Arbeitgeber kaufen Online-Gütesiegel
Wer einen Job sucht und seinen künftigen Arbeitgeber im Internet prüft, stößt auf Bewertungsportale. Dort können nicht nur Mitarbeiter bewerten - auch Firmen legen eigene Profile an, um auf Votings zu reagieren und Vorteile für Mitarbeiter anzupreisen. Mehr noch: Ist die Zahlungsbereitschaft groß genug, können sich Unternehmen einen besseren Status erkaufen.
"Empfohlener Arbeitgeber" für 300 Euro
Das erste deutschsprachige Portal JOBvoting bietet für Arbeitgeber ein "Premium-Paket" zum Jahrespreis von 590 Euro. Um damit 300 Euro zusätzlich zum Basis-Paket erhält man nicht nur die Möglichkeit, Imagevideos zu platzieren oder sich als "attraktiver Arbeitgeber" über eine Microsite präsentieren zu können, selbst das Siegel "Empfohlener Arbeitgeber" kann damit schlicht erkauft werden. Wenn Bewertungen nicht den Vorstellungen des Arbeitgebers entsprechen, kann er mit Kommentaren oder Adlayern reagieren. JOBvoting finanziert sich neben Werbeeinnahmen über Bezahlprofile von Firmen, berichtet die dpa.
Billige Auszeichnung bei Kununu
Auch das größte Arbeitgeber-Bewertungsportal Kununu hat fragwürdige Praktiken, wie es Gütesiegel an Unternehmen vergibt. Um eine "Top Company" und damit "von Mitarbeitern empfohlen" zu werden, sind gerade einmal sechs Mitarbeiter nötig, die die Firma bewerten. Dafür muss jeder Mitarbeiter lediglich drei Bewertungspunkte vergeben - von insgesamt fünf.
In den "frequently asked questions" gibt Kununu den Unternehmen auch Tipps, wie sie zu den Mitarbeiterbewertungen kommen können - beispielsweise über die "Incentivierung" mithilfe eines Gewinnspiels.
Kununu ist seit 2012 mit seinem Geschäftsmodell der Bezahlprofile von Firmen profitabel, mithilfe der bewerteten Arbeitgeber: 700 Unternehmen lassen sich ihr Profil etwas kosten - bis zu 1095 Euro monatlich.
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