Arbeitsstress: So geistern unerledigte Aufgaben nicht im Kopf herum

Arbeitsstress: So geistern unerledigte Aufgaben nicht im Kopf herum
Wir erinnern uns besser an unerledigte als an erledigte Aufgaben. Diesen Effekt kann man für sich nutzen, wenn man weiß wie.

Der Mensch erinnert sich eher an nicht abgeschlossene Aufgaben als an vollendete. Das ist der Zeigarnik-Effekt, benannt nach der russischen Psychologin Bljuma Zeigarnik, die das Phänomen in den 1920er-Jahren untersuchte. Ihre Erkenntnis: Das Gehirn schenkt unvollendeten Dingen mehr Aufmerksamkeit und baut diese ab, sobald etwas erledigt ist.

In der Wissenschaft ist das Phänomen umstritten. Doch schenkt man Zeigarnik Glauben, lässt es sich an so manchem Indiz gut erkennen. Im Arbeitsalltag tritt der Effekt ein, wenn Aufgaben bis Dienstschluss nicht abgeschlossen werden konnten, dann durch den Kopf geistern und im schlimmsten Fall den Schlaf rauben.

Bei einem Café-Besuch in den 1920er Jahren fiel Bljuma Wulfowna Zeigarnik erstmals das nach ihr benannte Phänomen auf. Sie beobachtete einen Kellner, der sich problemlos Bestellungen merken konnte, die nicht abgeschlossen waren. Erledigte Bestellungen aber verschwanden aus dem Gedächtnis. 

Zeigarnik untersuchte das Phänomen 1927 an der Berliner Humboldt-Universität. Sie stellte 164 Probanden verschiedene Aufgaben - manche davon unterbrach sie. An diese erinnerten sich die Probanden später besser - eine Bestätigung für Zeigarniks These. In der weiteren Forschung soll der Effekt jedoch nicht replizierbar gewesen sein.

Den Effekt im Job einsetzen

Austricksen kann man das Gedächtnisphänomen mit einer To-Do-Liste, mit der man Unerledigtes gedanklich „auslagert“. Das Gehirn gibt sich damit zufrieden, die Aufgabe scheint vorübergehend abgeschlossen, auch wenn sie das nicht ist.

Auch Schriftsteller Ernest Hemingway soll den Effekt positiv für sich genutzt haben: Er soll seine Arbeit immer unterbrochen haben, wenn er noch weitermachen hätte können, um am nächsten Tag schnell wieder ins Schreiben hineinzufinden. Selbiges kann man auch probieren: Indem man etwa einen Text oder eine E-Mail mitten im Satz unterbricht. Kommt man später darauf zurück, ist man schnell wieder im Schreibfluss. 

Ist man kein geübter Multi-Tasker, empfiehlt die Plattform lernen.net, sich auf das Single-Tasking zu konzentrieren und eine Aufgabe nach der anderen abzuschließen. Oder einen ganzen Tag einzulegen, bei dem offene Dinge abgearbeitet werden.

Kommentare