Aufsteigen, aber nicht abheben

easyJet-Pilotinnen Julia Peukert (li.) und Krzysal Drabik.
Wer ins Cockpit will, muss harte Aufnahmeprüfungen bestehen – dann winken guter Verdienst und Aufstieg.

„Dieser Job bietet mehr als die meisten. Er erfordert aber ein hohes Maß an Eigeninitiative und Verantwortung“, sagt Michael Kattner, Co-Pilot und Head of Training Standards bei Austrian Airlines (AUA).

Erster Schritt ist eine erfolgreiche Bewerbung, die Voraussetzungen dafür sind meist ähnlich: körperliche Fitness, mathematisches, physisches und technisches Verständnis. Im DACH-Raum sind gutes Englisch und Deutsch Pflicht.

Aufsteigen, aber nicht abheben

Michael Kattner, Co-Pilot und Head of Training Standards bei der AUA

Beim Aufnahmeverfahren werden u. a. Intelligenz-, Gruppendynamik-, Konzentrations- und Belastbarkeitstest durchgeführt. Die Mindestgröße fürs Cockpit gibt die Airline vor, die AUA etwa hat 165 cm, 3 Dioptrien sind heute erlaubt. Laut förderportal.at sind die Tests knifflig, nur 7 bis 13 Prozent sollen bei der AUA durchkommen.

Hat man es geschafft, ist man 25 Monate lang in Ausbildung. Die Ausbildungskosten von 40.000 Euro zahlen die Jungpiloten über zehn Jahre zurück – so lang ist man auch ans Unternehmen gebunden. Will man früher Airline wechseln, muss man die Kosten anteilig zurückzahlen. Das Einstiegsgehalt für AUA-Piloten: rund 57.400 brutto im Jahr.

Was zählt beim Arbeitgeber?

Wonach man entscheidet,welche Fluglinie der richtige Arbeitgeber ist? Für Julia Peukert, Pilotin bei der britischen Airline easyJet und Mutter zweier Kinder, war u.a. der feste Dienstplan ausschlaggebend: Sie arbeitet 5 Tage, hat 3 Tage frei, arbeitet 5 Tage und hat dann 4 Tage frei– „so geht das bis zur Pension“, sagt sie. Außerdem: „Wir sind stabil, das Gehalt ist sehr gut und wir kriegen vergünstigte Flüge.“

Aufsteigen, aber nicht abheben

 easyJet-Pilotinnen Julia Peukert (li.) und Krzysal Drabik.

Obwohl Peukert selbst schon bei der Air Berlin gearbeitet hat, seien Wechsel zu einer anderen Linie unter Piloten nicht allzu geläufig. „Je nach Airline basieren die Benefits nämlich auf Betriebszugehörigkeit und Flugstunden.“ In Österreich liegt der Frauenanteil im Cockpit übrigens nur bei fünf Prozent – zu wenig, findet die Austrian Cockpit Association. Sie appelliert an junge Frauen, diesen Berufsweg verstärkt anzudenken. „In den kommenden Jahren wird es einen Pilotenmangel geben, es braucht mehr Frauen im Cockpit.“

Karrierewege ins Cockpit

Der Karriereweg ist für beide Geschlechter nach oben offen. Kattner von der AUA: „Jungpiloten beginnen auf der Kurz- und Mittelstrecke im Airbus 320, Dash 8 oder Embraer 195 als First Office. Nach Erfahrungen als Co-Pilot können sie auf die Langstrecke wechseln. Vom First Officer auf der Langstrecke geht es zum Commander der Kurz- und Mittelstreckenflotte. Hat man auch hier ausreichend Erfahrung gesammelt, kann man Commander auf einer unserer beiden Langstrecken – Boeing 767 oder Boeing 777 – werden .“

Und das Gehalt?

Pilot zu werden, zahlt sich auch monetär aus: Piloten bei easyJet verdienen im Schnitt umgerechnet ca. 106.000 Euro, die erfahrensten Piloten erhalten ein Spitzengehalt von 167.000 Euro jährlich. „Die Aufstiegsgeschwindigkeit zum Kapitän ist deutlich schneller als bei anderen Airlines“, so Peukert. Je nach Fluglinie beträgt das Endgehalt eines Co-Piloten laut pilotenausbildung.net zwischen 62.000 und 69.000 Euro brutto im Jahr. Das des Piloten zwischen 85.000 und 225.000 Euro.

Die Ausbildungswege zum Piloten

Wer Berufspilot werden will, hat mehrere Möglichkeiten: Entweder man bekommt einen Ausbildungsplatz bei einer Airline (offene Stellen sind über die jeweiligen Homepages ausgeschrieben, die AUA  sucht gerade 80 Co-PilotInnen, sie werden im Lufthansa Aviaton Training in Bremen ausgebildet).

Oder man macht den Pilotenschein auf eigene Faust in einer Flugschule (die Kosten von 70.000 bis 140.000 Euro trägt man selbst, eine Jobgarantie gibt es nicht). Oder aber, man lernt beim Bundesheer fliegen, was  mit einer Verpflichtung  von 8 Jahren einhergeht. Langfristig gesehen geht die Austrian Cockpit Association von einer weiteren Expansion des Luftverkehrs und damit einhergehendem Pilotenbedarf aus, sie plädiert für mehr Frauen im Cockpit.

Die Job-Chancen stehen gut, die Arbeitslosigkeit unter Piloten beträgt 15 Prozent. Weitere Details zu Ausbildungen: becomingapilot.eu, www.aca.or.at/ausbildung, www.austrianpilot.at, www.pilotenausbildung.net

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