Apulien: Im Land der süßen Tomaten

Apulien: Im Land der süßen Tomaten
Unter der apulischen Sonne kriegen die Tomaten den besten Geschmack. Ein Besuch bei Giancarlo Ceci, Gemüsebauer in achter Generation. Er bewirtschaftet 300 Hektar Natur in Süditalien - alles bio.

Dass es 35 Grad hat, stört die Arbeiter, die in den Feldern die Tomaten pflücken, nicht. Geduldig schlendern sie in Gummistiefeln durch die kniehohen grünen Sträucher, sorgsam nehmen sie Staude für Staude in die Hand. Die unreifen Früchte drehen sie zur Sonne, die tiefroten nehmen sie in einer Kiste mit. Jeden Tag drehen sie hier ihre Ernte-Runden. Echte Hitze sei das jetzt aber keine, erzählt der Mann, auf dessen Feldern wir stehen. Mitte August ist man durchaus höhere Temperaturen gewöhnt. Giancarlo Ceci, Chef des Bio-Betriebes Agrinatura, blickt dabei stolz über sein Land. 300 Hektar pure Natur, mitten in Apulien, einer Region in Südost-Italien. Auf einem Dritten seiner Felder wachsen Tomaten, Fenchel, Zwiebel, Mangold und Brokkoli aus der tiefroten Erde. Zwei Drittel der Agrinatura-Fläche sind Wald- und Weinbauflächen. Ceci führt das Unternehmen in achter Generation, seit 200 Jahren sind die Ländereien in Familienbesitzt. Agrinatura macht Sugghi, exportiert Passatas, verarbeitet Oliven und beliefert Dutzende Lokale in Apulien mit Wein.

Vom Feld in die Flasche

Alles, was hier in die Tomatensoßen kommt, wächst hier am Feld nur wenige Meter voneinander entfernt. Und wird hier auch gleich verarbeitet. Nur wenige Schritte hinter den gedeihenden Plantagen trocknen auf breiten Blechtischen Hunderte aufgeschnittene Tomaten mit Meersalz. Einige Tage später wird man sie eingelegt in Öl kaufen können.

Nur einen Steinwurf weiter, eine kleine Fabriskhalle aus der es dampft und zischt. In der Produktion ist es heißer, als am Feld. In der Halle durchlaufen die frischen Tomaten unter Aufsicht der Mitarbeiter am selben Tag eine Verwandlung von einer Frucht zum fertigen Sugo. Dabei ist wichtig: sie werden nur auf maximal 70 Grad erhitzt, sonst bleiben die Aromen nicht erhalten, erzählt Ceci. Jährlich werden hier 870.000 Gläser Passata und Polpa allein für die österreichische Marke Ja!Natürlich abgefüllt, dazu kommen 275.000 Gläser Sughi, 85.000 Flaschen Olivenöl – natürlich aus der hauseigenen Olivenölpresse. 40 Prozent des gesamten italienischen Olivenöls kommen aus der Region Apulien.

Viel Hingabe

„Bio braucht Einsatz. Bio braucht Hingabe. Bio braucht Liebe“, erklärt Signore Ceci zurück am Feld. Bio sei auch nicht billig. Dennoch entschied sich Ceci 1988 seine komplette Produktion auf Bio umzustellen. Das freut den Export, in Italien spiele Bio bei den Konsumenten aber kaum eine Rolle. „Als Kaufkriterium steht es etwa an der viertel Stelle, erklärt Leonardo D’Alessandro, Handelsagent von Agrinatura. „Italien ist Nummer eins beim Produzieren in Europa. Aber letzter beim Konsum“.

Agrinatura ist einer der ersten zertifizierten Bio-Produzenten in Italien, Giancarlo Ceci mit seinem Bio-Betrieb einer der ersten Partnern von Ja!Natürlich. Immer dann, wenn in Österreich wetterbedingt die Ernte zu knapp ausfällt, Obst und Gemüse ursprungsgeschützt sind oder in Österreich schlicht nicht angebaut werden können, greift das Unternehmen auf Bio-Partnerbetriebe aus dem Ausland zu. 20 Prozent des Sortiments stammen daher aus Regionen, wo die Bedingungen besser sind, als in Österreich. So kommen auch die Tomaten für die Polpa und Passata von Agrinatura. Nur die vielen Sonnenstunden unter dem apulischen Himmel könnten diesen charakteristischen Geschmack erzeugen, erklärt Martina Hörmer, Ja!Natürlich-Chefin, bei der Feldbesichtigung. Für diese Tomaten sei August die beste Erntezeit. Der Kunde zerrt vom Produkt im Regal aber ganzjährig.

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