Berufsweltmeister treffen Skiflieger

Berufsweltmeister treffen Skiflieger
1200 Lehrlinge waren beim Skifliegen am Kulm. Ziel: Ein besseres Image für die Lehre

Goldmedaillen, Skispringerstars und mehr als tausend Lehrlinge im Festzelt am Fuße der Skiflugschanze Kulm: Am vergangenen Freitag wurde die Lehre als wichtige und zukunftsträchtige Ausbildungsform gefeiert. Die Sieger der Worldskills, der Berufsweltmeisterschaft in Leipzig, traten in einem Jux-Bewerb gegen die Nachwuchs-Skispringer an. Sieger gab es keine, das Match im Schneeschlagen, Seilziehen, Hula-Hoop-Tanzen, Nageln, Seilspringen und Zeichnen ging unentschieden aus.

Lehrlings-Fans

Das Lehrlingsevent am Kulm wurde von Hubert Neuper organisiert. Eigens angereist sind Wirtschafskammer-Präsident Christoph Leitl und Vizepräsidentin Renate Römer, die sich seit Jahren um die Teilnahme der Österreicher bei den Berufswelt- und Europameisterschaften persönlich kümmert. Leitl stolz: „In zwei Bereichen ist Österreich Weltspitze: Im Skisport und in der Berufsausbildung“.Die herausragenden Ausbildungsleistungen führe er darauf zurück, dass in der Lehre besonders auf die Begabungen und Talente der jungen Menschen eingegangen werde. „Das funktioniert in der Schule schlecht“, analysiert Leitl. Seine wichtigste Botschaft in Bezug auf die Schuldebatte: „Man muss auf die Schüler eingehen, auf ihre Freude, Hoffnungen und Wünsche. Ihre Fähigkeiten müssen stärker entwickelt werden, anstatt auf Schwächen zu fokussieren.“ Leitl will in der Ausbildung keinen Einheitsbrei sondern individuelle Begleitung und Förderung des Einzelnen. Er plädiert dafür, dass Eltern und Schüler entscheiden, wie die Ausbildung der Zukunft aussehen soll, „nicht die Interessengruppen“.

Vizepräsidentin Renate Römer begleitet seit sechs Jahren herausragende Fachkräfte zu den Welt- bzw. Europameisterschaften, „seit drei Jahren haben wir auch einen Mentalcoach aus Stams mit dabei, weil der Druck bei diesen Berufswettbewerben ungeheuer groß geworden ist.“

„Eine Lehre ist mehr als ein Beruf. Das ist ein hochwertiges Handwerk und sichert die Existenz.“

Renate Römer, Vizepräsidentin WKO

Die Goldmedaillen-Sieger von den WorldSkills in Leipzig waren am Kulm anwesend. Weltmeisterkoch Kevin Micheli steht vor einem großen Karrieresprung: Er wird Chefpatissier bei Spitzenkoch Johann Lafer. Weltmeister-Malerin Christina Peinthor geht demnächst für ein halbes Jahr nach Australien, um dort Berufserfahrung zu sammeln. Für die Worldskills-Sieger haben die Erfolge große Veränderungen gebracht: „Man zieht enorm viel Selbstbewusstsein daraus“, erzählt IT-Spezialist und Worldskills-Teilnehmer Felix Hartung, „wenn man einmal eine Berufsweltmeisterschaft durchgestanden hat, sind andere Auftritte wie hier vor Publikum ein Klacks.“

Uni des Lebens

Auch Installateur Herbert Gabauer genießt die Anerkennung nach seinem Worldskills-Sieg: „Ich hatte extrem viele Pressetermine und werde immer wieder zu Veranstaltungen geladen. Das tut gut, man weiß, wer man ist und was man kann.“ Wie Skisprung-Star Thomas Diethart – fertig ausgebildeter Industriekaufmann – hätten sich die Fachkräfte mit ihrer dualen Ausbildung und ihren herausragenden Fähigkeiten zu Siegern gemacht. „Die Lehre ist die Universität des Lebens“, sagt der steirische Präsident der Wirtschaftskammer Josef Herk. Renate Römer: „Eine Lehre ist viel mehr als ein Beruf, das ist ein hochwertiges Handwerk und sichert die Existenz fürs Leben.“

Skills-Competitions

Worldskills und Euroskills finden jährlich alternierend statt – 2013 in Leipzig errang das Team Austria elf Medaillen, davon fünf mal Gold, zwei Silber und vier Bronze sowie elf „Medaillon for Excellence“. Österreich ist bei den internationalen Berufsmeisterschaften immer eine der besten Nationen, was die hohe Qualität der Lehre bestätigt. Auffallend ist, dass die heimischen Fachkräfte in traditionellen Berufen wie Maler, Gärtner, Installateur, Koch und Konditor besonders gut sind, in hochtechnischen Berufen aber wenige Fachkräfte und Erfolge hat.
www.skillsaustria.at

Kommentare