Apples heimlicher Star

Apple–Musik-Marketing-Chefin Bozoma Saint John (m.)
Mit High Heels und Rock-Attitüde stiehlt sie ihrem Chef, Tim Cook, die Show. Die Marketing-Chefin avanciert zum Tech-Star und Vorbild.

"Wow, wow, wow! Thank you, Boz", verabschiedet Apple Vizepräsident Eddy Cue die zu afrikanischem Hip Hop tanzende Schönheit von der Bühne. Der Applaus will nicht aufhören, die Kamera schwenkt über euphorische Zuschauer-Reihen. Wer war diese Frau? 1,80 Meter groß, mit Zehn-Zentimeter-Absätzen und einer Attitüde, die selbst die hintersten Reihen im Saal platt zurücklässt. Wer war diese Frau, die bei der alljährlichen Apple Entwicklerkonferenz WWDC im Juni die Neuheiten von iTunes präsentiert hat?

Der erste öffentliche Auftritt der Apple–Musik-Marketing-Chefin schlägt ein wie ein Sommerhit. Während Vorstandsvorsitzender Tim Cook mit Hemd in der Hose sanft die Touchscreens streichelt, schnappt sich Bozoma Saint John das iPhone und zeigt wippend und rappend im pinken Mini und mit Mega-Afro, wie man das Gerät wirklich bedient. Die Branche hat die Konferenz heuer als "amazingly langweilig" abgetan – es ist ihre Präsentation, wegen der doch noch alle über Apple reden. Und es lohnt sich, von "Boz" noch mehr zu erzählen. Denn die US-Medien handeln sie aktuell als coolste Frau im Tech-Business, die wichtigste Frau im Musik-Business und den heimlichen Star bei Apple.

Boz ist Vorreiterin

Als afroamerikanische Frau in der Chefetage gehört sie zu einer Minderheit – bei Apple, in Amerika und auf der Welt. Im Sommer vor zwei Jahren, das zeigen Apple-Zahlen, waren 72 Prozent der leitenden Positionen von weißen Männern besetzt. Von den 83 Führungskräften hatten lediglich drei Frauen und acht Männer Migrationshintergrund – Boz kommt aus Ghana. Auch mit ihrer Einstellung schwimmt sie gegen den Strom. Als Managerin müsse man sich nicht an die Männerwelt anpassen, man könne zeigen, was man hat. Kein Bild zeigt sie ohne perfektem Make-up, High Heels, langen Nägeln und großem Grinser. Wegbegleiter bezeichnen sie als Naturgewalt, die sich kein Blatt vor den Mund nimmt. "Jemand hat mir mal den Rat gegeben, niemals roten Nagellack oder Lippenstift ins Büro zu tragen, das könnte zu wagemutig sein und die falsche Botschaft senden", twittert sie kürzlich. Wenige Minuten später der nächste Tweet: ein Selfie aus dem Auto, die knallroten Nägel an die knallroten Lippen gelehnt. Ihr Kommentar: "Am Weg ins Apple-Hauptquartier, um den CEO zu treffen."

Der Posten als weltweite Consumer Marketing Chefin bei Apple Music ist die vorläufige Spitze ihrer Karriere. Die 39-jährige Managerin hat auch einen schillernden Weg hinter sich. In Ghana geboren und aufgewachsen, emigriert sie mit ihrer Familie als Jugendliche in die USA. Sie studiert Afro-amerikanische Studien und Englisch, startet ihre Karriere bei der Modemarke Ashley Stewart, wo sie sich zur Marketing Vizepräsidentin hocharbeitet. Ihre Laufbahn führt sie zu Pepsi, wo sie die Music & Entertainment Gruppe für Nordamerika managt. In diesem Job wird sie für die großen Deals mit Musikern landesweit berühmt. Sie holt Katy Perry, Nicki Minaj oder Kanye West als Testimonials. Dank ihrem Engagement soll sich Beyoncé für die Superbowl Halbzeit-Show 2013 mit ihren ehemaligen Bandkolleginnen von Destiny’s Child zusammengetan haben.

Dann stirbt ihr Ehemann und Vater ihrer Tochter an Krebs. Drei Monate bevor sie von Pepsi zum Kopfhörer-Riesen Beats Music als Marketing-Chefin wechseln und somit von New York nach Los Angeles ziehen soll. Die Erwartungen an die Alleinerziehende und Managerin sind riesig. Heute sagt sie, dieser Druck habe sie zu dem Diamanten, dem "Rockstar" und der "superexecu-mommy" geformt, die sie heute ist. Nachdem Beats 2014 von Apple geschluckt wird, avanciert sie dort zur Marketing-Chefin der Musik-Schiene.

Ihren Ruhm weiß der Marketing-Profi zu nutzen

Boz ist Gast bei Frauen-Empowerment-Events, setzt sich für Diversity ein. Aktuell versteigert sie sich für einen einstündigen "Powerlunch". Bis 21. Juli kann man auf www.charitybuzz.com mitbieten, ab 2500 Dollar ist man dabei. Das Geld spendet sie an eine Organisation, die Kunst von Kindern in New York fördert. Die Apple Konferenz war ihr "Moment to shine", sagt ihre Freundin und US-Business Angel Anjula Acharia-Bath unlängst in einem Business Insider-Interview. Doch das sei erst der Anfang gewesen. Sie sieht in Boz den nächsten Apple-CEO.

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