Bankerin steigt auf Bänder um

Stefanie Lischka kündigte ihren Bankjob....
Stefanie Lischka kündigte den Bankjob – im gesättigten Schmuckmarkt fand sie ihre Nische.

Gestern, beim Trachtenpärchenball im Wiener Rathaus, trugen die Gäste bedruckte VIP-Samtbänder statt der üblichen Plastikversion. Die Eintritts-Armbänder bei der Eröffnung des Park Hyatt in Wien waren aus schwarzem Satin. Auch die Bänder der Kosmetikmarke Princess Skincare sehen aus, als wären sie aus Rauleder. Hinter der neuen Art der Eintrittsbänder steckt Stefanie Lischka mit ihrer Firma studiostf – sie hat sich auf die Produktion von Werbeartikeln und Kundengeschenke spezialisiert. Ihr Motto: immer im Premiumsegment, keine Massenware, sondern hochwertig.

Die passionierte Bastlerin, Weltenbummlerin und ehemalige Bankerin kam bei einem der zahlreichen Society-Events ins Grübeln. Alles sei dort exquisit gewesen, die Damen und Herren fein herausgeputzt – und dann legt man ihnen beim Empfang hässliche Plastikbänder in Neonfarbe ans Handgelenk. Daraus entwickelte sie die Idee der feinen VIP-Bänder – die bei exklusiven Kunden gut ankommt. 70 Prozent ihres Geschäfts komme heute aus der B2B-Schiene. Nebenbei unterhält sie eine Zweitmarke: Fox on the Rox, wo sie Medaillons kreiert, in die Sprüche graviert sind. Diesen Schmuck in 9-Karat-Gold (sieht ein wenig blasser als 14-Karat aus) vertreibt sie über ihre Homepage foxontherox.com oder über ausgewählte Boutiquen in Wien (Weiss in der Innenstadt, Schulz in Hietzing).

Seit zwei Jahren ist Stefanie Lischka wieder in Österreich. Und seither auch mit ihrer One-Woman-Show selbstständig. Der Werdegang bis dahin war beachtlich bunt: Nach dem Studium an der WU-Wien ging sie für vier Jahre nach Singapur, betreute dort für die RZB-Kunden in der asiatischen Millionenstadt. Wissend, dass das nicht ihr Job fürs Leben ist, nützte sie die Gelegenheiten, die sich daraus ergaben: "Ich bereiste den gesamten Kontinent, in Südostasien gibt es für mich keinen weißen Fleck mehr. Und ich lernte den Umgang mit Kunden, mit Kollegen, mit Lieferanten, wie man verhandelt." Sie wurde zur Businessfrau. Es folgten weitere Jahre auf dem Finanzparkett in London. Im Hintergrund aber brodelte immer ihre Leidenschaft für Schmuck und Handwerk. "Schon in der Volksschule war ich die Schnellste im Stricken. Die Mama hat mir damals Geld für einen Goldschmiedekurs gegeben, aber ich habe es in Schuhe investiert", sagt Lischka. Den Goldschmiedekurs hat sie mittlerweile nachgeholt, am Central St. Martins College of Art in London. "Goldschmiedin bin ich deshalb noch lange nicht, aber ich weiß, was geht. Und ich bastle nächtelang selbst an meinen Prototypen."

Beziehungen zählen

Das Um und Auf ihres Geschäftes seien Beziehungen nach außen. Zum einen zu ihren Produzenten, die sie sich auf der ganzen Welt zusammensucht. Da ist viel Recherche dahinter, auch viele Gespräche. "Ich erkenne am Telefon sofort, ob sich jemand für meine Idee begeistern kann, ob er mit Freude dabei ist. Wenn ich das nicht spüre, breche ich die Verhandlungen sofort ab", erzählt Lischka. Zum anderen sind die guten Kontakte zu Kunden überlebenswichtig. Sie kenne von ihren Auslandsaufenthalten viele Menschen, auch aus der Zeit an der Uni – diese Kontakte seien von unschätzbarem Wert. "Auf jedem Kontinent kann ich bei Freunden wohnen, sie stellen mir potenziellen Kunden oder Produzenten vor."

Die Entscheidung, sich aus dem "risikolosen Bankerleben" auszuklinken, hat Lischka nie bereut. "Ich bin heute im freien Fall. Als Selbstständige hat man mal mehr, mal weniger", weiß sie. Ein finanzieller Polster aus dem früheren Leben gehört ebenso zur Geschichte, wie die Unterstützung durch ihre Familie. "Es dauert Jahre, bis man sein Geschäft etabliert hat, da mache ich mir keine anderen Illusionen." Dreier Dinge ist sie sicher: Sie wird weiterhin alleine ihr Geschäft betreiben, sie hat viele Ideen für ihre Bänder (etwa den Einbau von Computerchips) und wird nie wieder zurück in die Finanzwelt wechseln.

Was jeder Entrepreneur wissen muss

  1. Für Geschäfte braucht man Erfahrung und ein Gespür für Menschen. Ich erkenne in einem Telefonat sofort, ob das ein Lieferant ist, der mit meinen Ideen etwas anfangen kann und ob er mit Begeisterung dabei ist. Spüre ich das nicht, breche ich das Gespräch bald ab. Dann ist es sinnlos. Da ist es besser, sich einen anderen Lieferanten zu suchen.
  2. Ich habe einen Business-Plan, aber der ist ständig in Veränderung – weil sich auch mein Geschäft ständig verändert und man Chancen, die sich ergeben, nützen muss. Wichtig ist, flexibel zu sein und Möglichkeiten zu erkennen.
  3. Ich habe erkannt, dass ich lieber alleine arbeite. Das liegt in meiner Natur. Ich suche mir meine Partner deshalb bevorzugt außerhalb meines Unternehmens: Kunden, Lieferanten, Berater. Ein Partner oder Team rund um mich wäre nicht mein Idealfall.
  4. Das wichtigste Asset sind gute Kontakte. Mein Netzwerk sind Kontakte aus der Zeit an der Wirtschaftsuniversität und von meinen Auslandsaufenthalten. Ich kenne Menschen auf der ganzen Welt, bei denen ich wohnen kann und über die es leichter ist, Geschäfte einzufädeln.
  5. Ich habe gelernt, geduldig zu sein – vielleicht mein wichtigstes Learning überhaupt. Ich will immer alles sofort, aber das geht nicht. Es dauert Monate oder sogar Jahre, bis sich ein Geschäft so richtig gut entwickelt. Darauf sollte man sich von Anfang an einstellen – auch finanziell.

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