Animalische Business-Welt: Welches Tier sind Sie?
Der Stärkere überlebt – nicht nur in der Natur gilt das als Gesetz. Auch in unserer Wirtschaftswelt lebt man unter diesen Bedingungen, meint die Dekanin der Executive Academy der Wirtschaftsuniversität Wien Barbara Stöttinger und hat die interessantesten Kreaturen des täglichen Business-Lebens unter die Lupe genommen.
Fleißige Bienen
Als fleißige Wesen bekannt sind die Bienen mit ihren Königinnen. Als Letztere bezeichnet werden weibliche Führungskräfte in einem in der Regel von Männern dominierten Umfeld.
Ihr Manko: Sie fördern zum Teil absichtlich Mitglieder aus ihrem Team nicht bei ihrer Entwicklung, insbesondere dann, wenn es sich um Frauen handelt. Auch aktuelle Forschungsergebnisse stützen die Hypothese, dass Frauen an der Macht hauptsächlich auf ihresgleichen herumzuhacken scheinen. „Wie Bienenköniginnen eben, ganz nach dem Motto ’im Bienenstock kann es nur eine wie mich geben‘“, sagt Stöttinger.
Die Elefanten
Die weißen Elefanten sind ohne Frage eine schillernde Spezies. In der Wirtschaft stehen sie für Mitarbeiter, die keine wirkliche Funktion haben. Es braucht deshalb konkrete Strategien, um mit ihnen zielführend umzugehen.
Entweder konsequentes Training und der richtige Einsatz in einem neuen Betätigungsfeld. „Oder sie loswerden“, sagt Stöttinger. „Auch wenn es gerade bei einer bedrohten Tierart vielleicht schwierig sein mag.“
Die Haifische
Zahlreicher als weiße Elefanten tummeln sich hingegen die Haifische in den Meeren der Unternehmenswelt. Laut Stöttinger spielen sie vor allem im Finanzjargon eine große Rolle und gelten als Symbol für angriffslustige, hungrige Konkurrenten, die keine Gelegenheit auslassen, um rasch zuzuschlagen oder ein Unternehmen feindlich zu übernehmen. „Als Abwehrmaßnahme hilft hier nur ein sogenannter ’shark repellent‘, also Bestimmungen in einer Unternehmenssatzung, die es schwieriger machen, die Akzeptanz eines feindlichen Übernahmeangebots erfolgreich zu gestalten“, sagt die Expertin.
Die Cash-Cow
Die Cash Cow ist die vermutlich bekannteste Kreatur unter den Business-Tieren. Sie sorgt für stete Einnahmen bei überschaubaren Kosten. Auf diese Spezies gelte es laut Stöttinger besonders aufzupassen. „Bekanntlich geben glückliche Kühe mehr Milch, was wiederum gut für den Bauern ist.“ Gleichzeitig hieße es aber auch Vorsicht walten zu lassen. Denn gerade auf großen Bauernhöfen kann eine spezielle Fürsorge für einen mitunter dazu führen, dass andere Tiere im Stall bzw. in weniger profitablen Bereichen langfristig vernachlässigt werden, was wiederum negative Auswirkungen haben könne.
Die Goldesel
Eine sehr rare Spezies, die so selten in der Business-Welt vorkommt, dass sie noch niemand wirklich zu Gesicht bekommen hat. Trotzdem sind die Beliebtheitswerte der Goldesel nicht zu übertreffen – jedes Unternehmen hätte nämlich gerne einen solchen im Keller – dann würde so manches leichter fallen.
Die Zebras
Zebras sind in der Business-Fauna eng verwandt mit den Einhörnern, allerdings mit einem wichtigen Unterschied: Zebras sind Start-Ups, denen es nicht um Gewinne und exponentielles Wachstum um jeden Preis geht, sondern die auch auf nachhaltige Werte wie soziale Verträglichkeit achten. Sie sind nicht darauf ausgelegt, alles kahl zu fressen, sondern sorgsam mit den Ressourcen umzugehen. Sie sind zugleich profitabel und gesellschaftlich verträglich. Nie würden sie das eine um das andere opfern.
Wachstum ist zwar für Zebras, die vielfach unter der Kategorie der Social Entrepreneurs geführt werden, ebenfalls von Bedeutung, aber stets unter der Prämisse eines positiven Wandels von Wirtschaft und Gesellschaft. Die 2005 gegründete E-Commerce-Website Etsy, die sich auf den Kauf und Verkauf von handgemachten Produkten, Vintage und Künstlerbedarf spezialisiert hat, oder Basecamp, ein Unternehmen, das Start-ups umfassend dabei unterstützt, im Silicon Valley Fuß zu fassen, sind nur zwei Beispiele erfolgreicher Zebras.
Die lahme Ente
Der Begriff „lahme Ente“ stammt eigentlich aus der Börsenwelt und umschreibt einen Investor, der die Verluste nicht mehr ausgleichen kann. Unter lahmen Enten versteht man aber heute in der Wirtschaft auch jene Unternehmen, die wenig Offensivkraft entwickeln können; in der Politik bezeichnen sie handlungsunfähige Politiker, wie etwa den amerikanischen Präsidenten, der noch bis mit Januar im Amt ist, obwohl im November des Vorjahres bereits ein neuer Präsident gewählt wurde.
Die fetten Katzen
Die fetten Katzen, die in der Fachsprache auch „fat cats“ genannt werden, darf man im Business-Dschungel nicht vergessen. Dabei handelt es sich um reiche und gierige Typen, sich der Arbeit anderer bedienen, um dadurch noch reicher zu werden. „Gleichzeitig werden als ‘fat cats‘ aber auch Top-Manager und Konzern-Bosse bezeichnet, die in wenigen Tagen so viel verdienen, wie ein Arbeitnehmer in einem ganzen Jahr“, erklärt Stöttinger. Als „Fat Cat Day“ wird insofern auch jener Tag bezeichnet, an dem das jährliche Einkommen von Beschäftigten durch Vorstandsmitglieder oder Vorstandsvorsitzende bereits verdient wurde. In Österreich ist dieser am 9. Jänner.
Kommentare