"Karriere mit Lehre" für Mädchen schwierig

"Karriere mit Lehre" für Mädchen schwierig
Nach wie vor haben es Mädchen in Männerberufen nicht nur aufgrund von Vorurteilen schwer.

Mache es Dir in wirtschaftlich schwierigen Zeiten nicht noch schwerer und versuche nicht, in einem Männerberuf Fuß zu fassen" - diese und ähnliche Aussagen sind es, die Gewerkschafterinnen zum Verzweifeln bringen. Noch immer arbeitet fast ein Drittel der weiblichen Lehrlinge in drei Lehrberufen (Einzelhandel, Bürokauffrau, Friseurin), jedes zehnte Lehrmädchen wird Friseurin.

"Fehlender Masterplan"

Und selbst wenn sich die jungen Frauen für eine "untypische" Ausbildung entscheiden, ist das erst die halbe Miete. "Wir haben leider die Erfahrung gemacht, dass von den Mädchen, die sich für technische Berufe entscheiden, sehr viele nach der Ausbildung nicht im Berufsfeld verbleiben", so Renate Römer, Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer, bei der Veranstaltung "Karriere mit Lehre! Auch für Mädchen?" der Sozialpartner von ÖGB und WKÖ.

Rund ein Drittel aller 15-jährigen Mädchen beginnt eine Lehre, Anfang der 1990er Jahre war es circa ein Viertel. Die Fixierung auf wenige, eher schlecht bezahlte Jobs spiegelt sich schon beim Berufseinstieg wider. Weibliche Lehrlinge verdienen in den klassischen "Mädchenberufen" im ersten Lehrjahr um fast zehn Prozent weniger, im letzten Lehrjahr sind es dann schon fast 35 Prozent, rechnete Regine Wieser vom Institut für Berufsbildungsforschung vor. Sie kritisierte einen "fehlenden Masterplan in der Politik zum Beseitigen alter Denkmuster“.

"Warten auf den Traumprinzen"

Auffällig sei auch, wie sehr Medien die Berufswahl bestimmen. So gebe es durch die "CSI"-Serien im TV eine große Nachfrage nach einem Beruf als Forensikerin. Und noch etwas sei zu beobachten, so ÖGB-Vizepräsidentin Sabine Oberhauser: "Immer mehr junge Frauen warten leider auf den Traumprinz."

Hier wirkt sich laut Wieser auch die frühe Berufsauswahl negativ aus. Erschwerend sei, dass diese meist im Pubertätsalter erfolge. So sei zu beobachten, dass sich Mädchen in den Kinderjahren noch vielen Berufen gegenüber aufgeschlossen zeigten, dies aber in der Pubertät nachlasse.

Falsche Ansätze

ÖGB-Vizechefin Sabine Oberhauser wünscht sich von den Medien eine Darstellung von jungen Frauen, die sie nicht auf Partygirls reduziert. Sendungen wie die ATV-"Dokus" "Wir leben im Gemeindebau" und "Saturday Night Fever" seien dazu nicht angetan, meinte sie bei der Diskussion.

Viele junge Frauen würden über sexuelle Belästigung klagen, dazu käme das Gefühl bei den Arbeiten ungleich behandelt zu werden. Wobei das Problem nicht unbedingt beim Arbeitgeber selbst angesiedelt sein muss, wie die Siemens-Facharbeiterin Karima Anders zu bedenken gab: "In der Firma war es voll in Ordnung, aber in der Berufsschule war es die Hölle. In den Raucherhof ging ich nur sehr ungern", erzählte sie aus ihrer Mechatronik-Lehre in der Berufsschule in der Wiener Mollardgasse.

"Frauen sind die besseren Männer"

Dabei sollten sich die jungen Arbeitskollegen nicht als Machos aufspielen, sondern von den Kolleginnen was lernen, meinte Helmut Schroll, Ausbildungschef bei Siemens Österreich. "Die Frauen sind die besseren Männer", so seine Erfahrung.

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