.
Woran hört man das?
Gestresste sprechen höher und schneller. Bei entspannten Rednern hört man Erfahrung aber auch Empathiefähigkeit und ob ein Mensch teamfähig ist.
Wie erkenne ich an der Art zu sprechen, ob ein Mensch teamfähig ist oder empathisch?
Das spürt man. Ein Quassler, der nicht zuhört, dem kauft man nicht ab, dass er teamfähig ist. Und wer metallisch klingt, hoch und gepresst redet, auf Fragen kurz und unpersönlich antwortet, ist nicht empathisch. Er hat nur seinen eigenen Vorteil im Kopf. Wer sich allerdings vorbereitet und entspannt und überlegt antwortet, vielleicht rückfragt, wirkt sicherer und empathischer. Denn Teamfähigkeit heißt auch, zuzuhören und andere Meinungen zu akzeptieren.
Und wie geht das praktisch? Neben der mentalen Vorbereitung?
Der Körper, vor allem der Oberkörper, hängt direkt mit der Stimme zusammen. Um souverän und entspannt zu wirken, muss man blödeln und Faxen machen. Aber am besten heimlich, zum Beispiel am WC, bevor man den Termin hat. Oder daheim vorm Spiegel, wenn es online ist. Und ganz wichtig: Das Zwerchfell ist für die Stimme verantwortlich und sitzt zwischen Lendenwirbel und Brustkorb. Das heißt, lassen Sie die Hüften kreisen, die Schultern. Tanzen Sie so verrückt wie möglich. Schnauben Sie wie ein Pferd. Fahren Sie Motorrad vor dem Spiegel. Und zwar wirklich, greifen Sie auf imaginäre Lenker, brummen Sie mit den Lippen. Das sind technische Warm-up-Tricks, die den ganzen Körper und die Gesichtsfaszien entspannen. So geht nicht nur das Gehirn, sondern der Körper souverän und locker ins Gespräch.
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