Arbeitswelt im Wandel: Müssen Mitarbeiter jede Veränderung mitmachen?

Arbeitswelt im Wandel: Müssen Mitarbeiter jede Veränderung mitmachen?
Selber Job, neue Tätigkeiten: Die Arbeitswelt dreht sich schneller als man selbst. Wie Veränderung gelingt, erklärt eine Change Managerin.

Streifen wir durch unsere Arbeitsstätte, sollten wir uns gut umsehen. Denn schon in ein paar Jahren kann es passieren, dass wir die eigene Firma nicht mehr wiedererkennen. Kunden werden zu Usern, Mitarbeiter zu Alleskönnern, aufwendige Prozesse erledigen sich plötzlich wie von selbst. Der Kern des Betriebs mag derselbe sein, aber die Art wie wir arbeiten, ist eine völlig andere geworden.

Wie man mithalten kann, wenn eine Veränderung die nächste überholt, damit befasst sich Barbara Buzanich-Pöltl. Sie ist Change Managerin der Beratergruppe Neuwaldegg und bewegt sich im Spannungsfeld, wenn Kunden „voll am Anschlag“ sind oder „viele neue Herausforderungen haben, die sie bewältigen müssen“.

Arbeitswelt im Wandel: Müssen Mitarbeiter jede Veränderung mitmachen?

Barbara Buzanich-Pöltl, Change Managerin

Das Ziel nicht kennen

„Veränderung ist komplex und braucht eine kontinuierliche Anpassungsfähigkeit“, erklärt Buzanich-Pöltl. Die lässt sich lernen, wenn man die richtigen Hebel zu bedienen weiß. „Manche sind schnell, bei anderen sind die Veränderungen grob“, erzählt sie.

Wichtig sei es, keine Lösung zu erwarten. „Man kann immer nur sagen: Was ist mein nächster Schritt?“ Möchte man etwa agiler werden – ein aktuell häufiger Wunsch – muss man auch die Art, wie Entscheidungen getroffen werden, ändern, so die Beraterin. Das fängt bei der Meetingkultur an und endet bei der Führungsriege, die lernen muss, die Kontrolle abzugeben.

„Der Schmerz kann hier sehr groß sein“, berichtet die Change Managerin. Führung und Macht sei deshalb der größte Stolperstein in Veränderungsprozessen. „Aber er ist auch jener, der viel Bewegung reinbringt.“ Den großen Unterschied würde machen, ob Führungskräfte die Veränderung von ihrem Team voraussetzen oder sie selbst tragen. Um das zu können, bräuchten sie viel Halt und Orientierung, um in die neue Rolle hineinzuwachsen.

Der Skepsis begegnen

Viel Wertschätzung müsse man Veränderungs-Skeptikern entgegenbringen. „Sie haben einen Grund für ihr Verhalten und den gilt es herauszufinden.“ Bei einem Kunden lieferte eine Mitarbeiterbefragung ein bemerkenswertes Ergebnis, erzählt die Beraterin. Angestellte gaben an, ihren Beruf nicht mehr wiederzuerkennen. „Das war so essenziell, dass sie nicht weitermachen konnten.“ Was dann?

Es wurde ein Setting geschaffen, in dem das Team Neues lernen und gesichtswahrend über Herausforderungen sprechen konnte. Mühsam zu Beginn, aber notwendig. „Wir sind nicht da, um geliebt zu werden“, sagt die Beraterin zu ihrer Funktion. Was sich positiv auf die Überlebensfähigkeit einer Firma auswirken kann, muss ausprobiert werden dürfen.

Jahre später traf sie eine anfänglich skeptische Klientin wieder. Es gehe ihr gut, die Umsetzung war einfacher, als erwartet, war das Feedback. „Positive Erlebnisse machen den Unterschied“, sagt die Beraterin. Im Mittelpunkt bei jedem Wandel sollte daher stehen, den produktiven Umgang mit Unsicherheit und Unplanbarkeit zu lernen.

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