Aufbauplan für Jobsucher

Nur nicht verzagen, auch wenn der Arbeitsmarkt derzeit schwierig ist.
Viele Bewerbungen, wenige Antworten, keine Zusagen? Das nagt rasch an Zuversicht und Selbstvertrauen. Drei Experten geben Tipps, die aufbauen und Erfolgschancen steigern.

Niemand kann behaupten, dass es einfach wäre: Die Zahl der Arbeitslosen steigt. Laut Sozialministerium waren im Oktober 411.951 Österreicher ohne Job (Schulungsteilnehmer mit eingerechnet). Zudem wird der Weg zurück ins Erwerbsleben tatsächlich immer schwerer: Die durchschnittliche Dauer der Arbeitslosigkeit liegt aktuell schon bei 132 Tagen. Auch ein Umstieg in ein anderes Betätigungsfeld ist schwieriger geworden.

Klappt die Jagd nach einem neuen Job längere Zeit nicht, liegt dies also kaum allein an dem, der sucht. Und es ist kein Grund, in Selbstzweifeln zu versinken. So schwer es fällt, nach der zig-ten erfolglosen Bewerbung guten Mutes zu bleiben: Frust und Existenzangst regieren zu lassen wäre kontraproduktiv, warnen Experten. Denn beide lassen auch die qualifiziertesten Kräfte verzagt und inkompetent wirken – und münden rasch in Depression.

Psychotherapeut und Coach Stefan Bienenstein, Verhaltens- und Wirtschaftstrainer Michael Jagersbacher, und Beraterin Ivanka Markulin vom Wiener Arbeitnehmerinnen Förderungsfonds (WAFF) nennen Strategien und Praxistipps, die Mut machen und die Chancen auf erfolgreiche Jobsuche deutlich verbessern:

Umdenken, wenn’s düster wird

„Wenn ich mich bemühe, aber auf Ablehnung stoße, kann ich das auch als Herausforderung betrachten. Dass ich mich dieser stelle, bestätigt mir, dass ich ein ,toller Typ’ bin“, formuliert Bienenstein. Es gelte, umzudenken und Rückschläge positiv zu konnotieren. In der quälenden Such-Phase seien drei Punkte besonders wichtig: „Das Tun, also etwa das Schreiben von Bewerbungen. Die Motivation an Bewerbungen zu arbeiten, statt trist vorm TV-Gerät zu hängen oder Trübsal zu blasen. Und Kreativität nach dem System „Schlauheit“: Ein Stahlwerk ist keine Design-Werkstätte. Ich muss also je nach Art des Unternehmens genau überlegen, wie ich eine Bewerbung formuliere und was ich von mir zeige.“

Droht bereits Depression die Antriebskraft zu rauben, rät der Psychotherapeut: „Leben Sie so gut wie möglich und seien Sie ruhig mal albern. Alles Positive hilft!“ Bienensteins Beispiel ist eine kleine Geschichte: Ein alter Indianer sagt: „In meinem Kopf kämpfen zwei Wölfe. Der Eine heißt Zweifel, der Andere Freude.“ Sein Enkel fragt: „Welcher gewinnt?“ Und der alte Mann antwortet: „Der, den ich füttere“.

Rückblick und Ist-Analyse

Vor jeder Suche nach einem künftigen Job lohnt sich ein Blick in die Vergangenheit, meint WAFF-Beraterin Markulin: „Ob es, wie bei uns, um Beschäftigte geht, die Veränderung suchen, oder beim AMS um Wege aus der Arbeitslosigkeit, macht keinen Unterschied: Es ist wichtig, vorab die Situation zu analysieren. Was genau hat mich unzufrieden gemacht? Waren es meine Aufgaben an sich, das Unternehmen oder etwa fehlende Aufstiegschancen? Wie sieht meine Ausbildung aus? Welches sind meine persönlichen und professionellen Stärken und Schwächen? Was habe ich bisher gemacht, was war daran gut und was war schlecht?“ Daraus ergibt sich, welche Sparten, Unternehmen und Stellen von Interesse wären. Markulin: „Machen Sie auch eine Arbeitsmarkt-Analyse, damit Sie sehen, wie oft eine solche Stelle angeboten wird, mit wie vielen Arbeitsstunden und welcher Bezahlung“.

Ein Abgleich dieser Jobbeschreibungen mit der Selbst-Analyse zeigt dann, wo Bewerbung Sinn macht. Diese Unternehmen sollten dann (z.B. via deren Websites) genau betrachtet werden: „Passen die Werte, für die diese Firmen stehen, sollten Sie auch in Ihrer Bewerbung darauf eingehen. Derart personalisierte Bewerbungen heben sich von 08/15 Schreiben ab. Das hebt die Chancen ebenso, wie ein Deckblatt mit professionellem Foto, ein kurzes Motivationsschreiben mit Ihrem Leitbild, Dienstzeugnisse und ein gut strukturierter, nicht zu langer Lebenslauf.“ Und, so die Expertin: „Bewerben Sie sich ruhig auch bei Firmen, die keine Job-Inserate schalten und fragen Sie immer wieder im Bekanntenkreis nach. Das muss Ihnen nicht peinlich sein! Viele Unternehmen fragen eher ihre Angestellten, ehe sie inserieren. Nur fünf bis zehn Prozent der Stellen werden durch öffentliche Suche besetzt.“


1. Versuchen Sie, die Situation zu akzeptieren. Aber weinen Sie Vergangenem nicht nach. Es ist wichtig, für Neues offen zu bleiben.

2. Sie sind mehr als Ihr Job! Viele Menschen definieren sich ausschließlich über ihre berufliche Tätigkeit und fühlen sich wertlos, wenn sie keine Arbeitsstelle haben. Überlegen Sie, wer Sie auch ohne Job schätzt und wofür. Nutzen Sie diese positive Energie für Ihre Jobsuche.

3. Schätzen Sie Ihre Schwächen! Sympathisch und vertrauenswürdig wirken Menschen, die ihre Stärken kennen, aber auch ihre Schwächen zugeben und nicht verbergen. Oft wirken nervöse Bewerber beim Vorstellungsgespräch sympathischer auf Recruiter, weil ihre Nervosität nahelegt, dass es ihnen ernst ist mit der Stelle.

4. Seien Sie anders! Zeigen Sie Ecken und Kanten. Das Leben ist zu kurz, um langweilig zu sein. Klassisches Vorgehen – perfektes Bewerbungsschreiben, perfekter Lebenslauf – wird nicht die Lösung sein, wenn sich zugleich 1.000 andere Bewerber um die Stelle bemühen.

5. Holen Sie sich Profi-Hilfe! Wollen Sie tanzen lernen, holen Sie sich einen Tanzlehrer. Den Weg zum Führerschein ebnet ein Fahrlehrer. Warum also Job-Suche auf eigene Faust versuchen? Sparen Sie Zeit und Energie, indem Sie jemanden beiziehen, der darin Erfahrung hat.

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