Arbeiten mit Behinderung: Ein Schritt nach dem anderen

Arbeiten mit Behinderung: Ein Schritt nach dem anderen
Jeder zweite Europäer mit Behinderung ist joblos. Wie sich Inklusion verbessert, war Thema des „DisAbility Confidence Day 2018“.

Gregor Demblin wartet neben der Bühne auf seinen Auftritt. Dann das: Er setzt einen Fuß vor den anderen. Macht kleine Schritte. Spaziert langsam quer durch den Saal. 300 Menschen sind verblüffte Zeugen, als der Gründer des Unternehmens myAbility geht. Warum das so besonders ist? Gregor Demblin ist querschnittsgelähmt und sitzt seit einem Unfall vor 23 Jahren im Rollstuhl. Dass er bei diesem Auftritt seine Beine wieder bewegen kann, verdankt er einem bionischen Exoskelett.

Technologie, der Meinung waren die Experten beim „DisAbility Confidence Day 2018“ am Dienstag in Wien, ist ein Gamechanger, der Menschen mit Behinderung ein einfacheres und selbstbestimmteres Leben ermöglicht. Namhafte Vertreter der Wirtschaft und Politik fanden sich hier zusammen, um ihre Programme und Ideen für die Zukunft vorzustellen, aber auch, um zu zeigen, welche technischen Errungenschaften jetzt schon eine bessere Inklusion in die Arbeitswelt bewirken.

Arbeiten mit Behinderung: Ein Schritt nach dem anderen

v.li.: Haraszti/REWE; Popp/BMDW; Hackl/ÖBB; Demblin/myAbility; Graf/Energie Steiermark; Ritz/Microsoft; Zadrazil/UniCredit

Da ist einerseits das noch sehr seltene Exoskelett. Die Österreichischen Lotterien setzen sich im Rahmen der Initiative „Walkagain“ dafür ein, dass Österreich sein eigenes bekommt. „Dann wollen wir es einer größeren Gemeinschaft zur Verfügung stellen“, sagte Vorstandsdirektorin Bettina Glatz-Kremsner bei einer der Podiumsdiskussionen. Andererseits gibt es etwa die von Microsoft entwickelte „Seeing AI-App“ für Menschen mit Sehbehinderung. Sie beschreibt dem Nutzer in Echtzeit das, was er mit der Handy-Kamera aufnimmt, erkennt Entfernungen und Freunde. Dorothee Ritz, General Manager Microsoft Österreich: „50 Prozent der Menschen mit Einschränkungen in Europa sind arbeitslos.“ Technologie könne die Entwicklung aufhalten.

Auch die REWE-Group setzt auf Inklusion. 600 Mitarbeiter mit Behinderung hat das Unternehmen. „Wir wollen mehr“, sagte der Bereichsvorstand von REWE International, Marcel Haraszti, am Podium. „Sie haben Fähigkeiten, die andere nicht haben. Sie stärken das Team. Firmen müssen sich heute mit diesem Thema beschäftigen.“ Bei REWE macht das eine eigene Disability-Managerin, das Unternehmen wird auch das erste sein, das demnächst für seine Barrierefreiheit zertifiziert wird.

Auch Post-Chef Georg Pölzl erzählte beim „DisAbility Confidence Day“ auf der Bühne über seine Erfahrungen mit Mitarbeitern mit Behinderung in seinem Unternehmen. „Von insgesamt 17.000 Mitarbeitern beschäftigen wir 1230 mit Behinderung.“ Dem Post-Chef ist es ein Anliegen, dass er selbst, aber auch seine Partner-Unternehmen Inklusion leben und vorantreiben.

Vorstandsdirektor der Energie Steiermark, Martin Graf, der ein barrierefreies E-Auto zum Event mitgebracht hat, appellierte ans Publikum: „Wir müssen aus der Wirtschaft heraus Barrierefreiheit schaffen. Menschen mit Behinderung betrachten die Dinge aus einer anderen Perspektive. Wir müssen sie fördern.“ Immerhin leben rund 18 Prozent der Österreicher mit einer Behinderung. Gregor Demblin: „Eine riesige Zielgruppe, deren Potenzial noch weitgehend ungenutzt ist.“

Inklusion in Zahlen

Laut Sozialministerium leben in Österreich 18,4 Prozent der Menschen, also 1,3 Millionen, mit einer Behinderung. Laut AMS waren im Mai 12.036 Menschen mit Behinderung arbeitslos, 1753 in Schulung. In den ersten fünf Monaten 2018 ging die Zahl der arbeitslosen Menschen mit Behinderung um 5,2 Prozent zurück. Für Firmen gilt eine Beschäftigungspflicht: Auf je 25 Mitarbeiter ist eine begünstigt behinderte Person aufzunehmen. Betriebe, die dem nicht nachkommen, müssen eine Ausgleichstaxe für jede Pflichtstelle zahlen.

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