Berufsberater: Experten mit Problemen

Berufsberater: Experten mit Problemen
Berufsberater helfen, sich in der Berufswelt zurechtzufinden. Sie selbst haben dort keinen leichten Stand, sagt eine Studie.

Was würden Sie jemandem raten, der Berufsberater werden will?" - die Frage beantwortet Andreas Wolf mit einem Seufzer. Denn Wolf - selbst Berufs- und Bildungsberater - weiß: Die Experten fürs berufliche Vorankommen haben es am Arbeitsmarkt "nicht einfach". Das zeigt auch eine aktuell von AMS in Auftrag gegebene Studie. "Schätzungsweise sind in Österreich 8000 bis 10.000 Personen in der Berufs- und Bildungsberatung tätig", erklärt Studienautorin Andrea Poschalko (abif): "Das Problem: Es gibt keine einheitliche Regelung zur Ausbildung, der Beruf ist nicht geschützt."

Die Folge: Ein Wirrwarr aus Berufsbezeichnungen und Ausbildungen. Nur zwölf Prozent der Berufs- und Bildungsberater haben eine explizite Fachausbildung. Die Hälfte hat einen Uni-Abschluss, oft aus Psychologie oder Pädagogik. Trainer- und Coachingausbildungen, Berufserfahrung sowie die Ausbildung zum Lebens- und Sozialberater folgen unter den häufigsten Qualifikationen.

Qualitätsstandards gefordert

93 Prozent der befragten Berater sehen selbst hohen Bedarf an der Etablierung verbindlicher Qualitätsstandards. Mehr als 80 Prozent treten für verbindliche Richtlinien der Berufsausübung ein. Das AMS - wichtigster Arbeitgeber für Berufsberater - hat eine derartige Regelung eingeführt: "Ein Jahr interne Ausbildung in einer Akademie in Linz", erklärt AMS-Wien Sprecher Sebastian Paulick. Die Crux: Der Kurs befähigt zwar zur Arbeit beim AMS, einen Berufstitel, der auch für spätere selbstständige Tätigkeit verwendet werden kann, gibt es nicht.

In der aktuellen Studie hat man andere Länder analysiert: "Ein Vorbild ist die Schweiz, als eines der wenigen Länder mit einem geregelten Berufsbild", sagt Poschalko. In Deutschland, Schweden, den Niederlanden oder Polen gibt es einschlägige Studienzweige. In Österreich bietet die Donau-Uni Krems ab Herbst einen Masterlehrgang an (siehe unten). Poschalko: "Akademisierung ist gut. Noch wichtiger wäre, dass Berufsberatung eine Dienstleistung wird, auf die man jederzeit ein Recht hat - nicht erst, wenn man die Arbeit verliert." Andreas Wolf vom Verband für Berufs- und Bildungsberatung meint dazu: "Wird ein Uni-Studium gefordert, muss auch die Bezahlung besser werden. Dem Gros der Berufs- und Bildungsberater gelingt es derzeit nicht, sich aus selbstständiger Basis ein ordentliches Einkommen zu verschaffen."

Der Kollektivvertragslohn beträgt laut Wolf brutto rund 1200 Euro pro Monat - für 40 Wochenstunden. In einer Umfrage geben 43 Prozent an, dass sie neben ihrer beruflichen Tätigkeit noch weitere Berufe ausüben. Wolf fordert bessere Bezahlung, damit auch die Qualität stimmt: "Ein kompetenter Berater kann helfen, seinen Weg zu finden, noch bevor es zum Arbeitsverlust kommt. Selbst wenn die Beratung kostenlos ist, wäre das günstiger als spätere Schulungsmaßnahmen."

Unistudium oder WIFI-Lehrgang? Vier Ausbildungswege im Überblick

Berufsorientierungstraining und Karriereberatung am bfi
Der zweisemestrige Diplom-Lehrgang umfasst die aktuellen AMS-Kriterien und erfüllt die Voraussetzungen für das staatlich anerkannte Fachtrainer-Zertifikat.
www.bfi-wien.at

Berufs- und Bildungsberater am WIFI Wien
Der Lehrgang besteht aus zehn Modulen in Seminarform, 15 themenspezifischen Workshops und zwei Vorträgen. Zulassungsvoraussetzungen: Vollendetes 25. Lebensjahr, 25 Stunden Selbsterfahrung, Supervision oder Coaching und ein Auswahlgespräch.
www.wifiwien.at

Lehrgang universitären Charakters Bildungs- und Berufsberatung, bifeb
Der Lehrgang ist berufsbegleitend organisiert, dauert zwei Jahre und schließt mit einem Diplom ab. Er richtet sich an Personen, die mindestens 25 Jahre alt und bereits im Berufsfeld tätig sind oder über eine einschlägige Vorbildung verfügen.
www.bifeb.at

Postgradualer Universitätslehrgang und Masterstudium an der Donau-Universität Krems
Der im Herbst 2011 mit 15 bis 20 Teilnehmern startende Studiengang soll das relevante Kompetenzniveau von Bildungs- und Berufsberatern durch ein europaweit gültiges Zertifikat (ECGC) belegen.
www.donau-uni.ac.at

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